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Kapitel 10

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Eine Woche darauf saßen sie auf der Treppe des Swimmingpools, hielten ihre Gesichter in die Sonne und tranken einen Espresso.

„Dein Appartement ist wunderschön geworden“, freute sich Cécile, „und Franca und Eleni sind ebenfalls von Pauls Plänen begeistert.“

Paul! Maries Gedanken liefen zu ihm zurück. Zum Abschied hatte er sie in den Arm genommen und nur sanft auf die Stirn geküsst … leider.

„Sei nicht traurig“, hatte er gesagt. „Du weißt, ich muss ein paar Dinge für euch in Marseille organisieren. Du kommst doch ganz sicher in die Provence zurück, n’est-ce-pas?“

„Mhm, ja …“

„Das ist gut. Ich habe mich nämlich ein bisschen in dich verliebt und möchte dich gerne näher kennenlernen.“

Maries Kniescheiben begannen sich aufzulösen. Diese strahlend blauen Augen, diese erotische Stimme und dieser unglaublich männliche Mund! Sie musste sich fester an ihn lehnen als nötig, mein Gott, was roch der Mann gut.

„Ich rufe dich an.“ Er hatte sie lächelnd, aber behutsam von sich geschoben, Cécile umarmt, war in seinen Wagen gestiegen, der nun direkt vor der Garage stand, und davongebraust.

Cécile stieß Marie an. „Was ist? Stehst du unter Schock?“

„Oh Gott, Cécile, ich habe mich wie eine Geisteskranke verhalten!“

„Na, zumindest siehst du im Moment so aus … Paul?“

„Ich glaube ja.“

„Und wieso?“

„Keinen blassen Schimmer. Gibt es eigentlich die Liebe auf den zweiten Blick?“

Cécile legte ihr die Hand auf die Stirne. „Hast du Fieber? Dagegen hilft ein kühles Bad. Zieh deine Badesachen an und spring in den Pool!“

„Du hast recht.“ Marie erhob sich. „Ich glaube, ich verblöde langsam hier in der Sonne.“

In diesem Moment hatte ihr Handy den unbekümmerten Einfall zu klingeln. Marie, in Gedanken noch immer bei Paul, zuckte erschreckt zusammen. „Ja bitte?“ Und dann atmete sie tief durch. Es war Julie.

„Er hat mich einfach vor die Tür gesetzt.“

„Wer, Tom?“

„Ja.“

Etwas in ihrer Stimme war beunruhigend, und so ging Marie zum Telefonieren in die Küche. „Das gibt’s doch nicht! Darf er das denn? Wo bist du jetzt?“

„Ich denke schon, es ist doch sein Haus … In der Studentenbude von Alain“, sagte Julie tränenerstickt. „Ich hatte mich ja damit abgefunden, dass ich nach zehn Jahren Beisammensein keine großen Gefühle mehr erwarten kann oder Leidenschaft. Aber er darf mir doch nicht von heut auf morgen das Ende unserer Beziehung um die Ohren schlagen, weil er meint, das Leben sei zu kurz … und das auch noch per Telefon!“

„So ein Mistkerl! Also für mich sieht das ganz nach einer anderen Frau aus“, sagte Marie empört.

„Unmöglich, das hätte ich doch bemerkt.“ Julie trompetete in ihr Taschentuch.

„Willst du etwa um deine Beziehung kämpfen?“

„Bloß nicht!“ Das kam sehr entschieden. „Weißt du, in den letzten beiden Jahren gab es nur noch Gleichgültigkeit von seiner Seite, ständiges Klagen über seinen stressigen Job, andere Gespräche wurden mit schöner Regelmäßigkeit von ihm abgeblockt und ich wurde immer unzufriedener. Aber so plötzlich! Und jetzt weiß ich nicht wohin. Und mein Kätzchen? Ich kann Coco doch nicht einfach bei ihm lassen!“ Trockener Schluchzer.

„Hör zu“, sagte Marie energisch, „ich rufe sofort Sabrina an. Sie soll dir den Schlüssel zu meinem Haus geben. Da kannst du mit Cocolein erst einmal wohnen. Ich komme übermorgen zurück ins Oberbergische, dann sprechen wir, d’accord?“

„Danke!“ Julie schluchzte noch einmal trocken auf. „Liebe Grüße an Cécile, ich umarme euch!“ Dann hing sie ein.

Marie ging wieder zurück auf die Terrasse.

„Na endlich! Ist etwas passiert? Du bist so blass um die Nasenspitze.“

Marie holte tief Luft: „Das war Julie. Ihr Typ hat sie einfach Knall auf Fall vor die Türe gesetzt … nach sage und schreibe zehn Jahren! Ich konnte den ja noch nie leiden. Er hat sich getrennt, weil er meint, das Leben sei zu kurz ... für was auch immer.“

„Eine neue Frau“, antwortete Cécile kategorisch.

„Sie sagt Nein.“

„Ja ja, das kenne ich. So etwas geht ans Selbstbewusstsein, und man will es deshalb nicht wahrhaben … aber für uns ist das doch prima.“ Sie stellte ihre Espressotasse neben sich auf die Treppe des Pools. „Es tut mir zwar leid, dass Julie jetzt erst einmal durch den Wind ist und ihre Wunden lecken muss. Ich denke nur, es ist die beste Gelegenheit, ihre Zelte in Deutschland abzubrechen und mit dir in die Provence zu kommen. Dann sind wir schon zu dritt. Du siehst, unsere WG nimmt langsam Gestalt an.“

Marie lachte. „Du bist doch eine unverbesserliche Optimistin, und ich werde bei meiner Rückkehr alles tun, um sie dazu zu überreden, versprochen.“

Cécile erhob sich. „Dann gehe ich jetzt in die Küche und rufe Paul an, damit seine Leute, so er sie denn schon zusammenhat, als Erstes mit dem Dachboden beginnen, um unsere Pariser Freundin gebührend empfangen zu können. Du wirst sehen, dann werden Franca und Eleni auch nicht mehr lange auf sich warten lassen und wir können, wie sagte doch dein Sohn so nett, unsere Lavendelträume endlich in die Realität umsetzen.“

Die Lavendelgang Gesamtausgabe

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