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Ein mysteriöses Paket

Ich lauf zur Tür, draußen steht ein Paketbote: „Ein Paket für Sie!“ Ein Paket für mich, ich hab doch nichts bestellt? Ich geb 50 Cent Trinkgeld, ich weiß ja, wie schlecht die Jungs bezahlt werden. Wär’ immerhin eine Mark! Ich rechne immer noch in D-Mark, verfluche den Kohl für seinen 1:1-Umtausch der DDR-Aluchips und ärgere mich über den Undank der Ossis, die jetzt der AfD hinterherlaufen, wo ich doch mit meinem Soli dort für „blühende Landschaften“ gesorgt habe! Ist doch wahr, oder nicht?

Egal, hier ist ein Paket für mich, ohne Absender, und ich weiß nicht, ob ich es einfach so aufmachen soll. Schwere Entscheidung, vielleicht ist ja eine Bombe drin, man weiß ja nie, heutzutage. Ich grabe in den entlegensten Windungen meines Gehirns, wem ich schon alles auf die Füße getreten bin. Einem Arschloch von Schulleiter, dem mein politisches Engagement wohl nicht gepasst hatte, weil ich ihm zu links war. Einem Unsympath, der sich eine leitende Stelle in einer Bürgervereinigung kapern wollte und sich hinterher als Nazi entpuppt hatte. Aber vielleicht kam ein Widersacher ja aus meiner unmittelbaren Umgebung: Der Unglücksschwabe aus dem Nachbarhaus, den ich damals verspottet hatte, als er von seinem Bierkistenstapel fiel. Dem würde ich das zutrauen. Auf der anderen Seite: Für eine Bombe musste man ja Zutaten besorgen, die kosten halt und der Kerl ist Schwabe.

Erst am Abend traue ich mich, das Paket zu öffnen. Wird schon nichts passieren und wenn doch, hat meine Hildegard eine Sorge weniger. Also, eine Schere muss her! Ach nein, der Absender hat dankenswerter Weise nur eine Schleife gemacht, also Augen zu, kurz durchgeatmet und dann daran gezogen. Nichts passiert, aber vielleicht habe ich ja einen Zeitzünder angeworfen. Kurz entschlossen, mit dem Mut der Verzweiflung reiße ich den Karton auf. Ich traue meinen Augen nicht!

Dann mal ab nach Paris

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