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WAS IST EIN OBJEKT?

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Unter einem Objekt verstehen wir alles, was sich von dir, dem Subjekt, unterscheidet. Dein Körper manifestiert sich als Objekt in dir. Deine Gefühle manifestieren sich in dir, und du nimmst sie wahr. Auch sie sind Objekte, genau wie deine Gedanken, Meinungen und dein Weltbild. Absolut alles, was du erlebst und erfährst, ist ein Objekt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eingeschlossen. Die Erfahrung selbst ist ein Objekt, das du wahrnimmst. Bitte vergiss diese Definition niemals, sie ist die Essenz der Selbst-Erforschung, und du wirst sie bis ans Ende deiner Erforschung benötigen – und darüber hinaus. Es ist die Basis der Praxis, die dich befreien wird.

Ich bin kein Objekt

Wenn ich etwas wahrnehme und erkenne, kann ich es nicht sein. Physische Dinge, Gedanken und Gefühle und meine Erfahrungen in der Welt sind Objekte, die ich erkenne.

Bin ich von den Objekten getrennt?

Lass uns diese Untersuchung weiter vertiefen. Wo höre ich auf, und wo beginnen die Objekte? Gibt es eine Trennung? Wenn es sie gibt, worin besteht sie? Wenn du den Wahrnehmungsprozess untersuchst, wirst du sehen, dass die Objekte nicht wirklich von dir, dem Subjekt, getrennt sind. Licht trifft auf ein Objekt und durchdringt das Auge, doch die Erfahrung und Erkenntnis des Objekts geschieht im Geist. Die Erkenntnis des Objekts entspricht dem Objekt. Wenn ein Hund vor dir herläuft, siehst du keine Katze. Woraus besteht das Gewahrwerden des Hundes? Es besteht aus deinem Geist, dem wahrnehmenden Instrument. Der Geist ist dein die Form verschiedener Objekte annehmendes Bewusstsein. Es kann alles Mögliche erkennen, denn es ist selbst ohne Form und grenzenlos. Wenn du über die Hunde-Erfahrung aus experimenteller Perspektive nachdenkst, kannst du sehen, dass sich der Hund in Wirklichkeit in deinem Geist befindet, nicht etwa außerhalb davon auf der Straße. Er scheint außerhalb zu sein, aber es gelingt dir nicht, ihn außerhalb von dir zu erfahren. Ganz egal wie nah du an den Hund herangehst, er bleibt immer ein Objekt.

Die Objekte sind nicht real

Hier ist eine der Vedanta-Aussagen, die unserer Intuition widersprechen: Die Dinge sind nicht real. Die Dinge sind weder das, was sie zu sein scheinen, noch befinden sie sich dort, wo sie zu sein scheinen. Wenn wir sagen, sie sind nicht real, dann meinen wir damit, dass sie sich erstens ständig verändern und zweitens aus Teilen bestehen. Welcher Teil des Hundes ist denn nun der Hund? Das Fell, das Gebiss, die Pfoten, die Nase? Und wenn der Hund die Nase ist, was genau ist die Nase? Sie ist eine Ansammlung von Teilchen, die sich nach bestimmten Naturgesetzen verändert. Welches Teilchen ist dann das Nasen-Teilchen? Wenn du sehr nah an den Hund herangehst, ist er nur ein Haufen Haare.

Wenn du diese Untersuchung fortführst, können letztlich alle Objekte auf den Raum heruntergebrochen werden, in dem die kleinsten Teilchen sich bewegen. Der Hund ist verschwunden, aber der Raum und der Beobachter des Raums sind noch da. Der Beobachter ist sich des Raums und der Objekte, die sich darin befinden, bewusst. Nur so können sie wahrgenommen und erkannt werden. Das Gewahrsein des Beobachters ist das eine Bewusstsein, das alles erkennt.

Definition von ‚real‘

Wir definieren etwas als real, wenn es sich nicht verändert. Weil Dinge sich verändern, sind sie nicht real. Wenn du sorgfältig über diese Aussage nachdenkst, sollte sie dich beunruhigen, denn du würdest nicht nach Objekten streben, wenn sie nicht real wären.

Wir sind immer noch dabei herauszufinden, wo Objekte verortet sind und welche Beziehung wir zu ihnen haben. Hier folgt eine weitere gründliche Analyse der Beziehung zwischen mir, dem Subjekt, und den Objekten, die sich mir zeigen. Diese Untersuchung wird erweisen, dass die Objekte, die wir identifizieren und von denen wir glauben, sie durch Sinneswahrnehmung zu erfahren, im Grunde nichts weiter sind als bestimmte, von den Sinnesorganen erzeugte Eindrücke. Diese Eindrücke machen nicht das identifizierte Objekt aus, mit dem wir sie assoziieren. Die Härte zum Beispiel, die wir unter unserem Hinterteil spüren, wenn wir auf einem Holzstuhl sitzen, macht nicht die Kenntnis des gesamten Stuhls aus. Der ‚Stuhl‘ wird nur deshalb zu einem Stuhl, weil wir aus der Vorstellung eines Stuhls Schlüsse ziehen. Was wir tatsächlich erfahren, sind nur bestimmte Empfindungen im Körper. Dass sie etwas ‚bedeuten‘, entspringt der Interpretation des Geistes, der wiederum – wie der Körper – als ein Objekt in mir, Bewusstsein-Gewahrsein3, erscheint. Diese Empfindungen und das Erkennen, das mit ihnen einhergeht, können weder mit der Erfahrung des Stuhls noch mit der Kenntnis des Stuhls gleichgesetzt werden. Alles, was wir erfahren, ist Härte – oder Weichheit, falls der Stuhl gepolstert ist – und eine Vorstellung des Stuhls. Greg Goodes Buch ‚The Direct Path‘ stellt viele konkrete Experimente vor, die belegen, dass Objekte da draußen zu sein scheinen, dort in Wirklichkeit aber nicht sind.

