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Mit dem Road Train durch das glühend heiße Nullarbor 13.01.2013: Albany – Nullarbor (Rad und Road Train): 7

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Es zieht mich weiter. Bald stehe ich mit meinen Packtaschen draußen und möchte sie befestigen. Da wird mir von zwei jungen Männern wieder ins Gewissen geredet, die Fahrt per Fahrrad in dieser Affenhitze nicht durchzuführen. Ich lächle sie an und erkläre ihnen, dass 85% der Menschheit dauernd Angst hat. Das sind die normalen Menschen. Zu den restlichen 15% gehöre ich. Die hier Anwesenden und die drinnen Sitzenden sind alles Weich-Eier (eingeschlossen der Backpacker-Leiter, was ich aber nicht sage). Sie verschwinden beleidigt.

In diesem Backpacker Hotel erhält jeder so viele Eierpfannkuchen, bis der Bauch voll ist. Während Mozarts „Kleine Nachtmusik“ spielt, sitze ich da und genieße die duftenden und leckeren Pfannkuchen, bis nichts mehr hinein geht.

Draußen starte ich bei Sonnenschein und blauem Himmel. Die Wolkendecke von gestern ist bis auf kleine Schäfchenwolken abgezogen. Der Leiter des Backpacker Hotels sucht mich draußen, um mich bei meinem Start zu fotografieren. Auch reiche ich ihm meinen Fotoapparat und erhalte auf dieser Weise ein Startfoto. Ab geht es und immer leicht bergauf. Aber es radelt sich ganz angenehm. Bald liegt Albany hinter mir tief unten. Mit einem komischen Gefühl aufgrund der gefährlichen Nullarbor-Durchquerung rolle ich gen Osten, immer überlegend, wie ich dieses große Problem lösen kann.

Nach 7,14 km teilt sich der Highway. Meine Strecke führt rechterhand weiter gen Osten. Zu meiner hellen Freude steht hier ein Roadhouse. Das lächelt mich richtig bittend an, einzutreten. Ich kann dem Gefühl, hier eine Flasche mit kaltem Sprite zu trinken, nicht widerstehen, stelle mein bepacktes Rad rechts neben den Eingang, steige die Stufen hinauf und betrete einen wunderbar kühlen Innenraum voller Regale mit Leckereien. Hinter dem Tresen steht der Inhaber, gerade einen Gast abfertigend. Und gegen die Busstrecke von gestern ist das, was mir nach dem Wegfahren von Albany im ersten Roadhouse passiert, noch gar nichts.

Als ich dem Wirt mein Vorhaben erzähle, nimmt er mich mit in einen Hinterraum seines Roadhouses und zeigt mir ganz stolz sein Recumbent-Fahrrad, ein Liegerad, an dem hinten noch die zwei Stangen mit den orangefarbenen Dreiecksfahnen stecken. Mit diesem Rad und einem Trailer dahinter, so erzählt er mir ganz stolz, sei er vor drei Jahren fast um ganz Australien geradelt. Ich bin baff und total von ihm und seinem Rad fasziniert! Aber er ist ein großer, starker, breitschultriger Mann mit sehr viel Kraft, eigentlich das Gegenteil von mir.

Und dann warnt auch er mich ganz eindringlich, mit dem Wasser, das ich mit mir transportiere, nicht durch das Nullarbor zu fahren. Dazu brauche ich noch mindestens zwei Wassersäcke zu je 5 Litern, die ich mir in Esperance im Camping- und Angelgeschäft kaufen und auf mein Rad schnallen soll. Dass das aber für meine Verhältnisse unmöglich ist, erzähle ich ihm nicht, sondern sage, dass ich es machen werde.

In Gedanken bin ich total verzweifelt. Warum soll mein Traum nicht wahr werden? Was für eine Hölle hat die Natur hier für die Fahrradfahrer eingebaut, die gen Osten radeln müssen, um ab Ceduna weiterradeln zu können?

