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Bob reist zurück nach Wien

Pünktlich landete die Maschine am Flughafen Wien- Schwechat. Die Reise hatte Bob über Tokio, Hongkong, Paris nach Amsterdam geführt, wo er den kostspieligen Verlobungsring für Britt bei einem ihm bekannten Händler erworben hatte. Dieses Schmuckstück, ein prächtig geschliffener Sternsaphir in einer Fassung aus kleinen Saphiren und Diamanten, wäre eigentlich unerschwinglich für ihn gewesen, hätte er nicht seine Verbindungen spielen lassen.

Ein Wort gab das andere. Man berief sich auf alte Freundschaften und gute Geschäfte, die man seit Jahren miteinander machte. Bob ließ dabei eindeutig durchklingen, dass der Händler von seiner Gunst abhängig sei, dass ein Wort zu bestimmten Personen seine Existenz ruinieren könnte. Wohl formulierte Andeutungen und versteckte Drohungen versetzten den Kaufmann in höchste Panik. Bob wusste Vieles über unreelle Machenschaften diverser Personen und nützte seinen Vorteil.

Um ein ehrenwertes Mitglied der großen Familie zu werden, eine gute Position in der Hierarchie zu erlangen, genügten nicht allein Intelligenz und Kaltblütigkeit. Leistung, Geschäftssinn, und vor allem Erfolg zählten.

Bob Graven schaukelte sich die Leiter stetig hinauf. Kaltschnäuzig machte er, wenn es die Situation erforderte, von der Waffe Gebrauch, stieß Menschen, die im Wege standen, rücksichtslos ins Verderben. Julio war sein Vorbild.

Als Sohn des großen Rafael Hernandes Torres hatte dieser in vielen Belangen einen Freibrief. Bob hingegen war ein Niemand, der sich durch Protektion und die Sympathie der maßgeblichen Herren erkämpfen musste. Was nicht darüber hinwegtäuschte, dass ein falscher Schachzug genügte, um ebenso am Rande des Grabes zu sitzen, wie so manch anderer. Im Augenblick schwamm er ziemlich weit oben. Ließ sich nicht beirren. Zog seine Geschäfte mit rücksichtsloser Kälte durch. Das wohlgefällige Auge des Don ruhte auf ihm.

Er und seine Partner handelten mit allem, was der Markt anbot. Schmuck, Bilder, Immobilien aller Art, Grundstücken in Amerika, Asien und Europa, Schlösser in England, Hotels an der Cote d´Azur und kostbare Villen auf dem ganzen Erdball. Dreckige Ware mit großem Geschick sauber zu waschen war eine seiner vorrangigsten Aufgaben. Er kannte alle Schliche. Das Risiko, mit einem Fuß stets im Gefängnis zu stehen, erhöhte den Reiz seiner Arbeit immens. Mit Köpfchen und Souveränität konnte man allerdings in diesen Kreisen die besten und lukrativsten Geschäfte machen. Bob hatte gelernt, sich auf Glatteis zu bewegen und legte eine Kür nach der anderen mit Bravour hin.

Britt hatte ihn ungeduldig erwartet und brachte ihn direkt in die Hinterbrühl, ins Landhaus zu Großmama.

Eine stürmische, tränenreiche Begrüßung. Fragen, Fragen. Erst spät abends kamen sie in der Villa Baumann an.

Bob machte sich mit bestem Appetit über die köstlichen Häppchen her. Stopfte Salat und Brötchen, Käse und Früchte in sich hinein, als stünde er vor dem Hungertod. Britt saß sprachlos neben ihm. Nippte verzweifelt an ihrem Glas Bordeaux. Sie hatte sich so sehr auf seine Nähe gefreut. Und jetzt stopfte Bob sich den Bauch voll und dachte nicht daran, mit ihr ins Bett zu gehen. Wie sehr hatte sie sich auf diese Nacht nach drei endlosen Wochen gefreut.

„Gehen wir doch noch in den Garten, mein Schatz“, meinte er beiläufig. „Heute ist Vollmond. Lass uns die herrliche Nacht genießen.“

Gerade das wollte sie. Aber nicht im Garten und noch weniger bei einem Spaziergang. Sie hatte Sehnsucht nach seiner Umarmung, wollte seine samtige Haut auf der ihren spüren, seine heißen Küsse aufsaugen, ihn lieben.

Zwei volle Stunden musste sie ausharren, ehe der Heißbegehrte es für angebracht hielt, mit ihr eine leidenschaftliche Liebesnacht zu verbringen.

Nun lag sie in den weichen Kissen. Die Morgensonne strahlte durch die flatternden Gardinen und das Bett neben ihr war leer.

Bob genoss die kühle Morgenluft. Streifte von einem Ende des weitläufigen Gartens zum anderen. Die Blumen versprühten berauschenden Duft. Rosenrabatte, wie Girlanden auf der saftigen Wiese. Eine Schar munterer Vögel zwitscherte in den Kronen der alten Erlen. Ein friedlicher Samstagmorgen.

In seinem Kopf rotierten tausend Antworten auf Fragen, die er heute Nachmittag gestellt bekommen würde. Wenn er Britt einen Heiratsantrag machen wollte, musste er Rede und Antwort stehen. Wo sollte er beginnen? Was durfte er erzählen, was nicht? Vieles war zu korrigieren, und zu beschönigen. Er durfte sich nicht in einem Lügengeflecht verstricken, aus dem er nicht mehr herausfand. Alles sollte Hand und Fuß haben. Schweiß stieg ihm auf die Stirn. Übertreibung ist manchmal gut, Untertreibung möglicherweise besser.

Seine Kindheit wollte er überspringen, die war nun wirklich nicht dazu angetan sein Ansehen bei der Familie Baumann zu fördern. Den kleinen Roberto Cortez wollte er aus dem Gedächtnis streichen. „Britt hätten meine Streiche bestimmt gefallen“, überlegte er. „Dem gestrengen Herrn Papa wären die Haare allerdings frühzeitig ergraut.“

Unter einer riesigen Trauerweide brachte er sein chaotisches Leben in akzeptable Formen, überlegte, feilte, war schließlich ganz zufrieden mit sich. Die langen Zweige streiften den Boden. Er fühlte sich sicher und geborgen unter dem grünen Blätterdach. Seine Gedanken schweiften weit zurück, in eine längst versunkene Zeit.

Tödliche Intrige

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