Wenn du auf dieser Spur weiter forschst, wirst du sehen, dass der Stuhl nichts anderes ist als die Erfahrung desjenigen Sinnesorgans, durch das er wahrgenommen wird. Mehr noch, die unabhängige Existenz jeder beliebigen Empfindung kann nur von dem Organ bestätigt werden, welches sie erfahren hat. Damit aber der Stuhl ‚real‘ sein und ein allgemeingültiges Verständnis von ihm etabliert werden kann, müsste er auch von einem anderen Sinnesorgan verifiziert worden sein.

Wenn wir unsere Untersuchung fortsetzen, entdecken wir, dass die Sinnesorgane im Grunde nichts anderes sind als du, das Gewahrsein, welches sie wahrnimmt. Du erlebst sie nicht als Instrumente, die herumliegen und darauf warten, von dir benutzt zu werden. Du denkst nicht: „Ich möchte den Duft der Rose riechen. Wo habe ich nur meine Nase? Gestern war sie noch da, jetzt finde ich sie nicht mehr. Ich werde meine Frau anrufen, vielleicht hat sie sie verlegt.“ Die Analyse enthüllt, dass jedes Sinnesorgan eine einzigartige Funktion von Gewahrsein darstellt, die eine bestimmte Art von Wahrnehmung ermöglicht.

Da Gewahrsein benötigt wird, damit die Sinnesorgane empfinden können, wird klar, dass die Sinne in ihrer Existenz von Gewahrsein abhängig sind – während Gewahrsein, du, unabhängig von ihnen ist. Für die Existenz von Gewahrsein (d.h. für deine Existenz) ist es irrelevant, ob du gerade Objekte wahrnimmst oder nicht. Du, das bezeugende Gewahrsein4, existierst also beispielweise auch im Tiefschlaf. Wenn die Sinne keine unabhängige Existenz haben, dann haben auch die Objekte, die sie melden – was ja die Grundlage unserer Kenntnis von ihnen ist – keine von dir unabhängige Existenz. Wenn die Objekte nur als Sinneseindrücke existieren und Sinneseindrücke nur als das Gewahrsein, das du bist, dann kann die aus dem Kontakt mit Objekten resultierende Freude ihren Ursprung einzig und allein in dir haben. Daraus wird deutlich, dass du die Freude, die du empfindest, nicht trennen kannst von dir, dem Subjekt. So wie eine Woge niemals getrennt ist von dem Ozean, in dem sie ‚wogt‘, so ist die Freude, die in dir wogt, wenn du bekommst, was du möchtest, nichts anderes als du, Bewusstsein.

So verstehen wir, dass die Objekte nicht entfernt von uns in einer Welt ‚da draußen‘ sind. Sie werden ‚in‘ uns erfahren und erkannt. Wenn wir in dieser Untersuchung noch einen Schritt weiter gehen, werden wir auf eine Tatsache stoßen, die die Basis des Vedanta bildet, die Erkenntnis, die uns aus der Abhängigkeit von Objekten befreien wird: Wir werden entdecken, dass die Realität nicht-dual ist und dass wir uns nicht auf Dinge verlassen können, da diese Dinge nicht unabhängig von uns existieren. Wenn unsere Analyse wahr ist (und sie ist es), dann sind die Objekte, die wir erfahren, nicht verschieden von dem Bewusstsein, das ihre Erfahrung ermöglicht.

Die Dinge sind Ich

Lass mich die Eine-Million-Euro-Frage stellen: Wie weit entfernt bist du von deinem erfahrenden Bewusstsein? Die Antwort lautet: überhaupt nicht weit. Tatsächlich gibt es keinen Unterschied zwischen dem bezeugenden Bewusstsein (welches deine wahre Natur ist) und deinem erfahrenden Bewusstsein (welches die Person ist, für die du dich hältst). Obwohl diese Person ein dir bekanntes Objekt ist (so wie die physischen Objekte ihr bekannt sind), ist sie nicht von dir, deiner wahren Natur, zu unterscheiden, genauso wie ein Ring aus Gold nicht vom Gold zu unterscheiden ist. Wenn das wahr ist, dann sind die Objekte du! Das ist es, was wir meinen, wenn wir das Wort „Nicht-Dualität“ verwenden. Dualität, die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt bricht zusammen, wenn du die Natur der Wahrnehmung untersuchst und verstehst.

Aber ich bin kein Objekt

Die Fliege in der Suppe der Dualität ist Folgendes: Du kannst nicht dein Körper sein, denn er ist für dich genauso ein Objekt, das du erkennst, wie all die anderen Objekte deiner Wahrnehmung. Du bist nicht dein Körper und ebenso auch nicht deine Gefühle oder deine Gedanken oder was sonst in dir geschieht, denn du nimmst all diese Dinge wahr. Deine Hand ist du, aber du bist nicht deine Hand. Wenn du deine Hand verlierst, bist du immer noch derselbe. Wenn du aber der Körper wärst, wärst du ohne Hand nicht mehr derselbe. Dann wärst du ein Körper mit nur einer Hand.

Diese erstaunliche Tatsache ist sehr bedeutsam, denn sie besagt, dass du dich mit Objekten – auch den unerfreulichen – niemals in Konflikt befindest und gleichzeitig frei von ihnen bist.

Die Wirklichkeit verstehen

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