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EXISTIERT GLÜCK?
ОглавлениеJeder Mensch hat Glück erlebt – eine Minute oder zwei, eine Stunde, eine Woche oder einen Monat lang. Dies beweist, das Glück existiert. Aber woher stammt es?
Liegt es in den Dingen?
Wenn du bekommst, was du möchtest, fühlst du dich frei, glücklich und erfüllt. Bedeutet dies, dass dein Gefühl von Fülle-Glück-Freiheit von dem Objekt kommt? Du jagst Dingen nicht hinterher, um dich unglücklich zu machen. Du strebst nach dem, wonach du strebst, weil du glaubst, das Glück sei auf magische Weise mit dem Objekt verknüpft.
Aber ist dem wirklich so? Liegt das Glück in den Dingen? Die ältere Dame, die voll Freude Socken und kleine Wollmützen für ihre Enkelkinder strickt, wird am Bungee-Jumping keinen Spaß haben. Kannst du dir diese Dame in ihrer Schürze vorstellen, wie sie am Brückengeländer steht, mit den Gummiseilen an ihren Beinen? Und wie glücklich wäre ihr jugendlicher Enkel, der es liebt, sich in die Tiefe zu stürzen, wenn er Socken strickte?
Wenn Objekte die Quelle des Glücks sind, ist es vernünftig, in der Welt nach Dingen zu jagen. Doch lass es uns genau untersuchen und schauen, ob sie wirklich die Quelle sind. Nehmen wir an, du hast eine ganz genaue Vorstellung des perfekten Partners, deines Seelengefährten. Du glaubst, dass deine Einsamkeit enden und du glücklich sein wirst, sobald dieser Mensch auftaucht. Eines Tages gehst du zu einer Veranstaltung. Dort siehst du jemanden, der deiner Vorstellung entspricht. Quer durch den Raum treffen sich eure Blicke. Du spürst die Anziehung und die Euphorie, die sie auslöst.
Doch was passiert mit der Vorstellung, wenn du mit dem Menschen in Kontakt kommst? Sie löst sich auf. Warum? Weil das begehrte Objekt präsent ist und sich ein großartiges Gefühl von Liebe, Freude, Frieden und Glück ausbreitet. Du nimmst an, dass das Glück von dem Objekt kommt, und ehe du dich versiehst, bist du von ihm abhängig. Doch deine Annahme ist falsch. Die Wahrheit ist: Wenn sich das Begehren in der Gegenwart des begehrten Objekts auflöst, dann flutet Liebe, die Natur deiner selbst, den Geist. Das Objekt ist nicht die Quelle des Gefühls, es ist nur der Katalysator, der die dir innewohnende Freude befreit. Aus dieser Beobachtung können wir nur einen Schluss ziehen: Wenn Glück-Liebe unsere Natur ist, müssen wir sie nicht in Dingen außerhalb von uns suchen.
Du kannst gerne noch an deinem Glauben an den Wert der Objekte für dein Glück festhalten. Aber bitte versuche wenigstens, dich probeweise auf unsere Sichtweise einzulassen und unseren Lehren zu lauschen. Und erlaube mir diese Frage: Wie dauerhaft ist ein Glück, das in den Dingen wohnt? Es ist nicht von Dauer, es ist vergänglich. Sobald die Erfahrung zu Ende geht, kehrt das Gefühl von Unvollkommenheit zurück, und wir benötigen ein neues Objekt, welches uns wieder glücklich macht. Wenn du diese Analyse hörst, wirst du sie wahrscheinlich nicht sofort akzeptieren. Du wirst vielleicht einwenden, dass das Objekt-Glück sehr wohl funktioniert, wenn du mit dem Objekt, das dich glücklich macht, verbunden bleiben kannst. Aber Dinge kommen und gehen. Es gibt kein Objekt, das in deinem Leben dauerhaft Bestand hat. Die einzige Konstante im Leben bist du, das Subjekt. Vedanta behauptet, dass die Natur des Subjekts unbegrenzte Glückseligkeit ist. Den Beweis für diese Behauptung werden wir dir in diesem Buch auf vielfache Weise liefern. Vedanta sagt, dass die Dinge schon deshalb nicht die Quelle unseres Glücks sein können, weil wir in ihnen Vollkommenheit suchen, obwohl wir bereits vollkommen sind. Wir suchen, weil wir nicht wissen, wer wir wirklich sind.
Unsere Erforschung der Natur der Dinge bringt noch weitere unerfreuliche Tatsachen ans Licht: Deine Suche endet nicht, wenn du bekommst, was du begehrt hast. Die Mühe, die in die Verwirklichung deiner Wünsche floss, wandelt sich plötzlich in das Begehren, sie zu bewahren. Wenn du zum Beispiel einen guten Job findest, fangen die Mühen erst richtig an. Du musst hart arbeiten, um ihn zu behalten. Und wenn du das Glück hast, dass sich jemand in dich verliebt, wirst du die Liebe dieser Person beständig erwidern müssen, damit sie sich nicht von dir abwendet.
Die Objekte sind nicht nur von Natur aus mangelhaft in Bezug auf ihre Fähigkeit, Glück zu spenden. Das Feld, in dem die Dinge sich manifestieren, ist so aufgebaut, dass dauerhafte Freude schlicht unmöglich ist. Das Feld unserer Erfahrung, unser Geist, ist eine Dualität. Das bedeutet, dass wir in Gegensätzen denken, da wir die nicht-duale Natur der Wirklichkeit nicht kennen. Jeder Vorteil bringt auch einen Nachteil mit sich, jeder Gewinn einen Verlust. Wenn du dich verliebst, erfährst du das Glück der Intimität. Aber gleichzeitig leidest du unter deiner Anhaftung. In deinem Traumhaus zu leben macht dich glücklich, aber du musst dafür einen Haufen Geld bezahlen und eine Hypothek aufnehmen, an der du 30 Jahre lang zu tragen hast. So ist das Leben. Es gibt keinen Weg, das System zu überlisten und nur die positiven Lebenserfahrungen zu machen. Wie ein Dichter über das Leben schrieb: „Freude und Kummer sind fein miteinander verwoben.“ Das Leben ist ein Nullsummenspiel.