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Lampertheim

Seltsam, genau vor diesem Hotel sitze ich jetzt auf der Treppe und hänge trüben Gedanken nach. Da hat mir wohl das Unterbewusstsein den Weg gewiesen.

Ingrid, bist du noch in Lampertheim, bist verheiratet und hast ein Dutzend Kinder? Hoffentlich sieht das Älteste nicht mir ähnlich! Mir fällt ein Lied von Peter Cornelius ein, in dem es heißt: „Bist du nicht die Klaane, die ich schon als Bua gern ghabt hab? Die mit fünfzehn schon kokett war und die enge Jeans anghabt hat!“ Oder waren’s dreizehn?

Sie war jedenfalls fünfzehn, genau wie ich und ebenfalls ziemlich kokett. Mensch Ingrid, wenn ich wüsste, wo du wohnst, ich würde klingeln und wenn mir dein Alter, wenn du einen hast, aufs rechte Auge haut.

Du hattest schon recht, les temps sont perdu! Ich sentimentaler Hund. Stiehlt sich doch da tatsächlich eine Träne aus meinem malträtierten linken Auge. Der französische Spruch erinnert mich daran, wo ich eigentlich hin will.

Ich muss weiter. Ich brauche Geld. Zeit zum Grübeln habe ich auf dem langen Weg nach Paris noch genug. Im Zentrum von Lampertheim gibt es eine Filiale meiner Sandhofer Bank. Anhand meiner Abhebungen könnte man meinen Weg nachverfolgen. Aber was bleibt mir übrig? Ich brauche Geld für die Fahrt, für Übernachtungen, fürs Essen und was weiß ich noch. Und wie lange die Kohle reichen muss, wer weiß. Nachdenklich schiebe ich die EC-Karte in den Schlitz des Geldautomaten – und hebe 1.000 Euro von unserem gemeinsamen Konto ab. Verzeih mir, Hildegard, aber ich bin sicher, dass du über die Runden kommst.

Ich schaue mich vorsichtig um, verlasse die Bank. Paranoia ist jetzt meine ständige Begleiterin. Immer die Angst vor Verfolgern und vor allem dem Eingesperrtsein in einer Zelle.

Ich muss zum Bahnhof und von dort mit dem Regionalexpress nach Frankfurt. Zum Hauptbahnhof nach Mannheim traue ich mich nicht. Das ist für die Polizei sicher das Naheliegendste, dass ich von dort abhaue.

Der Aushangfahrplan zeigt mir: Der erste Regio-Express fährt um 03:48 Uhr, in 40 Minuten, Gleis 5. Eine lange Warterei mit Hummeln im Hintern. Nach 30 Minuten fällt mir ein, dass ich noch ein Ticket brauche. Ich renne zum Fahrkartenautomaten auf Gleis 1. Das Verfahren ist umständlich und dauert. Da wird die Einfahrt des Zuges angesagt. Vier Minuten bis zur Abfahrt. Los, verdammt, mach doch! Ich schlage sinnlos auf den Automaten ein.

„Was soll das?“, höre ich eine Stimme hinter mir. „Wollen Sie den Automaten kaputt machen!“

Ein Polizist.

Dann mal ab nach Paris

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