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2001 - Oase am Rande von Zarifa - Verteidigungsmaßnahmen

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Der Abstieg durch die Berge bis zum Ausgang in die offene Wüste dauerte einen Tag. Durch ihren frühen Aufbruch hatten sie bis zum Abend den größten Teil der Strecke zurückgelegt.

Da der Trupp aus ca. 50 Mann bestand, wollten sie so zahlreich nicht in die Nacht reiten, dazu war der Weg zu gefährlich. Daher bereiteten sie ihr Nachtlager ca. drei Stunden vor der schmalen Passage, die aus den Bergen herausführte.

Yusuf banden sie an einem Baum in der Nähe fest, dann legten sie die Folge der Wachen fest und schliefen bald tief und fest ein.

Rayan fiel ebenfalls in einen tiefen Schlaf. Wenn er auf einer Mission war, reichten ihm wenige Stunden, um wieder fit zu werden. Auch dies war ein Teil seines Trainings bei der amerikanischen Spezialeinheit gewesen.

Am Vortag hatte er die zwei Stunden vor ihrem gemeinsamen Aufbruch dazu genutzt, alleine nochmals durch Zarifa zu schlendern. Da er nicht vorhatte, jemals zurückzukommen, wollte er sich so viele Details wie möglich in Erinnerung rufen.

Mit keinem der Männer sprach er ein Wort, alle mieden ihn wie üblich. Als er an den ersten Bewohnern, die langsam erwachten, vorbeiging, tuschelten sie hinter seinem Rücken. Er konnte sich vorstellen, was sie sagten, doch es war ihm egal. Er würde sie später eh nie wiedersehen.

Einen rührenden Moment hatte er erlebt, als er aufsteigen wollte und plötzlich eine kleine Gestalt auf ihn zu gerannt kam und sich an seine Beine klammerte. „Vielen Dank, Mister“, flüsterte die kleine Rana leise und schon war sie wieder verschwunden. Wenig später kam auch noch ihre Mutter, grüßte und segnete ihn auf die traditionelle Weise der Tarmanen. Sie hatte Tränen in den Augen. „Danke, vielen Dank. Sie ist mein einziges Kind, wissen Sie?“ Rayan nickte nur, er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Außerdem kam ihm die Frau bekannt vor, er hatte Angst, sie könne ihn erkennen. So stieg er schnell auf das Pferd, das man ihm zugeteilt hatte und ritt an.

Am nächsten Morgen erwachte er kurz vor Sonnenaufgang und benötigte entgegen seiner sonstigen Gewohnheit einen Moment sich zurechtzufinden. Kein gutes Zeichen, offenbar nahm ihn diese Geschichte doch mehr mit, als er sich selbst eingestand.

Das Frühstück fiel einfach und kurz aus, gepökeltes Lammfleisch und Wasser, dann setzten sie ihren Weg fort.

Drei Stunden später ritten sie hintereinander in den Durchbruch.

Nachdem Rayan auch diese Region kannte wie seine Westentasche, hatte er bereits einen groben Plan im Kopf, doch er spielte den Unwissenden. Daher verloren sie keine Zeit und brachen zu einer Erkundungstour auf. Er ließ sich von Sedat, Hanif, Ruhi und einem weiteren Mann die Felsformationen zeigen. Zwei Stunden lang stiegen sie auf den Felsen herum und sein Vater entwickelte einen Elan, den man ihm oben in der Stadt nicht mehr zugetraut hatte.

Der Eingang von Zarifa war der Schlüssel zu seinem Plan. Es hatte die geografische Lage einer Festung: Das Tal mit dem Dorf lag in einer unwegsamen, von außen nicht begehbaren Bergwelt. Das Gebirge war aus der Wüste kommend von allen Seiten so steil, dass ein Eindringen nur an zwei Stellen möglich war: einem schmalen Seitenpass auf der östlichen Seite, der lediglich wenigen Eingeweihten bekannt war und dem „offiziellen“, etwas breiteren Durchbruch im Norden.

Ansonsten war Zarifa aus der Luft betrachtet ein fast kreisförmiges Gebirge. Vorne, am nördlichen „Haupteingang“ schmiegte sich eine Oase von außen halbmondförmig an den Fels. Die Bergkette hatte quasi eine „Delle“ nach innen mit einer Spannweite von etwa 200 Metern, in die der Fluss auslief, bevor er endgültig unter der Wüste in der Tiefe verschwand, um sich irgendwo einen unterirdischen Weg zu bahnen. Am Scheitelpunkt dieser halbkreisförmigen Vertiefung hatte vor Hunderten von Jahren wohl einmal der Fluss seinen Weg gehabt und sich einen Durchgang gegraben, der es nur zwei Reitern auf einmal erlaubte, das Innere zu betreten oder zu verlassen.

Hinter der Oase erstreckte sich die Wüste soweit das Auge blickte, jedoch sorgte eine gigantische Sanddüne dafür, dass jeder Feind, der Zarifa durch diesen Eingang betreten wollte, erst einmal einen Hang hinunterreiten musste, der sich über mehrere Hundert Meter hinzog.

Hätte sich Rayan einen Platz zur Verteidigung wünschen sollen, so wäre es dieser gewesen. Während sich die Feinde mit dem tiefen Sand abmühten, waren sie ein ideales, leicht anzuvisierendes Ziel.

Und so erklärte er den vier Männern seinen Plan und berichtete von den Bestellungen per Satellitentelefon, die er bereits aufgegeben hatte. Zum ersten Mal erschien ein Hoffnungsschimmer auf den Gesichtern und Ruhi grinste breit. Das war ein Plan nach seinem Geschmack.

Dann bat er sie, die ersten Maßnahmen zur Verteidigung in die Wege zu leiten und vor allem die Lieferungen in Empfang zu nehmen, sobald diese eintrafen. Es gab viel zu tun, doch er würde einen anderen Weg nehmen.

Kurz versuchten sie ihn von seiner Idee abzuhalten, mussten aber zugeben, dass sie zwar irrwitzig war, aber vielleicht gerade dadurch erfolgversprechend.

Er bat sich einen Begleiter aus, der ihm mit Yusuf helfen sollte und Ruhi teilte ihm gleich zwei junge Burschen zu, die etwa 15 oder 16 Jahre alt sein mochten. Rayan hätte gerne erfahrenere Männer gehabt, konnte aber verstehen, dass jeder Mann gebraucht wurde. Daher diskutierte er nicht. Außerdem versicherte ihm Ruhi, dass die beiden eher ihre eigene Hand abhaken würden, als Yusuf aus den Augen zu lassen.

Er blieb noch eine Weile, um sich zu überzeugen, dass seine Ideen richtig verstanden worden waren, dann bestieg er sein Pferd, nahm den Braunen, auf dem Yusuf festgebunden worden war am Zügel und ritt zusammen mit seinen beiden Begleitern los.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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