Читать книгу Auf zum Nullarbor - Hermine Stampa-Rabe - Страница 17

19.01.2013: Orroorro – Jamestown: 70 km

Оглавление

Um 4.00 Uhr morgens ist es im Zelt kalt und draußen noch viel mehr. Das Wetter hat total umgeschlagen. Das kommt davon, dass ich die Hitze per Email nach Hause schickte. Das kenne ich schon von früher. Draußen ist es stockfinster. Und da meine Packtaschen bis auf die Waschtüte fertig gepackt im Zelt stehen, lege ich mich noch einmal aufs Ohr. Hier wird es nämlich erst um 6.00 Uhr hell. Auf meinem Weg in die sanitären Anlagen stelle ich zu meiner Freude fest, dass der Sturm nachgelassen hat. Gut für mich. Als ich vom Duschen in die Freiheit trete, hat sich der Himmel gelichtet. Viele weit entfernte kleinere Wolkengebilde schwimmen dunkel am hellblauen Firmament. Alle Menschen schlafen noch.

Als ich den Caravan Park verlasse, kommt rufend ein Mann hinter mir her auf die Straße. Er hält seine Zahnbürste noch in der Hand und fragt mich: „In welche Richtung möchten sie fahren?“

„Nach Jamestown“, gebe ich zur Antwort.

„Ja, dahin will ich auch mit meinem Caravan und werde sie später überholen.“

Lächelnd verabschieden wir uns. Dann rolle ich in den Morgen hinein. Es radelt sich gut; denn ich habe endlich ordentlich ausgeschlafen.

Langsam kommt Wind auf, der sich immer stärker an mir und meinem Rad bemerkbar macht. Meine Straße nach Jamestown durchschneidet viele abgeerntete Weizenfelder. Später sehe ich beidseitig urige Felder, auf denen Schafe weiden. Sobald sie meiner ansichtig werden, rasen sie weg.

Zweimal lege ich an der Straße eine Ruhepause ein, mag mich aber nicht an die Straßenseite setzen, weil es hier sehr viele Ameisen gibt. Das habe ich unangenehm auf meiner Fahrt von Ceduna nach Wirrula feststellen müssen, als ich mich unbedarft in den Schatten eines Mallee-Trees setzte, um mich auszuruhen. Da blieb ich nicht lange sitzen, denn es piekte mich plötzlich sehr an meinem Popöchen und meinem Rücken. Zuerst dachte ich, dass das das vertrocknete Gras mit seinen Spitzen war. Aber verkehrt gedacht! Als ich mich hinstellte und mir meine Sitzfläche am Boden ansah, ging mir ein Licht auf: Da hatte ich mich doch tatsächlich in einen Ameisenhaufen gesetzt! Na, das passiert mir nur einmal, hoffe ich.

Rechtsseitig hüpft vor mir ein Känguru am Zaun entlang, überquert die Straße und setzt seine Flucht vor mir in weiteren Sprüngen fort. Später sehe ich es wieder auf der rechten Seite. Es kann aufgrund der Zäune beidseitig der großen Straße nicht weiter ausweichen. Bald schnürt ein Fuchs vor mir von rechts nach links, später von links nach rechts über die Straße. Und ganz viel, viel später liegt ein totgefahrener auf der großen Straße. So ein prachtvolles, gesundes Tier! Er tut mir richtig leid, sicher, weil er auch nicht aufgrund der Zäune weiter fliehen konnte. Ob er noch Jungtiere im Bau zu versorgen hat? Wer übernimmt das nun?

Nach noch einer Erholungspause, denn der Sturm kommt stark von vorn, unterbreche ich meine Tour bis Jamestown noch einmal, weil rechts an einem alten Haus auf einem Schild „Winery“ steht. Ein Mann steigt dort aus einem Pickup, läßt seinen hässlichen, grauen, anthrazit gepunkteten Hund herunter und öffnet die Tür. Ich hoffe, hier etwas essen zu können. Er weist mich hinein, muss aber selbst draußen vor dem Haus arbeiten. Er kommt aus Adelaide und hat hier in der Nähe seine Kühe – Cattles – stehen. Ich darf mich drinnen hinsetzen, erschauere aber beim Anblick der dort drinnen aufgestellten Gegenstände. Dieses Gebäude wird wohl nur von Männern als Treffpunkt für Feten benutzt. Eine weibliche Statue mit BH und Slip in normaler Größe steht hinter dem Tresen auf einer Empore. Ich gehe weiter in den hinteren Raum. Dort stehen ein uraltes Klavier und daneben eine vollständige Schlagzeuganlage. Ich fotografiere alles und wende mich dem Ausgang zu. Auf diese Weise betrete ich noch einmal den ersten Raum, den ich gar nicht so richtig beim Eintreten wahrgenommen habe. Hier stehen vier weiche Sofas und auf einem Bord witzige, selbst angefertigte Figuren aus Metalldosen. Aber was „den Vogel abschiesst“ und was mich auf den Wirt nicht mehr warten, sondern von hier fliehen läßt, das ist daneben der Oberschädel eines Totenkopfes. Dabei fällt mir der abgeschnittene Männerkopf von Rottnest Island ein. Nein, das ist zuviel für mich! Draußen schnappe ich mir mein Rad und fliehe.

Mittags erreiche ich die kleine Stadt Jamestown, radle bis in das Stadtzentrum und kaufe ein. Es ist fast alles aus meinen Packtaschen aufgegessen. Nachschub ist nötig.

Auf dem Caravan Park erhalte ich einen Rasenplatz für mein Zelt, der aber noch total im heißen Sonnenschein liegt. Wenn die Sonne weiter herumgegangen ist, stelle ich gegen Abend mein Zelt auf; denn ich bin sehr müde und sehne mich nach meinem erholsamen und verdienten Schlaf. Fünf Perlhühner aus Afrika picken das Ungeziefer aus dem Rasen, der gerade besprengt wird.

Im Waschraum finde ich aufgrund des Steinfußbodens und des darin herrschenden Schattens eine kühle Unterkunft, wenngleich hier kein Stuhl steht. Aber das kenne ich schon von den anderen Caravan-Parks. So lege ich mir eine Zeitung auf den Fußboden, setze mich darauf, nehme meinen kleinen Computer auf meine Oberschenkel und beginne, meine Erlebnisse aufzuschreiben. Mein bepacktes Rad lehnt derweil draußen an dieser Hausmauer.

Gegen 18.00 Uhr ist die Sonne herumgezogen und hinterlässt genügend Schatten auf dem sehr weichen und großen Rasen. Endlich kann ich mein Zelt aufstellen und mich darin schlafen legen. Es ist noch warm. Deshalb trage ich nur meinen Pyjama.

Auf zum Nullarbor

Подняться наверх