Читать книгу RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson - Страница 89

2014 - Rub’al Khali - Der Angriff

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Wie üblich brachen sie morgens noch vor Sonnenaufgang auf.

Kurz hatte Carina sich gewundert, als Rayan von seiner Kontrollrunde zurückgekommen war, um dann mit Jassim zusammen nochmals wegzureiten, aber sie schob es darauf, dass sie jetzt in einem erheblich kleineren Verband unterwegs waren und damit natürlich auch gefährdeter waren. Als sie in der Mittagspause dann sah, dass alle ihre Gewehre in Griffweite liegen hatten, war sie beunruhigt.

Rayan trug statt eines Gewehres wie üblich sein Schwert über den Rücken, aber auch er legte es nicht mehr ab.

Gegen Abend dauerte es länger als üblich, einen geeigneten Rastplatz für die Nacht zu finden.

Erst als sie eine Senke gefunden hatten, in der links und rechts einige etwa drei Meter hohe Felsen aus dem Sand ragten, schien der Scheich zufrieden. Mit ernster Miene kam er auf sie zu.

„Hören Sie. Wir haben ein Problem … wir werden vermutlich verfolgt. Sie sind sehr geschickt, aber ich bin mir sicher, dass es etwa 15-20 Mann sind. Und ich halte das nicht für einen Zufall, dass sie in die gleiche Richtung reiten wie wir.“

Als sie ihn nervös ansah, fuhr er fort: „Im Moment brauchen Sie sich noch keine Sorgen zu machen, aber ich möchte trotzdem, dass Sie diese Nacht Ihr Zelt wie üblich rund ums Feuer aufstellen. Dann aber Ihren eigentlichen Schlafplatz außerhalb des Zeltes so dicht wie möglich an einem der Felsen aufschlagen. Sollte etwas passieren, bleiben Sie mit dem Rücken an der Felswand, machen sich so klein wie möglich und verhalten sich ruhig. Nihat wird ständig bei Ihnen bleiben. Ok?“ Er sah sie prüfend an.

Carina war entschlossen, sich ihre innere Panik nicht anmerken zu lassen und nickte tapfer und etwas trotzig. Rayan nickte zufrieden.

Später fragte sie Nihat, warum sie trotzdem ein Feuer anzündeten, ob sie das nicht noch mehr gefährdete.

„Sie wissen ohnehin bereits, wo wir sind, würden wir jetzt kein Feuer anzünden, wüssten sie, dass wir sie bemerkt haben und vor ihnen gewarnt sind.“

Und so kauerte sich Carina etwas später eng an den Felsen, Nihat neben ihr.

Hanif hatte ihr noch ermunternd zugegrinst: „Keine Angst, wir haben schon ganz andere Situationen durchgestanden.“ Gequält hatte sie zurückgelächelt.

Zuerst dachte sie, sie würde niemals auch nur ein Auge zu tun können, aber irgendwann war sie doch in unruhige Träume gefallen.

Kurze Zeit vor dem Morgengrauen weckte Nihat sie, in dem er ihr die Hand auf den Mund legte und ihr leise ins Ohr flüsterte: „Nicht erschrecken! Aber wenn sie angreifen, dann jetzt im Morgengrauen.“ Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

Die Minuten schienen sich stundenlang hinzuziehen und ganz langsam wurde es hell.

Der befürchtete Angriff kam jedoch nicht.

Als die Sonne schon deutlich über den Horizont aufgestiegen war, stand Rayan plötzlich neben ihnen. Sie hatte keinen Laut gehört, als er sich genähert hatte und so zuckte sie entsetzt zusammen. Er schüttelte den Kopf und sagte leise: „Keine Spur von ihnen. Ich denke, wir können aufbrechen, aber wir müssen weiter auf der Hut sein.“

Sie beschränkten ihr Frühstück auf etwas Dörrfleisch, tränkten nochmals die Pferde und ritten los.

Etwa eine Stunde später bewegten sie sich noch immer durch eher felsiges Terrain. Es begann bereits, merkbar warm zu werden. Statt des üblichen tiefen Sandbodens war eine Art Weg erkennbar, der sich mal auf mal ab durch eine Steinwüste zog.

Auf einmal hielt Rayan, der vorweg ritt, sein Pferd an.

