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Mein Geburtstag in der Fremde 21.01.2013: Burra – Morgan: 90 km

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In der Nacht wache ich wieder vor Kälte auf, ziehe mich wärmer an und schlafe dann aber bis 4.40 Uhr weiter. Draußen wird es ja erst um 6.00 Uhr hell. Auch erst dann beginnen die Kakadus und schwarzen australischen Elstern ihr lautstarkes Morgenkonzert. Die Kakadus sind sehr redselig. Schade, dass ich sie nicht verstehe. Sie unterhalten sich fast immer. Und wenn sie in Scharen über dem Platz kreischend hin und her fliegen, wundere ich mich immer, dass sie in den Lüften keinen Zusammenstoß fabrizieren. Nein, dazu sind sie zu gewandt. Von unten sind sie dann immer an ihren rosa Bäuchen und silbergrauen Flügeln zu erkennen.

Nun kann ich mein Zelt schon viel schneller abbauen, ohne mich abzuhetzen. Zwischen 6.30 und 7.00 Uhr verlasse ich in der Regel meinen Caravan Park und breche in der aufgehenden Sonne auf zu meinen noch bevorstehenden Abenteuern. Unter Abenteuern verstehe ich das Sehen von heimischen Tieren und dem Überradeln von Bergkuppen – verhältnismäßig niedrigen. Mein Rad hält noch durch.

Aber nach dem Sturz, das es vor Wirrula machte, hat sich die Lowrider-Aufhängung etwas nach rechts verbogen. Aber noch kann das Vorderrad ohne Schwierigkeiten dazwischen rollen. Möge es so bleiben!

Von meinem Caravan-Park muss ich 2,5 km wieder zurück bis zur Kreuzung nach Morgan fahren. Aber daran schliesst sich wieder eine flache und längere Steigung an. Macht mir nichts mehr aus. Meine Beine sind erstarkt. Außerdem besitzt mein Fahrrad einen wunderbaren „Schwimmring“ mit dem ganz kleinen Zahnblatt vorn in der Mitte.

Nach den beiden ersten Überquerungen meiner heutigen „Pässe“ geht es hinunter in ein herrlich weites Tal. Davon wusste ich schon und freue mich darauf. Nun rolle ich mit einer Geschwindigkeit von 28–35 km/h dahin. Es ist ein berauschendes Gefühl! So hatte ich es mir für jeden Tag vorgestellt. Aber lieber einen solchen Tag zu haben als keinen. Die Sonne scheint vom blauen Himmel aufmunternd herunter und möchte mich auf meiner heutigen Tour ins Riverland begleiten. Beidseitig wächst der Bluebush, den die Schafe hier fressen. Dieser Bluebush wächst vielleicht bis zu einem Meter hoch und strahlt silbrig-hellblau. Davon durchradle ich auf meinem Highway endlose Flächen. Insgesamt springen sieben Kängurus, sechs Emus und ein Fuchs in Sichtweite dahin. Starke Anblicke! Australiens Kängurus sind die Tiere, die ich hier suche und unbedingt sehen möchte! Hier auf dieser endlosen und fast ausgestorbenen Strecke sind sie anwesend. Leider liegen auch drei neue von Autos getötete Kängurus am Straßenrand, auch ein Fuchs und was mich am meisten fasziniert, ein kleiner Kauz. Von seinen Flügelfedern ziehe ich mir beidseitig jeweils die vier Schwungfedern mit dem großen, weißen Fleck heraus und stecke sie mir ein. Sie mögen mich gedanklich die Highways entlang tragen. Ich stelle mir vor, jetzt ein großer Kauz zu sein, der seine wunderschönen Flügel ausbreitet und über dem Highway entlang fliegt.

Nach insgesamt 90 km erreiche ich in Morgan an der Fähre (Ferry) meinen heutigen Caravan Park, dessen Zeltplätze im bratenden Sonnenschein liegen. Deshalb setze ich mich in der Laundry (dem Wäschewaschraum mit den Waschmaschinen) auf dem kalten Fußboden auf eine Illustrierte, habe meine Fahrradschuhe, die Socken und mein Fahrradhemd ausgezogen und kühle mich von unten auf diese Weise ab. Hier laufen neben dem Gebäude die Leute in Badezeug herum und sehen eigentlich noch nackter aus; denn ich trage noch meine lange, dünne Fahrradhose. Habe heute Mittag schon 2 l kalte Trinkschokolade getrunken und ein langes Brötchen mit sehr vielen Leckereien aus Fleisch und Gemüse als Mittagessen verdrückt. Aber Durst quält mich endlos, obgleich mein Bauch total gefüllt ist.

Heute ist mein Geburtstag. Mein Kläuschen und viele Freunde haben mir per Computer gratuliert. So bin ich hier zwar körperlich allein, doch per Computer mit meinen Freunden verbunden. Das ist ein sehr angenehmes und herzerfrischendes Gefühl. Vielen Dank.

Es wird nun Zeit, mein Zelt aufzustellen und schiebe mein Rad auf das River-Ufer, wo für die Zelter ein ganz breiter und wunderbar weicher, dichter und federnder Rasenstreifen zur Verfügung steht. Die Sonne beleuchtet den Murray-River und mit ihm die Fähre, die dauernd von einer Flussseite zur anderen an einer starken Trosse schwimmt. In der Nähe spielen junge Leute. Im Fluss baden Kinder, die von einem Erwachsenen behütet werden.

Als ich mein Zelt dann endlich aufgebaut und innen meine Packtaschen an der linken Seite aufgestellt habe, natürlich auch meine Unterlage und meinen dünnen Daunenschlafsack ausgebreitet, ist es plötzlich draußen dunkel geworden. Was für ein Glück, dass ich früh genug hinunter ging. Die jungen Leute sind auch in ihren Schlupflöchern verschwunden. Diesmal ist es schon 22.00 Uhr, als ich mich für die Nacht warm mit meiner gelben Fleece-Jacke und Socken an den Füßen bekleidet, über meinen Schlafsack eine dünne Decke breite, den Reißverschluss zuziehe und mich schlafen lege.

Auf zum Nullarbor

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