Читать книгу 50 - Хидео Ёкояма - Страница 9

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Seit zehn Minuten saß Kaji wie ein Stein da.

Shiki hatte es nicht eilig.

Die »Nachbefragung« war, wie der Name schon sagte, lediglich eine Befragung zu den Ereignissen nach dem Verbrechen, etwas, das die Polizei der Form halber vor der gerichtlichen Verhandlung zu erledigen hatte. Und selbst wenn man nicht aufklären konnte, was nach dem Verbrechen passiert war, brachte das die Gerichtsverhandlung nicht ins Wanken. Kaji hatte bereits die Anbahnung des Verbrechens, die Tatzeit und den Verlauf gestanden. Der Inhalt seiner Aussage stimmte bis ins Detail, ließ keinen Raum für Unstimmigkeiten. Wollte man das Protokoll jetzt fertigstellen, gäbe es keinerlei Schwierigkeiten bei der Übersendung an die Staatsanwaltschaft, der Anklageerhebung oder dem Gerichtsverfahren. Kurz gesagt war die Nachbefragung nur eine Möglichkeit für den Verdächtigen, seine Geschichte zu Ende zu erzählen – nichts weiter.

Aber ihn als Vernehmungsbeamten hatte gerade dieser Punkt, man könnte ihn als »Verbrechens-Klatsch« beschreiben, aufmerken lassen. Wieso konnte er so locker über einen Mord reden, das schwerste aller Verbrechen, und dann in der Nachbefragung verstummen? Darüber brauchte man nicht lange nachzudenken. Für Kaji selbst war die wichtigere Story die, die nach dem Verbrechen passiert war; wichtiger als der Inhalt des Geständnisses.

Shiki nahm sich vor, erst einmal dieses Schweigen zu sezieren.

»Polizeihauptmeister Kaji … Ist Ihnen bewusst, dass Sie gerade schweigen?«

»…«

»Darf ich das so auffassen, dass Sie von Ihrem Recht zu schweigen Gebrauch machen?«

»…«

»Das bedeutet, dass Sie nicht über die Dinge sprechen wollen, die Sie zwischen dem Verbrechen und Ihrer Selbstanzeige getan haben, richtig?«

»Also …«, meldete sich Kaji zu Wort. Seine Stimme drohte wieder zu versiegen. »Muss ich es erzählen?«

Shiki verstand, was Kaji sagen wollte. Dass er seine Tat gestanden hatte und das Polizeipräsidium der Präfektur W den Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben konnte.

Dass mehr nicht nötig sei.

»Sie müssen natürlich nicht.«

Als Shiki so antwortete, hob Kaji zum ersten Mal seinen Kopf.

»Ich habe nicht vor, es zu verschweigen. Aber kann ich Sie bitten, die Sache dann ruhen zu lassen?«

Ruhen lassen?

Im ersten Moment dachte er, die Tür sei eingetreten worden. Kurita kam mit ohrenbetäubendem Lärm ins Zimmer gestürmt.

»Herr Shiki! Bitte rufen Sie sofort bei der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im Hauptquartier an! Der Leiter der Polizeiverwaltung wartet auf Ihren Anruf!«

»Aha …«, sagte Shiki desinteressiert und stand langsam auf.

»Wir machen hier um 13 Uhr weiter. Essen Sie in der Zelle zu Mittag und ruhen Sie sich etwas aus. Sie sind doch seit heut früh auf den Beinen.«

Kurita drängte weiter.

»Ich bitte Sie! Beeilen Sie sich!«

Sie verließen zu zweit den Raum. Im nächsten Augenblick hatte Shiki Kuritas zur Seite gescheiteltes Haar gegriffen und zog ihn daran den Korridor entlang. Zwei, drei Türen passierten sie, bis er ihn ins vierte Verhörzimmer brachte und ihn mit derselben Wucht zu Boden warf.

