Читать книгу 50 - Хидео Ёкояма - Страница 13

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Um 1 Uhr nachts kam Shiki zurück in die Dienstwohnung. Das war noch verhältnismäßig früh.

Er ging durch den dunklen Flur in die Küche. Irgendwann hatte er sich abgewöhnt, Mikis schlafendes Gesicht zu betrachten. Seit sie über 15 war, nahm sie Blicke in ihr Zimmer als »schnüffeln« wahr.

Auf dem Tisch standen drei von Frischhaltefolie bedeckte Teller. Michiko entschied über das Abendessen-Menü für Shiki, während sie abends im Fernsehen die Nachrichten sah. Weil die Information, dass der Mädchen-Vergewaltiger gefasst werden sollte, sich am Ende als Fehlschlag herausgestellt hatte, stand der festliche Fisch samt Kopf und Schwanz wieder im Kühlfach.

Mitsugu Takanos Blutreinigung war beendet, und er befand sich in einem Krankenzimmer. Er würde sich wohl nicht mehr bewegen können, aber sicherheitshalber hatte Shiki Kamata angewiesen, ihn unter ständiger Beobachtung zu belassen.

Shiki bewegte still seine Essstäbchen, als lieferte er sich mit dem Sekundenzeiger der Wanduhr einen Wettkampf.

Die Background-Untersuchung hatte nichts ergeben. Die Angestellten des Videoladens, denen Sōichirō Kajis Porträtfoto vorgelegt wurde, machten nur fragende Gesichter. Auch von den Angestellten der Ausbildungsabteilung konnte man nichts Wichtiges erfahren. Alle waren sich einig, dass Kajis Charakter sich mit »milde« beschreiben ließ, aber kein Einziger von ihnen wusste, dass seine Frau an Alzheimer erkrankt war.

Die abendliche Presseveranstaltung war offenbar ganz nach Iyos Vorstellungen verlaufen. Es wurde bestätigt, dass Kaji versucht hatte, sich umzubringen. Kagami, der Leiter der Zentralstation, hatte es mit stolzgeschwellter Brust verkündet.

Kajis klare Augen tauchten auf Shikis Netzhaut auf.

Beim abendlichen Verhör waren sie wieder zur Fertigstellung des Geständnisprotokolls zurückgekehrt, denn Staatsanwalt Sase hatte sie gewarnt, dass Kaji morgen im Laufe des Vormittags in die Staatsanwaltschaft überführt werden sollte. Es könne nicht zugelassen werden, dass er, als Angehöriger der Präfekturpolizei, von seinen Kollegen geschützt werde. Sase sprach das nicht aus, aber es war überdeutlich.

Doch selbst wenn Kaji bei der Staatsanwaltschaft saß, hieß das nicht, dass die Polizei ihre Finger aus dem Spiel nehmen würde. Bis zur Anklageerhebung würde Kaji sich in einer Arrestzelle der Zentralstation von W aufhalten. Morgen würde er zur Staatsanwaltschaft überstellt werden und für zehn Tage dort in Untersuchungshaft bleiben. Die Untersuchungshaft konnte um weitere zehn Tage verlängert werden. Also insgesamt zwanzig Tage. Wenn man für die Untersuchung bei der Staatsanwaltschaft etwa fünf oder sechs Tage veranschlagte, rechnete sich Shiki rund zwei Wochen aus, ihn zu befragen.

Ich werde dich lesen!

Shiki dachte scharf nach, als er sich im Bad das Gesicht wusch.

Die Aufregung in den Medien hatte sich gelegt. Die Verwaltung würde sich nicht noch einmal einmischen. Wohin war Kaji gegangen, und was hatte er dort getan, den Leichnam seiner Frau einfach zurücklassend? Warum hatte er seinen Tod, den er schon geplant hatte, nicht gefunden und sich entschlossen zu leben?

Im Spiegel blickte ihm ein 48-jähriges Gesicht entgegen.

Seine Erschöpfung zeigte sich normalerweise in seinen Augen oder Schultern, doch heute Nacht kamen auf seinem gesamten Gesicht Falten zum Vorschein.

Der Mensch lebt fünfzig Jahre …

Bei diesem Gedanken fühlte er hinter sich eine Präsenz.

Die tapsenden Füße eines kleinen Körpers näherten sich mit einem schleifenden Geräusch der Tür zum Bad.

Er sah einen längst vergessenen Traum.

»Mama, da bin ich wieder.«

Der leise Gruß erhielt, wie immer, keine Antwort.

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