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Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Eine bescheidene Unterkunft
ОглавлениеMehmet erwartete Alex unten in der Empfangshalle. Auch der Haushälter - der Deutsche erinnerte sich, dass dessen Name Jamal war - erschien wie aus dem Nichts.
Er lehnte Essen ab, die für ihn ungewohnte heiße Temperatur schien sich auf seinen Appetit zu schlagen, er ließ sich jedoch dazu überreden, erst noch etwas zu trinken, bevor er ungeduldig ins Freie trat. Mit Seelenruhe erklärte ihm sein Dolmetscher, dass die Aufnahme von Flüssigkeit in dieser Region absolut unerlässlich war, wollte man nicht seinen Kreislauf durch die Hitze überstrapazieren.
Die nächsten Stunden verbrachten die beiden Männer damit, das Grundstück zu erkunden. Vorsichtig hatte Alex bei Jamal nachfragen lassen, ob es ihm erlaubt sei, sich überall frei zu bewegen oder ob es Örtlichkeiten gab, die er nicht betreten durfte.
Steif hatte der Haushälter geantwortet, dass es ihm nicht zustehe, dem Schwager seines Herrn Vorschriften zu machen. Lediglich die privaten Gemächer des Scheichs im ersten Stockwerk, sowie dessen Büro im Erdgeschoss seien grundsätzlich für jedermann tabu.
„Der ist etwas verklemmt“, kommentierte Alex, kaum dass sie im Freien waren. Er benötigte wieder sein Mobiltelefon, um ihm die richtigen Vokabeln zu bescheren, aber mittlerweile kamen er und Mehmet gut in Übung im Gebrauch des entsprechenden Programmes.
Erst schaute der Dolmetscher verblüfft, dann lachte er laut. Offenbar hatte auch er schon so seine Erfahrungen mit Jamal gemacht. Das brach das letzte Eis und auf einmal traute sich Mehmet, offener und somit auch viel weniger förmlich zu sein.
Als die beiden erschöpft eine ganze Weile später wieder auf der Terrasse ankamen, hatte man für sie dort bereits einen Tisch gedeckt. Alex war beeindruckt von der Schönheit der Gartenanlagen und schwärmte entsprechend davon.
Jamal erkundigte sich mit wie üblich leicht säuerlicher Miene, ob er sich noch frischmachen wolle oder ob man das Essen servieren solle. Alex zog eine weitere Dusche in Erwägung, entschied sich aber zugunsten seines mittlerweile doch noch vernehmlich grummelnden Magens. Interessiert registrierte der Deutsche, dass Jamal mit ihm gesprochen hatte, Mehmet aber gar nicht wahrzunehmen schien. Er wollte etwas sagen, doch sein neuer Freund legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Es war klar, dass dies die stumme Bitte war, ihm keinen Ärger zu machen und so fügte er sich, auch wenn ihm diese Lebensweise doch reichlich fremd erschien.
Immerhin musste Mehmet nicht hungern, sondern wurde ebenfalls mit Speisen versorgt. Während des Essens sprachen die beiden Männer weiter über das, was sie bei ihrem Rundgang gesehen hatten: Neben wunderbar angelegten Beeten mit allerlei bunten Blumen, großen kurz getrimmten, offenbar wohl gepflegten Grasflächen gab es einen Paddock mit Kamelen und Pferden und vor allem auch ein Schwimmbecken. Ein Pavillon direkt daneben lud zum schattigen Verweilen ein. Zudem gab es einen Raum, der für Massagen gedacht war. Wohl am meisten hatte Alex das riesige Badehaus beeindruckt. Dessen Gebrauch sei jedoch ausschließlich seiner Exzellenz vorbehalten, erklärte ihm Mehmet. Der Deutsche kam aus dem Staunen nicht heraus. Wie konnte ein einziger Mann so viel Platz für ein Bad benötigen?
Etwas verlegen versuchte sein neuer Freund ihm etwas über die Zeremonie klarzumachen, die dahinter stand. Doch Alex war sich nicht sicher, ob Mehmet ihn nicht vielleicht ein wenig auf den Arm nahm.
Eines war jedoch sicher: Auch wenn das Haus kein Palast im eigentlichen Sinn war, so war die darum herum arrangierte Außenanlage keineswegs die „bescheidene Unterkunft“, die er ursprünglich für sich geplant hatte.