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Wer also durch die Lehre Kenntniß hievon erlangt hat, der weiß, daß er vor Zeugen lebe. Und obschon die schwache menschliche Natur zu Fehlern geneigt ist, so scheuet sie sich doch wenigstens, vor einem Zeugen zu sündigen, wovon uns der allgemeine Gebrauch und die Gewohnheit überzeugt. Denn wer fürchtet sich nicht, vor einem Zeugen zu stehlen? Wer wählt zu einem Verbrechen einen andern, als einen geheimen Ort? Wer wünscht zu einem Ehebruche nicht entweder einen einsamen Ort, oder die Nacht? Und sollte auch einmal, wenn die Leidenschaften schon aufstammen, der Geist zum Vergehen bereit seyn, so wird doch die ungestüme Heftigkeit des rasenden Willens durch das Entgegentreten eines Zeugen im Zaume gehalten, und eine plötzliche Dazwischenkunft hat schon manchmal die unordentliche, ausschweifende menschliche Natur wieder zur Besinnung zurückgeführt. Wenn also die Furcht vor einer Dazwischenkunft das schon im Herzen beschlossene Verbrechen verzögert; was wird dann erst ein Christ thun müssen, welcher weiß, daß er von allen Seiten von so vielen geistigen Kräften, welche, ich sage nicht, von seinen Werken, sondern sogar auch nur von seiner Gesinnung Zeugniß geben, umringt ist? fürchten wir nicht, wann uns die Antriebe unserer Schwachheit zu dem Entschlusse, einer unreinen Neigung zu gehorchen, verleiten wollen, die Chöre der Engel, welche uns auf allen Seiten umgeben, und die Welt, welche voll von himmlischen Dienern ist? Denn wenn die Engel der Kleinen täglich unsern Vater sehen, welcher im Himmel ist; so haben wir auch die Zeugnisse derjenigen zu fürchten, von welchen wir wissen, daß sie sowohl um uns sind, als auch täglich vor Gott stehen. Ja auch selbst vor jenem Teufel, von welchem eben Antriebe zu unsern Sünden ausgehen, und alle seine Zeugen müssen wir fürchten, der jeden Augenblick diese ganze weite Welt durchwandelt; dem es angenehm ist, wenn wir sündigen, damit er sich mit dem Zeugnisse unserer Sünden rühmen kann. Denn dieses ist die ihm eigenthümliche Arglist, daß er zur Sünde anreizt, und die Sünder anklagt. Denn es heißt:648 „Oder weißt du nicht, daß der Teufel zugegen ist, der Ankläger euerer Brüder?“

Abhandlungen über die Psalmen, Band 2

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