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Pia hat echt ’nen Vogel

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Mäxchen liebt Tiere über alles. Manchmal habe ich das unbestimmte Gefühl, er kommt nur wegen der Dackel Frieda und Anton so gerne zu uns und wegen Pias Nymphensittich Coco, der sich so gerne auf unseren Köpfen spazieren tragen lässt.

Seitdem ich den Hunden unter Zuhilfenahme eines Kochlöffels den Jagdtrieb auf Coco ausgetrieben habe, wachsen dessen Schwanzfedern langsam wieder, und unser Zoo versteht sich einfach prächtig.

Ich glaube, ohne unser Viehzeug wären Mäxchens frühe Kinderjahre nur halb so lebendig. Die Tiere ersetzen ihm nebenbei auch gleich noch ein paar Geschwister und lassen sich so manches von ihm gefallen. Aber nur bis zu einem gewissen Grad, dann zeigen sie ihm die Zähne, und er ist auf der Stelle artig. Wir können ihm die Zähne zeigen, so oft wir wollen, es nutzt überhaupt nichts. Am liebsten hätte er ja wenigstens einen der Dackel bei sich zu Hause. Aber das geht nicht, leider. Schließlich muss seine Mutter die Brötchen verdienen, die er so gerne isst, und Mäxchen hält sich bis zum Nachmittag im Kindergarten auf. Was also soll dann so ein kleiner Hund alleine in ihrer Wohnung den ganzen Tag über machen?

»Mit meinen Autos spielen!«, bietet Max seiner Mutter an.

Doch die sagt kategorisch: »Nein«! Und damit basta. Also muss er doch öfter ins Bergische kommen.

Zum Trost habe ich ihm schon lange eine Fahrt mit der City-Bahn versprochen. Nun gibt es die Neue, feuerrot, schmal und schlank mit einer Nase wie ein ICE, allerdings nicht so schnell. Doch das macht nichts. Gespannt steigen Max und ich in Köln ein und lassen uns auf den funkelnagelneuen Sitzen nieder.

An der nächsten Haltestelle steigt eine alte Dame mit einem niedlichen Yorkshireterrier zu und setzt sich uns gegenüber. Mäxchen ist begeistert, die Bahn vergessen.

»Darf ich den mal streicheln?«

Natürlich darf er.

»Darf ich ihn auch küssen?«

Erschrocken wehrt die nette alte Dame ab.

Ich sage: »Wenn ich nicht aufpasse, küsst er jeden Hund, der ihm zwischen die Finger gerät.«

Mäxchen nickt und sagt: »Ich habe auch bestümmt keine Würmer!«

Der ganze Wagen lacht. Und dann entspannt sich ein lebhaftes, absolut aktuelles Gespräch zwischen meinem Enkel und der Hundebesitzerin: ob ihr Hund ein Kampfhund sei, »wegen, dann muss er nämlich einen Maulkorb anhaben«, wie lang seine Leine ist, und dass er auf gar keinen Fall frei herumlaufen darf …

Und so erreichen wir unseren Bahnhof fast wie im Flug und müssen uns verabschieden. An der Tür dreht Mäxchen sich nochmal um, er hat etwas ganz Wichtiges vergessen, und schreit quer durch den ganzen Wagen: »Wir haben auch zwei Hunde, die Frieda und den Anton! Und meine Tante Pia, die hat echt ’nen Vogel!!«

Fledermäuse und andere Leute

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