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Ich durstiges Kamel 11.01.2013: Mandurah – Bunbury: 105 km

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In der Nacht stürmt es gewaltig. Zum Glück steht mein Zelt geschützt hinter einer hohen Wand. In der Nacht fahren die Autos, die neben meinem Zelt stehen, zu verschiedenen Zeiten weg. Von Schlafen kann keine Rede sein. Mitternacht schläft der Sturm schlagartig ein, und gegen Morgen schwimmen vereinzelte kleine Schönwetterwölkchen wie Wattebälle am blauen Himmel.

Mein Thermometer zeigt 26°C. Im hohen Baum neben mir flöten mehrere schwarz-weiße australische Elstern. Vor dem Eingang meines Zeltes wächst ein hoher und dichter Busch. Wenn ich Angst gehabt hätte, hätte ich nicht schlafen können, weil darin sicher Spinnen, vielleicht auch giftige, ihre Netze gewebt haben. Aber die waren an mir nicht interessiert. Und eine Schlange hatte auch keine Sehnsucht, zu mir ins Zelt zu schleichen.

Müde starte ich um 7.30 Uhr. Mir stehen zwei verschiedene Highways nach Bunbury zur Verfügung. Der Mann aus dem Fahrradgeschäft in Perth riet mir, den Küstenhighway zu nehmen. Das tue ich, kann auch einige Fotos schießen.

Nach einer langen Strecke wird der ganze Verkehr auf den neuen Highway, der parallel zu dem Alten Küstenhighway geht, geleitet. Mit einem Wasser-Müsli im Bauch und kaum geschlafen, rolle ich so langsam bei Gegenwind vor mich hin. Er kühlt mich ab. Mein Thermometer zeigt 27°C. Als ich mich in einem Roadhouse erhole, erzählt mir eine Frau, dass hier vor einer Woche noch 45°C herrschten. Die werden wir bald wieder haben. Eine Hitzewelle folgt immer einer Abkühlung. Na, da steht mir ja noch so Einiges bevor.

Während meiner nächsten Ruhepause geht mir die heutige, harte Fahrradtour nicht aus dem Kopf. Ab morgen führt meine Strecke durch ein Mittelgebirge. Mit meiner jetzigen Leistung bin ich dazu nicht in der Lage. Das muss ich mir klar vor Augen halten. Aber wie soll ich bis Albany durch das mir bevorstehende Mittelgebirge kommen? Vor einigen Jahren las ich den Reisebericht eines englischen Journalisten, der von Sydney aus um Australien radeln wollte. Als er hier von Bunbury bis Albany durch dieses sehr hochwellige Mittelgebirge fuhr, stürzte er so schwer, dass er mehrere Monate im Krankenhaus liegen musste. Und wenn dieser Mann es nicht schaffte, dann kann ich es als kleine Frau erst recht nicht schaffen.

Da fällt mir die Frau aus der Perth-Tourist-Information ein, deren Visitenkarte in meiner Brieftasche steckt. So halte ich einfach auf einer Kreuzung, hole mein Handy hervor – es ist schon nach 17.00 Uhr – und rufe sie an. Von ihr erhalte ich die Nachricht, dass eine Bahn von Bunbury durch diese Berglandschaft bis nach Albany fährt. Diese Verbindung werde ich mir abends noch buchen. Ich bin ganz erleichtert und freue mich auf die Bahnfahrt. Bei den Autos, die die Highways bevölkern, geht mir immer wieder die gruselige Frage durch den Kopf: Wird in einem dieser Autos der Kopfabschneider sitzen?

Da ich aber erst um 18.20 Uhr den Bahnhof Bunbury erreiche, ist es dort schon dicht. Als ich beim Caravan-Park anhalte, ist dort auch schon geschlossen. Zum Glück steht auf dem Hof noch eine Frau in gelber Schutzkleidung, die mir hilft. Sie findet an der Eingangstür einen Telefonhörer samt Telefonnummer und reicht mir den Hörer. Die Dame am anderen Ende will gleich kommen. Tut sie auch. Und weil ich nur ein kleines Ein-Personen-Zelt besitze, erhalte ich für $20 einen Rasenplatz. Das hätte ich gern auch in Mandurah bezahlt, aber leider musste ich für den primitiven Caravan-Platz $35 blechen. Diese Halsabschneiderin!

Hier stehen allerhand und viel größere Zelte. Keiner erwidert meinen Gruß. Es stürmt. Es ist gar nicht so einfach, das Zelt aufzustellen. Nachdem mein Gepäck auch darin liegt, schliesse ich noch mein Fahrrad am Geländer vor meinem Zelt an, schnappe mir meine Utensilien und wandere bei plötzlich eingefallener Dunkelheit zur Küche, weil dort Steckdosen für elektrische Geräte sein sollen.

In der Küche sitzen zwei junge Männer mit ihren Computern am Tisch. Ich erkundige mich nach noch einem Anschluss. Sie zeigen zur gegenüberliegenden Wand. Tatsächlich, unten über der Scheuerleiste wartet eine freie Steckdose auf mich. Ich setze mich daneben auf den Fußboden und schreibe.

Wieder zurück in meinem Zelt mache ich es mir bei der Dunkelheit gemütlich. Aber es frieren mir in meinem kleinen Daunenschlafsack die nackten Füße. Ich habe mein Zelt gegen den Wind aufgestellt, so dass er von hinten durch das Fliegennetz hereinpfeift. So kann ich nicht schlafen. Da erinnere ich mich an die Kühltasche, die sich in meinem Gepäck befindet. Diese hole ich mir hervor, stülpe sie über das Fußende meines Schlafsacks und schlafe glücklich und zufrieden ein.

Auf zum Nullarbor

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