Um mich zu trösten, kaufe ich mir eine große Flasche Sprite und eine Avocado. Sinnend nach draußen guckend und überlegend, wie ich dieses Übel bestehen kann, denke ich, dass ich dann eben bis Norsemann radeln werde, um mir dort einen Truck-Fahrer zu suchen, der mich mit meinem Rad durch die Hölle Australiens mitnimmt. Ich schicke Gebete nach „oben“ zu meinem großen Freund. Vielleicht hilft er mir ja.

Und während ich so durch die Scheiben nach draußen auf den Platz mit den dort tankenden Autos blicke, fährt dort doch tatsächlich ein großer, roter Road Train vor und hält an. Ach, denke ich, seine beiden Trailer sind sicher verplombt, so dass dort nichts weiter hineingestellt werden kann. Aber fragen will ich trotzdem.

Ich also mit neuem Mut hinaus zu den Männern dieses großen Schreckgespenstes aller Fahrradfahrer und frage, ob sie mich mit meinem kleinen, bepackten Rad, das dort an der Wand steht, durch das Nullarbor mitnehmen können, um mich vor dem sicheren Tod durch Verdursten zu retten.

Sie lächeln mich milde an, schauen mich von oben bis unten an und dann mein kleines bepacktes Rad. Aber niemand sagt etwas. Na, so schnell gebe ich nicht auf, bleibe an ihnen kleben und frage noch zweimal. Daraufhin werde ich angelächelt und mit dem Kopf ein „ja“ genickt!

Nun bin ich gerettet und will gleich mein Rad hierher schieben. Nein, das soll man noch dort stehen bleiben; denn sie wollen hier noch duschen, tanken und frühstücken. Ich soll warten. Das tue ich gern und bitte, ihr Frühstück wenigstens als Dankeschön bezahlen zu dürfen. Nein, das darf ich nicht. Also bleibe ich neben ihrem Tisch sitzen und lasse sie nicht aus meinen Augen.

Und dann ist es soweit. Alle gehen nach draußen. Dem einen Road Train-Fahrer wird gezeigt, wo auf der anderen Seite mein Rad hineingeschoben werden darf. Ich hole es also flott und bringe es mit seiner Hilfe samt meiner Packtaschen darin unter. Dieses Verließ befindet sich unter dem ersten großen Trailer. Dann darf ich mich im Führerhaus oben auf das obere Bett legen.

Der zweite Road Train-Fahrer legt sich zum Schlafen auf das untere Bett und deckt sich mit einer dünnen, dunklen Decke total zu, damit ich von oben nach draußen gucken kann, er aber nicht durch das einfallende Licht belästigt wird. Auf dem Beifahrersitz fährt ein Passagier mit, dessen gefrorene Sardinen hinten in den Trailern transportiert werden. Er ist Fischer aus Perth.

In der Umgebung von Esperance werden noch viele weitere Kisten gefrorener Sardinen dieses Fischers in den ersten Trailer geschoben, bis dieser ganz voll ist. Und weiter geht es zu noch einer Stelle, wo weitere große Kisten mit gefrorenen Sardinen in den zweiten Trailer geladen werden, bis auch dieser gefüllt ist. Dort erhalten wir noch etwas zu trinken und Kekse zu essen.

Hier bleibt der interessante Fischer zurück und fährt mit seinem hier schon wartenden kleinen Truck zurück nach Perth. Auf diese Weise ist der Sitz neben dem Road Train-Fahrer für mich frei. Nun erst bietet sich mir die Möglichkeit, die Umgebung zu sehen. Vom oberen Bett aus war nur beidseitig der Schnauze des Motors die Straße oder der Sand zu sehen. Ein sagenhaft starkes Gefühl hier vorn! Bei Dunkelheit erreichen wir Norsemann, biegen nach Osten auf den Eyre Highway ab und rollen bei kühler Nachttemperatur von 20°C gen Osten durch die Nacht. Zuerst bin ich davon so fasziniert, dass ich unten auf dem Beifahrersitz sitzen bleibe und die Nachtfahrt geniesse, als säße ich gerade auf meinem kleinen Rennrad während eines Marathons. Es ist einfach großartig!

Aber um 24.00 Uhr fange ich zu frösteln an und werde müde. So steige ich hoch auf das obere Bett und lege mich schlafen.

Auf zum Nullarbor

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