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2001 - Oase von Zarifa - Unerwarteter Support

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Sieben Tage nach ihrem Aufbruch aus der Oase von Zarifa kehrte Rayan mit Halef und Tarek und den vier Pferden dorthin zurück.

Sie waren schnell geritten und oft auch weit bis in die Nacht hinein. Mittags hatten sie den Pferden in der größten Hitze eine Pause gegönnt, nur um dann wieder weiter zu eilen.

So schafften sie den Weg zurück trotz des großen Umwegs in zwei Tagen.

Als sie oben auf der großen Sanddüne angekommen waren, staunten die beiden Jungen nicht schlecht – so viel hatte sich seit ihrem Aufbruch verändert!

Vor der Oase war ein breiter Graben von West nach Ost angelegt worden. Lediglich in der Mitte blieb noch Platz zum Durchreiten, jedoch für nicht mehr als drei Reiter auf einmal. Hinter dem Graben auf Seite der Oase waren über die gesamte Breite viele der Palmen gefällt und als Schutz wie eine kleine Mauer aufgebaut worden.

Am faszinierendsten war jedoch, dass direkt vor ihnen, fast am Gipfel der Düne, über die ganze Breite Schilder angebracht worden waren, die deutlich vor Betreten warnten.

Rayan wusste, dass dies keine leeren Drohungen waren, sondern das Gebiet tatsächlich in ein Minenfeld verwandelt worden war, welches bis hinunter an den Graben reichte.

Es handelte sich um sogenannte M19 Panzerminen, die mit 9,5 kg Sprengstoff ausgestattet waren. Der Auslösedruck, der auf 200 kg eingestellt war, würde bei einem Reiter mit Pferd die Mine zünden.

Kein Feind konnte also in breiter Front auf Zarifa zureiten, wollte er nicht seine Armee in die Luft gesprengt sehen, bevor sie unten am Fuß der Düne ankommen konnte.

Links und rechts waren zudem Stacheldrahtfelder installiert worden, um ein seitliches Durchbrechen zu verhindern.

„Halef, Tarek! Bleibt in der Mitte“, ermahnte er seine beiden Helfer und dann ritten sie auf Zarifa zu.

Unten wurden sie freudig begrüßt. Die Tarmanen waren klug genug die Chance zu erkennen, die ihnen Rayan eröffnet hatte und daher begrüßten sie ihn wie einen Helden.

Als er erschöpft aus dem Sattel glitt, stand sein Vater vor ihm und nahm ihn in den Arm. Leise sagte er „Ich bin sehr stolz auf dich mein Sohn.“ Rayan stand wie vom Donner gerührt. Wie oft hatte er sich diese Worte von seinem Vater gewünscht? Doch er ließ die Situation verstreichen und gab nur ebenso leise zurück „Reis dich zusammen und halte dich an unsere Abmachung.“

Auf einmal hörte er amerikanische Stimmen und er traute seinen Augen kaum, dass da seine beiden Kampfgenossen und Kollegen mit breitem Grinsen auf ihn zukamen. Sie sprachen kaum Arabisch, aber hatten schon andere sprachliche Barrieren gemeistert. Sowohl sein Vater war des Englischen mächtig, als auch Hanif, die sich beide in den letzten Tagen als Übersetzer betätigt hatten, wo Gesten nicht mehr ausreichten.

„Was macht ihr denn hier?“ – „Na wir haben gehört, dass du deinen kleinen Privatkrieg organisierst und den Spaß wollten wir uns nicht entgehen lassen!“ „Ihr seid doch verrückt!“, antwortete Rayan grinsend. „Ja wir freuen uns auch, dich zu sehen.“ Sie schlugen sich auf die Schulter.

„Na, was sagst du zu unserer Arbeit? Ist ja wie immer, wir verrichten die echte Männerarbeit und du reitest spazieren“, grinste „Hummer“. Er war ein afroamerikanischer Riese, der in der Bronx in New York aufgewachsen war. Er wischte sich den Schweiß von seiner Glatze, „Mann ist das heiß hier.“

Das war Hummer, immer einen kessen Spruch auf der Lippe und immer am Nörgeln. Eigentlich hörte er auf den Namen Joe Jackson, aber seinen Spitznamen verdankte er dem amerikanischen Geländewagen. Irgendwann hatte jemand festgestellt, dass er genauso „groß, breit, schwarz und stur“ wie das Auto war. Der Name war hängen geblieben.

