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|17|1848 bis 1869 AM ANFANG WAR DIE REVOLUTION

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Die Geschichte der Katholikentage beginnt mit einer ironischen Pointe: Ausgerechnet die Revolution, vom römischen Lehramt gefürchtet und immer wieder verurteilt, verhilft dem politischen und sozialen Katholizismus in Deutschland zum Durchbruch. Ohne die 1848 durchgesetzten bürgerlichen Freiheitsrechte wären der „Katholische Verein Deutschlands“ und damit auch die Katholikentage nicht möglich gewesen.

Drei Ziele setzt sich der Katholische Verein auf seiner ersten Generalversammlung: den Kampf für die Freiheit der Kirche, die „geistige und sittliche Bildung des Volkes“ sowie die „Hebung der herrschenden sozialen Missverhältnisse“. In der Revolution der Jahre 1848 und 1849 steht das erste Ziel im Fokus. Um die Rechte der Kirche zu wahren, sind die Katholikentage politisch zu vielen Zugeständnissen bereit, sie stehen keineswegs so kompromisslos zur Monarchie, wie sie es im Nachhinein gerne darstellen, um den wieder erstarkten Königen und Kaisern zu gefallen.

Die Katholikentage finden bald jedes Jahr im Herbst statt, falls nicht Ärgernisse wie missliebige Behörden (1854, 1874), die Cholera (1855, 1873) oder Kriege (1866, 1870) es verhindern. Als die Preußische Verfassung von 1850 und das Österreichische Konkordat von 1855 die Freiheit der Kirche im Großen und Ganzen zur Zufriedenheit der meisten Katholiken festgeschrieben haben, wenden sich diese neuen Zielen zu. Vor allem widmen sie sich dem Ausbau des Vereinswesens. Von Beginn an pflegt die Generalversammlung außerdem ihre internationalen Kontakte. Wichtig werden etwa die Katholiken-Kongresse, die seit 1863 im belgischen Mecheln tagen und zumindest vom Umfang her die deutschen Katholikentage zeitweise in den Schatten stellen.

Doch bald dreht sich das Rad der Geschichte wieder schneller. Während Deutschland zusammenwächst, schrumpft zum Entsetzen vieler Katholiken der Kirchenstaat. Und es mehren sich die Zeichen, dass auch in Deutschland neue Auseinandersetzungen mit dem modernen Staat bevorstehen.

Die Einigkeit, mit der sich die Katholiken in dieser Zeit präsentieren, beeindruckt Freunde wie Feinde. Doch sie hat ihren Preis: Innerkirchliche Gegner kommen auf den Katholikentagen kaum zu Wort. Hinter der Konsensfassade toben aber erbitterte Auseinandersetzungen, die Kontrahenten arbeiten mit Denunziationen und Bücherverboten, mit denen Existenzen vernichtet werden. Ins Hintertreffen geraten diejenigen Katholiken, die liberalere, aufgeklärtere Ideen vertreten als die Ultramontanen und bereit sind, den modernen Staaten und den modernen Wissenschaften umfassendere Zugeständnisse zu machen. Schon die nicht selten derbe Sprache und die undifferenzierte Selbstvergewisserung der Katholikentagsredner schrecken solche zumeist gebildeten Katholiken eher ab.

Mit dem Ersten Vatikanischen Konzil und der Gründung des Deutschen Reichs werden all diese Konflikte eskalieren.

Hundert Katholikentage

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