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2001 - Oase von Zarifa - Krankenbesuch

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Harun mit seinem Bruder Sarif zu sehen, war so rührend, dass Rayan geneigt war, ihm den Angriff vorher zu verzeihen.

Der Junge war noch immer bewusstlos, jedoch schien er ruhig zu schlafen. Der Arzt war bei Harun gewesen und hatte ihm genau erklärt, wie es um den Jungen stand. Nun saß er an seinem Bett, hielt seine Hand und redete leise in ihrem Dialekt auf den Jungen ein. Er klang dabei so liebevoll, dass Rayan sich wunderte, was ihn vorher geritten hatte.

Um keinen unnötigen Aufruhr zu verursachen, hatte Rayan ihm wortlos einen Umhang der Tarmanen ausgehändigt, den Harun ebenso ohne etwas zu sagen angezogen hatte.

Nur wenige wussten um die Identität des Jungen und um Rayans Plan. Die Emotionen waren überall hitzig genug, auch ohne dass die Krieger wussten, dass hier der Anführer eines Teils der angreifenden Armee saß.

Der kleine Resul war vor einer halben Stunde erwacht und hatte mit großen Augen den Besucher begrüßt. Im letzten Moment hatten sie ihm klar machen können, dass es besser war, keine Namen zu nennen. So saßen sie nun zu zweit am Bett von Sarif.

Rayan schätzte das Risiko, das von Harun im Moment ausging, als gering ein, wo hätte er auch hingehen sollen? Und vor allem war Sarif auf keinen Fall transportfähig, das hatte der Arzt Harun unmissverständlich klar gemacht.

Darum ließ er die beiden sitzen und machte eine Runde durch das Lager, um mit den einzelnen Trupps zu sprechen und zu sehen, wie die Lage war. Auch er hatte seine Wunde am Kopf, die er vom Gewehrkolben von Saids Mann hatte, von einer Schwester versorgen lassen.

Kaum, dass Rayan weg war, fing Resul aufgeregt an, Harun die Geschichten über ihn zu erzählen. Sowohl die, die er selbst erlebt hatte: Den Kampf, wie er die Kinder verschont hatte und schließlich die Rettung von Sarif. Harun erkundigte sich mehrfach nach der genauen, zeitlichen Abfolge: Hatte der Fremde wirklich nicht gewusst, wem er da das Leben rettete? Resul antwortete, ob der wiederholten Fragen fast beleidigt, dass er sich ganz sicher sei, dass es so war. Rayan hatte Sarif schon wegtragen wollen, dann erst hatte er sich nach seiner Identität erkundigt.

Harun schüttelte den Kopf. Dieser Mann war ihm ein Rätsel.

Dann begann Resul die vielen anderen Geschichten, die er in den letzten Stunden im Lager gehört hatte, zu erzählen. Allesamt über Rayan, der zu einem wahren Helden geworden zu sein schien. Aber keine trug dazu bei, dass Harun seine Motive besser verstehen konnte. Auf der einen Seite schien er ein Söldner zu sein, ein exzellenter Krieger, wie er selbst schon zu spüren bekommen hatte. Auf der anderen Seite schien er ganz genaue Prinzipien zu haben, zum Beispiel keine Kinder zu töten oder zu verletzten, zumindest wenn es sich vermeiden ließ. Oder die Regeln der Wüste. Wie er davon gesprochen hatte, schienen sie ihm heilig zu sein. Einem Amerikaner? Er konnte Rayan einige hundert Meter entfernt mit seinen amerikanischen Mitstreitern sehen. Aufgrund der Distanz konnte er kein Wort verstehen, aber er realisierte, dass sie Englisch sprachen und sich in den für Amerikaner so typischen, Cowboyhaften Gesten verständigten.

Wie passte es dazu, dass er offenbar akzentfrei Tarmanisch sprach? Ihm war aufgefallen, dass er mit den Männern in einem schlechten mit Akzent durchsetztem Arabisch sprach. Das passte doch alles nicht zusammen? Er bat Resul, bei Sarif zu bleiben. Er wollte sich im Lager umsehen. Resul wollte ihn zuerst davon abhalten, gab dann aber schnell nach, als Harun erklärte, er hätte eine Männersache zu erledigen. Männersachen, so wusste Resul, hinterfragte man als Kind nicht. Dann wurde es meistens ernst. Er bekam etwas Angst, dass es doch noch Ärger geben würde.

Dieses Risiko nahm Harun in Kauf, er musste einfach versuchen, eine Spur von Samira zu finden.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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