„Komm du Baby, dafür ist die Gesellschaft diesmal doch echt nett“, lächelnd kam Cho auf Rayan zu und umarmte ihn kurz. Er war ein kleiner Japaner, ebenfalls in Amerika geboren, jedoch mit einem Faible für die Kampfsportarten seiner Vorfahren.

Wie sich herausstellte, hatten sie die „Einkaufsliste“ von Rayan beliebig erweitert.

Zur Absicherung des Mittelstreifens durch das Minenfeld hatte Rayan eine 20 mm-Maschinenkanone M39 organisiert.

Unter anderem hatte Hummer einen Flammenwerfer dazu geordert und es war auch seine Idee gewesen, den Graben mit Teermatten auszulegen. Auf Kommando konnten sie so den Graben mit Benzin füllen und anzünden. Hummer liebte die große Show.

Cho’s Idee war es gewesen, die Bestellung der Lazaretteinheit gleich um den zugehörigen Doktor und zwei Krankenschwestern zu erweitern.

Alles war am Tag nach Rayans Aufbruch per Flugzeug gekommen und abgeworfen worden. Sedat, Hanif und Ruhi hatten nicht schlecht gestaunt, als sie die vielen kleinen Fallschirme am Himmel sahen und hatten gleich nach Verstärkung geschickt. Mittlerweile waren fast alle Bewohner von Zarifa hier gewesen, um zu helfen. Jeder, der den Ritt ins Tal noch schaffte. Selbst die Frauen und älteren Mädchen hatten beim Graben der Löcher für die Minen geholfen.

Viele waren inzwischen wieder nach Hause zurückgekehrt, aber einige der Frauen waren als freiwillige Helferinnen fürs Lazarett geblieben.

Rayan war erleichtert, das hatte alles besser geklappt als gedacht.

Auf einmal war er einfach nur erschöpft und müde. Er sagte lediglich: „Die Nachricht ist angekommen und außerdem werden sie spätestens in drei Tagen hier sein“ – dann richtete er sich eine Lagerstätte im Schatten einer Palme und war fast augenblicklich eingeschlafen.

„Wortreich wie immer, was?“, knurrte Hummer und schüttelte den Kopf. „Welche Nachricht? Kann uns einer erzählen, was los ist?“

Aber es war gar nicht notwendig, dass Rayan mehr sagte, es war ein Fest für Halef und Tarek, die Geschichte in aller Ausführlichkeit zu schildern. Sie hatten sich zwar an seine Anweisung gehalten, die Pferde fertigzumachen, doch dann hatte die Neugier gesiegt.

So waren sie zum Rand der Düne gekrochen und hatten vom Hügel aus mit einem kleinen Fernglas die beiden Männer beobachtet. Als Rayan Yusufs Kehle durchschnitt, hatte Halef gerade das Fernglas. Gleichzeitig abgestoßen, aber auch fasziniert hatte er Tarek in jeder Kleinigkeit das Geschehen geschildert. Bis Tarek das Fernglas an sich riss, um selbst das Geschilderte zu inspizieren.

Sie wussten zwar nicht genau, was er im Zelt des Fürsten der Banu Shams gemacht hatte, aber da half ihnen ihre Phantasie weiter, sie erzählten von abgeschnittenen Köpfen und Füssen und malten ihre Geschichte immer weiter aus.

Sedat erbarmte sich auch für Hummer und Cho und übersetzte ihnen das Erzählte. Seine Augen glänzten vor Stolz.

Als Rayan etwa drei Stunden später wieder erwachte, fühlte er sich wie ein Filmstar. Er hatte Mühe, die Männer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Es gelang ihm, indem er das Heer beschrieb und nochmals die Kürze der Zeit betonte, die ihnen noch blieb.

Er hatte etwas Angst wegen der ganzen Euphorie. Motivation war ja gut, aber dass alle nun felsenfest davon überzeug waren, dass sie mit einem solchen Helden nur gewinnen konnten, das war schlichtweg gefährlich, denn es führte zu Leichtsinn.

Leider waren seine amerikanischen Kollegen in dieser Hinsicht auch keine Hilfe, im Gegenteil, sie schürten das Heldentum noch, indem sie bildreich einige ihrer alten Missionen beschrieben und dabei natürlich ebenfalls maßlos übertrieben.

Immerhin konnte Rayan sie insofern zur Vorsicht motivieren, dass sie Boten aussandten, die nach der feindlichen Armee Ausschau halten sollten.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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