»Verdammter Scheißkerl! Wenn du noch mal so laut im Verhörzimmer rumbrüllst, brech ich dir das Genick!«

Kurita fiel vor Schreck über den plötzlich veränderten Shiki in sich zusammen. Er lag in Abwehrposition auf dem Fußboden, zusammengezogen wie eine Schildkröte, und sagte kein Wort.

Sasaoka kam hereingestürmt.

»Shiki, beruhigen Sie sich! Bitte beruhigen Sie sich. Iyo wartet am Telefon!«

»Der Bengel hier hat doch alles schon weitergeleitet!«

»Hören Sie. Der Leiter der Zentralstation hatte während der Pressekonferenz einen Totalausfall.«

Einen Totalausfall?

»Gerade eben. Die Fragen der Reporter konzentrieren sich alle auf die zwei fraglichen Tage.«

Shiki blickte auf Kurita, der noch auf dem Boden lag. Er nickte kaum merklich.

Alles über das Verbrechen war bekannt. Und natürlich hatte er gedacht, dass die Reporter das begreifen würden.

»Die Fragerunde hat sich unglücklich entwickelt. Ein junger Reporter wollte wissen, was nach dem Vorfall passiert ist. Das hat Kagami verunsichert. Und darauf sind dann alle anderen angesprungen.«

Während er das sagte, zückte Sasaoka sein Handy. Shiki wehrte ab und holte sein eigenes Handy aus der Brusttasche.

Hauptquartier. Pressezimmer. Sofort hatte er Iyo am Apparat.

»Und? Hat er geredet?«

Seine Stimme klang gedämpft. Im Nebenzimmer wurde der Leiter der Zentralstation mit Fragen durchlöchert.

Shiki sagte, auf jede Reaktion gefasst: »Über die Zeit nach der Tat hat er nichts gesagt.«

»Wie bitte?! Irgendwas wird er doch wohl gesagt haben! Ist er denn nicht beim Leichnam seiner Frau geblieben, oder was?«

»Nein. Er hat nichts gesagt.«

»Ist er dann durch die Gegend gelaufen und hat einen Platz zum Sterben gesucht?«

»Das weiß ich nicht. Er hat fast nur geschwiegen.«

»Und was ist Ihr Eindruck? Haben Sie gar keinen ungefähren Eindruck?«

»Nein.«

»Sind Sie überhaupt ein richtiger Vernehmungsbeamter? War das alles Blödsinn, dass Sie angeblich ein Gespür haben?«

»So weit war ich in der Befragung noch nicht fortgeschritten. Berichten Sie das dem Leiter der Zentralstation.«

»Das kann ich ihn doch nicht verlautbaren lassen!«

»Aber die Wahrheit ist doch …«

»Er war geistesabwesend. Durch den Schock, seine Frau umgebracht zu haben, kann er sich kaum an die zwei Tage erinnern. Geht das so?«

Shiki ließ eine kurze Pause, bevor er sprach.

»Nein, das geht nicht.«

»Verdammter Idiot.«

Jemand schien Iyo zu rufen, und seine Stimme entfernte sich.

Hat der gerade »Idiot«?

Nach kurzer Zeit kam Iyos Stimme zurück und klang erleichtert.

»Das müssen Sie wohl erst zum Abend rausfinden.«

Bald war es 10 Uhr vormittags. Die Reporter würden ihre Fragerunde unterbrechen müssen, um an den Artikeln für die Abendausgabe zu schreiben.

»Die nächste Pressekonferenz ist um 19 Uhr. Verstanden? Also befragen Sie ihn dieses Mal ordentlich!«

Das Gespräch mit Kaji ging ihm wieder durch den Kopf.

Muss ich es erzählen?

Sie müssen natürlich nicht

»Ich werde mich bemühen.«

»Das Bemühen überlassen Sie mal den Wachtmeistern. Hauptkommissare liefern Ergebnisse. Klar?«

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