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2. Kapitel: Leben, Tod und Angst

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»Kratzen Sie nicht, wo es nicht juckt«, riet der große Adolph Meyer einer Generation von Psychiatriestudenten.1 Ist dieser Spruch nicht ein ausgezeichnetes Argument gegen die Untersuchung der Einstellungen der Patienten zum Tod? Haben die Patienten nicht schon genug Angst und genug Furcht, ohne dass der Therapeut sie an den ärgsten Schrecken des Lebens erinnert? Warum soll man sich auf die bittere und unveränderliche Realität konzentrieren? Wenn es das Ziel der Therapie ist, Hoffnung einzuflößen, warum sollte man dann den die Hoffnung zerstörenden Tod beschwören? Das Ziel der Therapie ist es, dabei behilflich zu sein, wie der Mensch zu leben lernen kann. Warum sollten wir den Tod nicht schlicht den Sterbenden überlassen?

Diese Argumente erfordern eine Antwort, und ich werde sie in diesem Kapitel aufgreifen, indem ich behaupte, dass uns der Tod die ganze Zeit juckt, dass unsere Einstellungen zum Tod die Art, wie wir leben und wachsen und die Art, wie wir straucheln, beeinflusst. Ich werde zwei Behauptungen untersuchen, von denen jede wesentliche Implikationen für die Praxis der Psychotherapie hat:

1. Leben und Tod sind interdependent; sie existieren gleichzeitig, nicht in Folge; der Tod surrt ständig unterhalb der Membran des Lebens und übt einen großen Einfluss auf die Erfahrung und das Verhalten aus.

2. Der Tod ist eine ursprüngliche Quelle der Angst, und als solche ist er die primäre Quelle der Psychopathologie.

Existenzielle Psychotherapie

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