Читать книгу RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson - Страница 73

Der halbe Tag Ruhe hatte sowohl den Menschen als auch den Pferden gutgetan und so brach der große Pulk an Reitern am nächsten Morgen einigermaßen erholt auf. Die Männer freuten sich, dass sie in wenigen Tagen daheim sein würden.

Zurück blieben Rayan, Hanif, Jassim, Nihat, zwei weitere Männer dessen Namen Carina nicht kannte und sie selbst.

Rayan hatte es grinsend Nihat überlassen, ihr beizubringen, dass sie gerade zur Ehefrau befördert worden war und wie zu erwarten, nahm sie diese Nachricht nicht gerade mit Begeisterung auf.

Als Hanif ihr dann am Abend vor ihrer Ankunft in Tayma noch schmunzelnd ihr Gewand überreichte, war sie kurz davor, um sich zu schlagen. Als gestandene, europäische Frau fiel es ihr wesentlich leichter einen Mann zu mimen, als eine gehorsame Ehefrau.

Mehmet, ihr Lehrer, hatte ihr in ihren gemeinsamen Studien in Alessia auch einmal die Rolle der Ehefrauen nahe gebracht (hinter dem Mann laufen, in Gegenwart der Männer nie unaufgefordert sprechen, bei Einladungen lediglich das essen, was der Mann ihr zuwies, um nur einige zu nennen) und Carina hatte damals schon kategorisch ausgeschlossen, sich jemals derartigen Regeln unterwerfen zu wollen.

Auch wenn das hier nicht das wahre Leben, sondern „nur“ eine Rolle war, wurde Carinas Stolz arg in Mitleidenschaft gezogen. Erst nach einigem Zureden war sie an diesem Morgen dazu zu bewegen, die Kleidungsstücke anzulegen. Als sie dann allerdings aus dem Zelt kam, war es an ihr zu grinsen.

Allen sechs Männern stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben, einige von ihnen machten ein nicht wirklich intelligentes Gesicht.

Es handelte sich um eine rote, weite Hose, die jedoch um die Taille eng anlag, um die Figur zu betonen. Das Oberteil war ebenfalls hauteng anliegend, mit einem tiefen Ausschnitt in Rot und Gold, das viel Haut zeigte und ihre schlanke Taille und den Busen betonte. Dazu trug sie die Kette mit dem Emblem von Zarifa.

Ihre dunkelblonden, durch die Sonne sehr hell gewordenen Haare hatte sie hoch gesteckt, sodass charmant einzelne Locken seitlich am Ohr herausfallen lassen. Unter dem Dutt war das rote, leichte Tuch befestigt, das hinten bis über den Rücken fiel, vorne im Gesicht vorbeigeführt als hauchdünner Schleier hing.

Dazu trug sie goldene Ohrringe und an den Füßen leichte, rote Sandalen.

Hanif, der das Gewand samt sonstiger Ausstattung bereits in Alessia „für den Fall der Fälle“ besorgt hatte, grinste breit. Er war mit seiner Auswahl überaus zufrieden.

Rayans Gesicht dagegen spiegelte verschiedene Emotionen wider. Auf der einen Seite fühlte er einen gewissen Stolz, dass er diese atemberaubende Frau als seine Ehefrau präsentieren sollte, er hätte sicher ein Problem mit seinem Ego und ihrer Geschichte gehabt, wenn sie hässlich gewesen wäre. Auf der anderen Seite stellte er fest, dass ihm diese Bekleidung eindeutig zu offenherzig war. Schnell hängte er ihr einen Umhang um, der sie nicht nur vor zu vielen Blicken, sondern auch vor der Sonne schützen sollte. Irgendwie fand er seine Idee, sie mitzunehmen nicht mehr so gut. Ein Gefühl sagte ihm, dass es Ärger geben würde.

Und wie meistens trog ihn sein Instinkt nicht.