Читать книгу Am Ende der Sehnsucht - Ingeborg Arvola - Страница 8

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Nichts hat darauf hingewiesen, daß mein Vater in eine Großstadt wie Oslo fahren würde, daß er am Nachtleben teilnehmen und meine Mutter treffen würde. Mein Vater war kein Stadtmensch, er sieht Farben an den Menschen, und er hat von Tieren die Herzen gegessen, als sie noch klopften. Beim Anblick von Korell in dem verräucherten Lokal blinzelt er, er leckt von den Fingern Blut, das nicht da ist, und in dem Tanz, den sie alleine tanzt, folgt er Korells Armen. Jemanden wie Korell gibt es dort, wo er herkommt, nicht.

Mein Vater hatte den Hauptgewinn gezogen, es war also das pure Glück, das ihn nach Oslo schickte. Wohin sonst sollte er gehen, was sonst sollte er mit dem Geld anfangen, das er nicht brauchte, von dem er aber wußte, daß seine Kameraden es sich mehr als alles andere wünschten. Gemeinsam zogen sie los, um den Hauptgewinn des Tippscheins zu verprassen.

Mein Vater kann Stimmen zwischen dem Laub hören, er kann so still sitzen, daß die Vögel Eier in seine Hände legen, und hier im Rauch und zu so später Stunde sah er, Korell im Blick, ein Wesen, das ihn vielleicht an ihn selbst erinnerte oder an einen Vogel, den er nicht verstand. Er war begabt, meinte Ämmi, seine Mutter und meine Großmutter, und von Toleranz hielt sie mehr als von Haß. Ämmi mit ihrem strengen Gott war besser als Gott. Sie ließ ihren Sohn so sein, wie er war. Jetzt umfängt er Korell mit einem Blick, der an ihr vorbeizustarren scheint, und mit dem gleichen Blick ist er nahe bei ihr, und als sie einen Augenblick innehält und den Kopf zurückneigt, liegt ihr Kopf in einer fremden Hand, und mein Vater umfaßt ihn, will einfach nicht loslassen.

Als das Geld verbraucht ist, fährt mein Vater zurück, und Korell ist schwanger.

Ich weiß nicht, was sie miteinander sprachen, aber mein Vater ist kein Stadtmensch. Er zog dorthin zurück, wo er immer gewesen war. Aber ab und zu ließ er einen Vogel, den er gefangen hatte, los, ließ ihn erschreckt mit den Flügeln flattern, einer Frau zu Ehren, die Großstadtherzen mit spitzeren Zähnen aß, als je ein Mensch, dem er begegnet war.

Korell senkte die Augenlider, wenn der Bauch zu ihr sprach, und etwas mußte mit dem Mann sein, dem sie begegnet war und der ihren Bauch dazu brachte, Leben zu beanspruchen, ihre Zeit zu beanspruchen, auf jeden Fall für eine Weile. So war es das pure Glück, daß ich geboren wurde, daß ich in Frieden in einem Körper aufwachsen durfte, der einfach weitertanzte.

Am Ende der Sehnsucht

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