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2.4. Gemeinsam gebraucht
ОглавлениеGott braucht uns. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass dieser Satz oft im Plural formuliert war. Das war natürlich Absicht.
Wir individualisieren gerne. Mein Glaube, meine Gottesbeziehung, meine Erfahrungen mit Gott ...
Auch beim Thema Gaben und Aufgaben neigen wir dazu.
Ich mache, ich bin, ich kann ... oder eben auch ich kann nicht ... Immer »Ich«.
Natürlich hat dieses »Ich« seine Berechtigung. Wir sind nicht nur völlig unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Biografien, sondern auch unterschiedlich begabt und zu unterschiedlichen Aufgaben berufen. Gleichmacherei wäre da tödlich!
Die Bibel allerdings spricht fast immer von »Ihr«. Gemeint ist der Jüngerkreis, eine kleinere Gruppe, die anwesende Gemeinde, das Volk Gottes. Ja, Gott hat den Einzelnen im Blick – aber immer als Teil seines Volkes oder der Gemeinde. Ja, Gott kümmert sich um mich ganz persönlich, aber immer auch um seine Kirche, welcher Konfession auch immer.
Die Ausrichtung auf Gemeinde und Volk fällt mir nicht nur im Alten, sondern auch im Neuen Testament auf. Jesus betet nicht »Mein Vater«, sondern »Unser Vater« und spricht immer wieder im Plural. So ist es auch bei der Sendung: »Ihr« seid das Salz der Erde. »Ihr« seid das Licht der Welt. Paulus nimmt das auf und spricht von der Gemeinde als Leib und Brief Christi.
Solche Einbindung in eine größere Gruppe empfinde ich als überaus entlastend. Ich muss nicht alles machen, können oder abdecken. Ich habe vielmehr spezielle Gaben empfangen und soll sie für entsprechend spezielle Aufgaben nutzen.
Wir haben in Gruppen mehrfach eine kleine Aktion gemacht. Jeder hat ein Schild um den Hals bekommen. Darauf stand: »Ich bin das Licht der Welt!« Es war hoch interessant, die Gespräche darüber zu begleiten.
»Welche Anmaßung!« »Das ist Jesus, aber doch nicht ich!« »Da fühle ich mich völlig überfordert!« »Das klingt total arrogant!« »So würde ich nie draußen rumlaufen.«
Besonders interessant war die Entdeckung, dass Jesus nicht gesagt hat: »Du« bist das Licht der Welt, sondern »Ihr« seid es. Also bin ich Teil eines Ganzen. Ich mag eine kleine Funzel sein – aber eben zusammen mit anderen.
Die Zugehörigkeit zu einem viel größeren Ganzen befreit mich dazu, mein kleines Licht leuchten zu lassen!
✪Spannend zu fragen, wie und wo Gott mich braucht – ebenso spannend wird es, wenn eine Gruppe fragt: Wie und wo braucht Gott uns (als Hauskreis, Gruppe, Gemeinde usw.)?