Читать книгу Gegenstrom - Ilja Albrecht - Страница 8
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ОглавлениеDetective Sergeant Gwe n Caulfield stand in der Pathologie und starrte ihr Gegenüber misstrauisch an.
»Wer sind Sie noch mal?«
Der Mann hielt seinen Ausweis immer noch hoch und wiederholte sich höflich, obwohl sie ihn beim ersten Mal schon verstanden hatte.
»Detective Chief Inspector Paul Saunders von der National Crime Agency, ich …«
»Ihr seid die Jungs, die organisierte, digitale und echte Schwerverbrecher jagen, also alles, was Spaß macht.«
»Korrekt. Wir bearbeiten auch Todesfälle von Ausländern, so wie diesen hier. Ich möchte Ihnen dazu meine Hilfe anbieten, DS Caulfield«, sagte Saunders mit gewinnendem Lächeln.
»Wie, Sie wollen mir den Fall nicht wegnehmen?«
»Keinesfalls. Mein Chef, Superintendent Castlemere, hat mich geschickt, weil es laut Befund einen ähnlichen Fall zu geben scheint.«
»Befund, welcher Befund? Wir sind doch gerade erst …«
»Genau«, unterbrach sie der Coroner säuerlich. »Falls jemand Interesse hat, die Ergebnisse aus berufenem Mund zu hören, könnten wir dann vielleicht anfangen?«
Die beiden Detectives nickten ergeben.
»Gut. Das hier ist Rolf Anstetter, 38 Jahre, deutscher Staatsbürger. Kollabierte laut Bericht der Kollegin Caulfield gestern Abend vor dem Limetree Pub in Totteridge, daher ist auch die CID Barnet zuständig. Oder jetzt auch ihr von der NCA. Todesursache Herzinfarkt. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs.«
Er fuhr fort, bevor die beiden fragen konnten. »Das hier habe ich so erst einmal gesehen. Die gleiche Todesursache, die gleichen abnormen Blutwerte, allerdings bei einem komplett zerschmetterten Körper. Der Mann hier ist nur umgefallen und daher gut erhalten. Und wie gesagt, das Ganze ist sehr eigenartig.«
Er deutete auf seinen Monitor, auf dem das Röntgenbild des Brustkorbs und eine komplizierte Tabelle zu sehen waren.
»Also, was wir hier sehen, ist das Herz nach einem Infarkt. Das alleine wäre normal, Herzrasen, Herzflimmern, Stillstand, Exitus. Der Mann hatte aber zusätzlich dazu schwerste Blutungen in Lunge und Magen, das Ganze steigerte sich und endete mit einem veritablen Hirnschlag. Beides zusammen, Infarkt und Schlaganfall, kann vorkommen, ist aber sehr selten und bei einem durchtrainierten und nichtrauchenden Mann dieses Alters so gut wie unmöglich. Addieren Sie zu all dem noch diese immensen Blutungen, dann ist das etwa so, als ob man Ihnen in den Kopf schießt und Ihnen gleichzeitig die Kehle durchschneidet, während Sie überfahren werden.«
Caulfield hatte sich die Tabelle angesehen. »Sie haben seine Adrenalinwerte rot angestrichen. Sind die zu hoch?«
»Allerdings. Adrenalin wird natürlich in hohen Mengen ausgeschüttet, wenn man zwei Infarkte gleichzeitig hat und stirbt. Diese Ausschüttungen aber haben vor den Infarkten, ziemlich sicher sogar vor den ersten Symptomen begonnen, und zwar in einer vollkommen unnatürlichen Höhe.«
Saunders trat näher an den Tisch und betrachtete den Toten. Rolf Anstetters Gesicht war ein einziger versteinerter Krampf. »Verstehe ich Sie richtig, der Mann hatte also keine üblichen körperlichen Auslöser für den Infarkt, stattdessen eine enorm hohe und sehr untypische Adrenalinausschüttung? Woher?«
»Das ist die Preisfrage. Ich habe keine zugeführten Wirkstoffe gefunden, auch keine Abbauprodukte. Zumindest keine, die in den gängigen Tests vorkommen.«
»Also kein Gift?«, fragte Caulfield.
»Nichts feststellbar. Oder keines, das wir kennen.«
Saunders blickte Caulfield an, dann bedankte er sich bei dem Pathologen und bedeutete seiner Kollegin, ihm zu folgen. Der Weg aus dem Irrgarten der Labore der Metropolitan Police war elend lang, schließlich konnte sich Caulfield nicht mehr beherrschen.
»Saunders, Sie und der Pathologe sagen, es gab noch ein Opfer mit der gleichen unorthodoxen Todesursache?«
»Exakt. Mein Chef hat mich gebeten, Sie in der Pathologie der Met zu treffen und dann zu uns in die NCA mitzunehmen, damit wir die Fälle vergleichen und uns abstimmen können.«
»Langsam, ich muss das erst mal mit meinem Chef besprechen, der ist alles andere als ein Abstimmer.«
Saunders lächelte seine Kollegin entspannt an. »Der Commissioner hat Ihren Chief Superintendent Berenson bereits informiert. Sie können ganz entspannt mit uns plaudern.«
Caulfield hob die Augenbrauen. »Der Chef? Na dann …«