Читать книгу Rayan - Im Licht der Rache - Indira Jackson - Страница 12
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Eine besondere Begrüßung
ОглавлениеÜberwältigt sank Alex auf das Bett im Haus seines Schwagers Rayan. Er war froh, dass der Raum, in dem man ihn untergebracht hatte, einigermaßen normal war. Die Möbel hätten auch aus seinem Zimmer daheim stammen können. Seine Befürchtungen, hier weitere Überraschungen zu erleben, hatten sich somit nicht erfüllt. Anhand der ausgedehnten Größe des Grundstücks hatte er schon erwartet, in einer Art Palast zu landen. Doch das Gebäude schien zwar eine größere Anzahl von Zimmern zu haben, im Grunde aber ein relativ normales Haus zu sein. Den großen Empfangsraum bei der Eingangstüre hätte er sogar als „gemütlich“ betitelt.
Noch immer peinlich berührt, dachte er an den Menschenauflauf vorhin! Kaum hatte der Geländewagen vor dem Haus gehalten, war ein Haushälter vor die Türe getreten, mehrere Angestellte waren ihm gefolgt und hatten sich aufgestellt, um ihn zu begrüßen.
Dann waren auch noch die Soldaten ausgestiegen, hatten sich als eine Art Ehrengarde angeordnet und der General hatte sich mit einem weiteren Gruß und einigen Worten verabschiedet. Alex fühlte sich furchtbar! Er wusste weder, wie er sich angemessen bei ihm bedanken sollte, noch wie er den wartenden Hausdienern begegnen sollte. Die hatten zwar den Blick überwiegend gesenkt - ein Zeichen des Respekts, wie ihm Mehmet erklärte - aber trotzdem immer wieder neugierig hochgelinst. Ein einziger Albtraum. Er fühlte sich wie in einem dieser Filme, wo sich die Hauptperson an dieser Stelle fürchterlich blamiert. Das Ansehen derartiger Szenen auf der Leinwand hatte ihn immer zu einem frechen Grinsen gebracht, verbunden mit dem Gedanken, wie man sich nur so daneben benehmen konnte. Nun wurde er eines Besseren belehrt!
Aber Mehmet hatte ihn mit leiser Stimme hindurchgelotst. Zu Alex großer Erleichterung hatte der Araber verkündet, dass er den Auftrag bekommen hatte, dem „Bruder der Scheicha“ so lange zur Verfügung zu stehen, wie dieser es für notwendig hielt. Der Dolmetscher hatte sich scheinbar wirklich gefreut, als der Deutsche ihm daraufhin versichert hatte, dass er dessen Dienste sogar für absolut unerlässlich hielt. Die gerade durchlebte Szene hatte ihm das klar vor Augen geführt.
Alex beschloss, sich erst einmal zu duschen und ging in das angrenzende Badezimmer. Zufrieden stellte er fest, dass auch dieser Raum hochwertig, aber ansonsten recht normal ausgestattet war. Es gab neben einem großen Waschbecken noch eine Wanne und eine Dusche. Alles blitzte vor Sauberkeit, aber es gab keinerlei sonstigen unmäßigen Luxus.
Er stellte sich eine ganze Zeit lang unter das angenehm warme, entspannende Wasser und machte reichlich Gebrauch von den wohlriechenden Ölen, die sich auf einem Regal an der Wand befanden.
Als er zurück in das Schlafzimmer kam, bemerkte er, dass jemand seine von der Reise völlig verschwitzte Kleidung entfernt hatte. Stattdessen hatte man ihm eine weit fallende, schwarze Stoffhose und ein weißes Baumwollshirt hingelegt. Neben dem Bett standen weiche Ledersandalen.
Alex wusste nicht, ob er sich ärgern sollte, dass sich jemand einfach in seinem Zimmer zu schaffen machte und dazu noch seiner Sachen bemächtigte, oder ob er nicht besser froh sein sollte, dass sich seine Kleidersorgen gerade auf angenehme Weise geklärt hatten. Vermutlich war es ein dezenter Hinweis, dass man seinen Stil als „unangemessen“ eingestuft hatte. „Inappropriate“, die Vokabel hatte er erst mit Hilfe seines iPhones nachschlagen müssen - es lebe die moderne Technik! - schien hier überhaupt ein wichtiges Wort zu sein.
Zögernd zog sich der Deutsche die bereitgelegten Kleidungsstücke an. Nur auf seine geliebten Turnschuhe verzichtete er nicht. Das wäre ja noch schöner!
Dann machte er sich voller neuer Energie und Tatendrang auf den Weg, um das Haus und das Grundstück zu erkunden.