Читать книгу Fledermäuse und andere Leute - Inge Helm - Страница 14

Star Wars gegen Schokofee

Оглавление

In jeder Familie gibt es normalerweise ein Kind, das sich ein wenig verunsichert fühlt. Bei uns nicht. Bei uns war ich als Mutter von jeher diejenige, der man die Emotionaltemperatur dreimal täglich messen musste.

Nehmen wir zum Beispiel die Zeit der Fernsehserie Raumschiff Enterprise. Ich war entschieden dagegen, dass meine Kinder etwas Derartiges konsumierten, und versuchte, mit Lego, Playmobil und Co. dagegenzuhalten. Vergebens! Meine Kinder waren der Ansicht, sie wären bei ihren Freunden unten durch, wenn sie nicht mit der Zeit gingen, und würden Gefahr laufen, Schäden an ihrem sonst so gut funktionierenden Selbstbewusstsein davonzutragen: »Und wie willst du das bitte verantworten?!«

Auch wenn ich mich fragte, wie ein solch starkes Selbstbewusstsein durch ein harmloses Verbot ins Wanken gebracht werden konnte, musste ich doch im Laufe der Jahre erkennen, dass es beim Großziehen der Nachkommen Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die eine Mutter nie begreift.

Also will ich bei meinem Enkel die Sache gleich von vornherein richtig angehen. Als er zwei Jahre alt ist, beginne ich ganz normal mit der Schokoladenfee, die immer eine Hand voll Süßigkeiten in einer alten Häschendose bei mir in der Küche für ihn bereithält, zeige ihm, wo sie wohnt, und gehe dann langsam weiter zu Legosteinen und playmobilen Autos, Baufahrzeugen und Männchen mit Helm, da er ja später einmal Bauarbeiter werden will. Erst als er Bauarbeiter und Batman als zukünftigen Berufswunsch in Erwägung zieht, »wegen die bei uns ausgestorben sind, und ich dann von Baustelle zu Baustelle fliegen kann«, kommen mir die ersten Zweifel an meinem so gut gemeinten Vorgehen.

Meine Zweifel werden zur Gewissheit, als Mäxchen mir eines Tages etwas von »Star Wars« erzählt, was übersetzt schlicht und einfach »Krieg der Sterne« bedeutet. Und jetzt kommt der Gipfel: Die Star-Wars-Filme werden nicht nur im Fernsehen gezeigt, sondern Lego und Playmobil hängen sich mit Merchandising gleich hinten dran. Durch meine Kinder nun um einige Erfahrungen reicher, kaufe ich nicht nur einige dieser Modelle mit beweglichen Steuerturbinen und grässlichen Figuren, nein, ich lerne auch ihre Namen auswendig, auch auf die Gefahr hin, dass mir die Zunge bricht. Also wenn das keine fortschrittliche Großmutter ist, dann kann ich mir auch nicht mehr helfen: Podracer, Naboo Fighter und so fort!

Samstag hole ich Mäxchen mit dem Auto für ein Wochenende ins Oberbergische. Und während wir über die Autobahn rollen, erzählt er mir, wie viele Teile er daheim bereits von Luke Skywalker und Darth Vader besitzt. Ich erkundige mich ganz beiläufig, was er denn glaubt, in meiner Küche auf dem Fensterbrett vorzufinden, wo immer alle besonders kostbaren Spielzeuge aufbewahrt werden. Doch ehe ich ihn mit den mühsam gelernten Star-Wars-Begriffen beeindrucken kann, sagt er ganz ruhig: »Na klar weiß ich das. Mein Häschen von der Schokoladenfee.«

Fledermäuse und andere Leute

Подняться наверх