„Ich kenne diesen Weg. Es sind ab hier nur noch eineinhalb Tage bis Zarifa.“ Auch die anderen hatten nun neben ihm angehalten.

„Weiter vorne geht es wieder bergab. Links und rechts des Weges sind etwa zwölf Meter hohe Felsen. Wenn wir da durchkommen, sitzen wir wie auf dem Präsentierteller. Dort warten sie auf uns.“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel aufkommen und die anderen schienen ihm aufs Wort zu glauben. Zu oft hatten sie erlebt, dass ihr Herr ein fast unheimliches Gespür für derlei Situationen hatte.

„Wir reiten alle gemeinsam langsam weiter, so wie jetzt auch, denn wir müssen sie so lange wie möglich glauben lassen, dass wir nichts ahnen. Dann müssen wir schnell sein!

Hanif, du bist der beste Schütze, du brichst nach links aus und vor dem Felsen die Steigung der Sanddüne hoch. Auf dieser Seite ist der Felsen dann vom Dünenkamm aus nicht mehr so hoch und du solltest dich vom Pferd aus hochziehen können. Du hältst uns den Rücken frei. Aber Vorsicht! Sie könnten den gleichen Plan verfolgen, es könnte also schon jemand oben sein.“ Hanif nickte bestätigend.

„Nihat, du reitest neben Carina her bis zum Anfang der Felsen. Die Angreifer werden nach dem Durchbruch der Felsen links und rechts im Sand auf uns lauern. Ihr seid also sicher, solange ihr vor dem Felsen bleibt. Wir anderen werden in dem etwa drei Meter breiten Durchbruch den Pferden die Sporen geben und sie laufen lassen, so schnell sie können. In diesem Moment werft ihr Euch aus dem Sattel. Lasst Eure Pferde mitlaufen und verkriecht Euch zurück auf die andere Seite des Felsen - Nihat du bist mir für Carina verantwortlich. Außerdem kannst du dafür sorgen, dass keiner von ihnen durch die Felsen zurück abhauen kann.“

Nihat machte ein wenig begeistertes Gesicht, denn die Aussicht nicht selber am eigentlichen Kampf teilzunehmen, gefiel ihm überhaupt nicht. Aber er hatte sich nun einmal für diesen Job des Bewachers gemeldet. Und so nickte er.

„Die Aufgabe aller anderen ist klar: Schnell sein und auf alles, was sich bewegt, schießen. Jassim du nimmst die rechte Seite, ich die linke. Hassan du gehst mit Jassim, Zati du mit mir.“

Carina dachte ganz kurz, dass sie jetzt endlich die Namen der beiden jungen Begleiter wusste.

Rayan blickte sie alle der Reihe nach ruhig an und er nickte zufrieden, denn alle machten einen entschlossenen Eindruck.

Carina schlug das Herz bis zum Hals, doch sie wollte auf keinen Fall eine Last sein und war daher wild entschlossen, ihr Übriges dazu zu tun, dass sie aus dieser Lage heil herauskamen.

„Also los. Viel Glück uns allen, möge Allah seine Hand über uns halten.“

Und stolz ritt er voran, wohl wissend, dass es gut sein konnte, dass bereits ein oder mehrere Gewehre auf ihn gerichtet waren. Er zögerte keinen Moment, sein Pferd in die von ihm beschriebene Passage zu lenken, die anderen schlossen dicht auf.

Ein leises „jetzt“, und schon preschten sie los.

Carina spürte einen Ruck, als Nihat sie förmlich vom Pferd riss und sie prallte unsanft auf dem steinigen Boden auf. Dann rollte sie über den Boden, bis sie ganz am Felsen war. Dort setzte sie sich mit dem Rücken zum Stein auf, Nihat unmittelbar neben ihr. Er hielt sein Gewehr schussbereit vor sich, um wie besprochen keinen der Angreifer durch die Passage zu lassen.

Sie hörten Schüsse, doch aus ihrer Perspektive sahen sie nicht, was sich weiter unten abspielte und Carina war sich auch nicht sicher, ob sie darüber froh war oder nicht.

Einerseits war die Unwissenheit furchtbar, andererseits war sie froh, die Szenen, die sich dort abspielten, nicht sehen zu müssen.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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