Читать книгу PERRY RHODAN-Kosmos-Chroniken: Reginald Bull - Hubert Haensel - Страница 14

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»... ich bin kein Philosoph, viel eher schon ein Mann der Praxis. Man kann die bestehende Ordnung verändern, indem man über lange Zeit hinweg Fakten analysiert und versucht, zu einem halbwegs logischen Ablauf zu gelangen – man kann aber auch ganz einfach die Ärmel hochkrempeln und die Dinge anpacken, denn nur durch Nachdenken wird niemand einen einzigen Stein bewegen können, es sei denn, er verfügte über die Gabe der Telekinese und weiß, sie richtig und sinnvoll einzusetzen.«

Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über Galakto-City. Die Schwebegleiter der großen Fernsehanstalten hingen über dem prachtvoll dekorierten Platz im Zentrum der Stadt. Großbildschirme an den Fassaden der kühn geschwungenen Gebäude hatten erst Perry Rhodan und Crest gezeigt, und nun war die Reihe an Bully, den Festtag mit einer einprägsamen Rede zu schmücken.

»Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und nicht lange gezögert, als sich uns diese einmalige Chance bot, das Wissen unserer arkonidischen Freunde zu übernehmen.

Wir haben richtig gehandelt!

Deshalb wird der heutige Tag unauslöschbar in die Geschichte eingehen als der Augenblick, in dem endgültig alle Rivalitäten begraben wurden. Es gibt keine Nationalstaaten mehr, keine schwarzen, weißen oder gelben Menschen – es gibt nur noch Terraner und ihren unbeugsamen Willen, endlich eine menschenwürdige Zukunft zu schaffen.

In den vergangenen Jahren wurden Träume verwirklicht. Wir Terraner haben das vollbracht, was keinem einzigen Staat auch nur ansatzweise möglich gewesen war, wir haben unsere Wüsten bewässert und in blühende Gärten verwandelt; wir steuern das Wetter und können Dürrekatastrophen, Überschwemmungen oder Tornados verhindern; und wir haben viele der alten Krankheiten besiegt.

Ab heute gibt es keine Staaten mehr, auch keine Terranische Weltregierung, die für kurze Zeit die Koordination vorantrieb ...

Ab heute sind wir das Solare Imperium. Eine Keimzelle erst, doch sie wird sich weiterentwickeln und wachsen und eines nicht mehr fernen Tages andere Völker als gleichberechtigte Partner aufnehmen. Wir haben eine Station auf der Venus, vor vier Jahren landete das erste Auswandererschiff auf dem Mars – und wer erinnert sich nicht an die Siedlertrecks, die einst in einer gewaltigen Anstrengung Amerika durchquerten? –, im Wega-System besteht eine diplomatische Mission, und in Kürze werden die ersten Schiffe zu bislang unbesiedelten Sonnensystemen in der Weite der Milchstraße aufbrechen. Die Listen auswanderungswilliger Terraner wachsen mit jedem Tag. Bald werden diese Namen Seite an Seite mit den ersten Marskolonisten genannt werden, mit den Familien Henderson, Schulze, Thommes, Hainu und allen anderen, die ich jetzt nicht einzeln aufzählen werde.

Wir Menschen haben uns für den Weg in den Weltraum entschieden, weil es der einzige ist, der uns eine bedeutungsvolle Zukunft verheißt.

Es gibt wahnsinnig viel zu tun. Jedes Lichtjahr, das wir weiter in die unbekannte Tiefe vorstoßen, wird uns neue Wunder offenbaren. Aber auch Schrecken wird es geben, dessen müssen wir alle uns bewusst sein. Euphorie ist ebenso wenig angebracht wie Panikgefühle – gefragt sind ein gesunder Verstand und der Wille zuzupacken.

Viel zuviel habe ich schon geredet. Wer mich kennt, weiß, dass lange offizielle Reden nicht unbedingt meine Sache sind. Deshalb mache ich es kurz: Ich wünsche dem Solaren Imperium der vereinten Menschheit ein langes und von Kriegen verschontes Leben.«

Bully hatte sich schon vom Mikrofonwald abgewandt, zögerte dann aber und trat noch einmal an die Rampe. Er sah die Kameras, hörte das Klicken Hunderter Fotoapparate und setzte ein breites Lächeln auf. In gespielter Nachdenklichkeit massierte er mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand sein Kinn, dann, unvermittelt, reckte er die Faust in die Höhe.

»Terraner!«, rief er, fuhr sich gleichzeitig mit der Linken unter den Hemdkragen und lockerte die eng sitzende Krawatte, die ihm von Anfang an lästig gewesen war. »Gemeinsam zu den Sternen!«

Die Antwort war ein zigtausendstimmiger Chor. »Zu den Sternen!«

Auszug aus der Sammlung »Anekdoten, Aphorismen und Bonmots führender Persönlichkeiten des Raumfahrtzeitalters«. Offizielle Redensammlung anlässlich der Proklamation des Solaren Imperiums, Galakto-City/Terra. Archivnummer 1990aD/AT-3kpl.

Reginald Bull, 1. Januar 1990. Trägermaterial: Positronische Dauerspeicherung, ursprünglich auf Videoband konserviert.

Anmerkung: Stegreifrede des Vizeadministrators. Es besteht das von keiner Seite bestätigte Gerücht, dass Reginald Bull das dreizehnseitige Rede-Manuskript eines Ghostwriters unmittelbar vor Beginn des Festakts zerrissen haben soll. Bei Beginn der Archivierung lebten nur noch zwei Personen, die dies bestätigen könnten, es aber niemals getan haben: Perry Rhodan und Reginald Bull selbst.

p.p.a. – von Anfang an verkörperte Bull den hemdsärmeligen Kumpeltyp, der spontan und ungezwungen auftrat, mitunter sogar derb, und der auf seine ganz besondere Weise den Gegenpol zur Feinsinnigkeit Rhodans bildete.

PERRY RHODAN-Kosmos-Chroniken: Reginald Bull

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