Читать книгу Rayan - Im Licht der Rache - Indira Jackson - Страница 21
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - So viel Glück auf einmal?
ОглавлениеMit einem zufriedenen Grinsen schaltete Kasib gegen Abend seinen Computer aus. Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont und tauchte das Meer in ein goldenes Licht. Der heutige Tag hätte für den Tarmanen nicht besser laufen können. Der Termin bei Taib Riad am Morgen war nur kurz gewesen. In aller Ruhe waren sie gemeinsam die Flugdaten der Buchung durchgegangen, die Alexander Hartmann von München aus getätigt hatte. Der wollte in knapp zwei Wochen von München aus via Dubai nach Alessia reisen. Dann war Kasib aus dem Raum geschickt worden, weil der Anwalt seinen Freund Rayan anrufen wollte, um mit ihm die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Anfangs enttäuscht hatte sich Kasib seinen sonstigen Aufgaben gewidmet. Doch er hatte Taib unterschätzt. Schon eine Stunde später hatte sein Boss ihn angerufen und telefonisch ein Feedback gegeben.
„Der Bruder der Scheicha darf seine Reise antreten. Rayan will nicht, dass die Familie sich aufgebracht womöglich an Carina wendet und sie sich in ihrem Zustand – sie ist ja mittlerweile im siebten Monat schwanger – aufregen muss. Ich habe veranlasst, dass Alexander Hartmann am Flughafen abgeholt wird. Somit ist seine Sicherheit erst einmal gewährleistet. Dann sehen wir weiter. Ein wenig Zeit ist bis dahin ja noch. Je nachdem wie sich die Lage in Zarifa bis dahin entwickelt hat, wird der Scheich ihn sogar persönlich in Empfang nehmen. Wenn es ihm möglich ist, wird er sich vor Ort um alles Weitere selbst kümmern. Und falls nicht, fliege ich dorthin.“ In wenigen Worten informierte der Anwalt den Tarmanen über die aktuelle Lage in dessen Heimat. Die Situation schien sich zuzuspitzen, ein Kampf stand offenbar unmittelbar bevor. Einmal mehr bereute Kasib, nicht mehr mit von der Partie sein zu können. Er machte sich Sorgen um seine Stammesbrüder und auch um seinen Herrn. „Mach dir nicht zu viele Gedanken - Rayan kommt schon klar“, beruhigte Taib den ehemaligen Krieger.
Kasib war wie immer ein wenig verlegen, wenn Taib von seinem Herrn in dieser direkten Art sprach und ihn, sowie die Scheicha, schlichtweg beim Vornamen nannte. Aber er blendete diese Tatsache aus – viel zu sehr freute er sich über das Vertrauen, dass sein Boss ihm offenbar entgegenbrachte, weil er ihn in die Pläne einweihte.
Als der Anwalt ihm dann noch Grüße von seinem Herrn ausrichtete und erwähnte, dass dieser sich zufrieden über seinen Werdegang in Dubai geäußert hatte, fühlte Kasib sich dermaßen beschwingt, dass er die positive Energie genutzt hatte, um seine privaten Vorsätze für diesen Tag sofort in Angriff zu nehmen. Wieso sollte er bis zum Abend warten, wenn ihm das Glück heute offenbar hold war.
Claudia war zunächst sichtlich erstaunt gewesen, als er völlig unvermittelt an ihrem Empfangsdesk gestanden hatte, doch war sie merkbar erfreut über das Gespräch gewesen. Sie hatten einige Minuten lang geplaudert. Der Tarmane war insgeheim erleichtert, wie unkompliziert man mit der Engländerin reden konnte. Im letzten halben Jahr war sein Englisch immer besser geworden und Claudia sprach zudem ein ganz passables Arabisch, sodass die Sprachbarriere kein Problem war. Insofern war es Kasib völlig leicht über die Lippen gekommen, sie zu fragen, ob sie nicht irgendwann einmal mit ihm etwas trinken gehen würde.
Er konnte sein Glück nicht fassen, als Claudia ihm daraufhin erzählte, dass sie heute Abend nach Büroschluss ohnehin in einen Club zwei Straßen weiter hatte gehen wollen. Begeistert hatte er zugestimmt, sie dorthin zu begleiten.
Die Stunden waren daraufhin wie im Fluge vergangen, es schien, als könne ihn heute nichts stoppen. Mittlerweile fragte er sich fast schon ein wenig besorgt, ob so viel Glück auf einmal wirklich gut sein konnte – hoffentlich wartete nicht noch ein dickes Ende auf ihn.