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Arbeit in der Stadt

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Mein Arbeitsleben spielt sich im Kurzformat ab: kurze To-do-Listen, kurze Zeiträume, kurze Röcke. Die Agentur in Uptown ist ein Palast voller pudrig duftender Frauen mit praktischen Schuhen und manikürten Händen, in die ich, so und nicht anders will es die Tradition, meine Erwerbstätigkeit lege. Aus magischen Gelenken walken sie meine Vita zu einer Folge von Gehaltsschecks aus, die ein Leben ergeben. Die Anrufe kommen montags und freitags und flankieren die Woche mit flüchtigen Jobs. Mit der Mechanik eines Räderwerks, unermüdlicher als das Vergehen der Zeit, verleiht die Agentur mein Dasein. Sobald sich erwiesen hat, dass ich diskret und fähig bin, werde ich an diverse Premiumkunden vermittelt. Als Persönliche Assistentin. Als Assistentin für Persönliches. »Nichts ist persönlicher als deine Performance«, habe ich auf dem Weg zur Agentur auf der Verpackung eines Müsliriegels gelesen. Eine Einstellung, zwingend genug, mein Herz und meinen Lebenssinn darauf zu gründen.

Meine festen Freunde sind Unternehmensjünger, Unkündbare, die jeden meiner Jobs als großartige Gelegenheit bezeichnen. Ihre Büros statten sie mit originellen Tassen aus, die über Nacht voller schlammiger Kaffeepfützen auf ihren Schreibtischen stehen. Aus dem Kaffeesatz lese ich ihre Zukunft: Mit grauen Haaren werden sie sich an denselben Schreibtischen sitzend eines Tages bürokabinengroße Grabstellen kaufen.

Ich mache mir Sorgen um ihre armen verwaisten Kaffeetassen. Wie traurig und einsam müssen sie sein, so stehen gelassen in ihrem Dreck. Ich mache mir Sorgen, ich könnte das Leben einer dreckigen Kaffeetasse führen. Schrundiger Schimmel, der die Kaffeepfütze bedeckt, ein Lilienblatt auf einem letzten vergessenen Rest.

Die Hauptsache

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