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Vorwort

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Pomologe, Bürgerrechtler, Idealist, radikaler Demokrat, wortgewandter Redner, „Juxkandidat“ bei zahlreichen Wahlen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene und Remstalrebell – Helmut Palmer haften bis heute viele Etiketten an, in eine Schublade hat er dennoch nie gepasst.

Zeitlebens kämpfte Helmut Palmer für Demokratie, Toleranz und Gerechtigkeit und gegen Bürokratie, blindes Untertanentum, Behördenwillkür und Antisemitismus. Doch sein Kampf war immer auch von dem Wunsch nach Anerkennung seiner Person und seiner eigenen Lebensleistung geprägt. Eine gewisse Kompromisslosigkeit in diesem Kampf hat es den Menschen um ihn herum allerdings häufig schwer gemacht. Das musste auch ich selbst erfahren, als mich Palmers Kandidatur im Landtagswahlkampf 1992 in meinem Wahlkreis, dem Wahlkreis Nürtingen/Filder, zu viele Stimmen kostete und mir dadurch der Wiedereinzug in den baden-württembergischen Landtag verwehrt blieb. Das verbindet mich mit ihm bis heute.

Die Demokratie muss Querköpfe wie Helmut Palmer aushalten. Denn mit ihrer Non-Konformität beleben sie die politische Diskussion, da sie sich abseits der ausgetretenen politischen Pfade bewegen, den Finger in Wunden legen und Alternativen aufzeigen. Und auch wenn er mit seiner unbeugsamen Haltung immer wieder aneckte und mit dem Gesetz in Konflikt geriet, so hat Helmut Palmer bei Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen letztlich doch stets auf urdemokratische Weise gekämpft – indem er nämlich um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler warb.

Eine lebendige Bürgergesellschaft braucht auch kontroverse Figuren vom Schlage eines Helmut Palmer: Er hat gezeigt, dass es Sinn macht, sich in der Gesellschaft zu engagieren und sich einzubringen. Aussagen wie „man kann ja sowieso nichts ausrichten“ oder „die da oben machen ja sowieso, was sie wollen“ wollte er nicht gelten lassen. Vielmehr bewies er Zivilcourage und rebellierte gegen die Obrigkeit und hat damit auch seine Mitmenschen zum Nachdenken gebracht. Auch wenn er dabei häufig über das Ziel hinausschoss, so hat er Demokratie und Zivilgesellschaft doch gestärkt. Schließlich ist die Demokratie nicht dort in Gefahr, wo Menschen sich einbringen und für ihre Standpunkte einsetzen, sondern überall dort, wo sie sich abwenden und gleichgültig werden.

Mit diesem Buch wird nun Helmut Palmers politisches Engagement posthum gewürdigt. Auch wenn sein Wirken auf den ersten Blick scheinbar von wenigen konkreten Erfolgen geprägt war, so hat sein bedingungsloser, idealistischer Kampf doch einiges bewegt: Sowohl in der Politik, die zurzeit über Parteigrenzen hinweg den Weg zu mehr Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie beschreitet, als auch innerhalb der Bevölkerung. Denn die Menschen haben in den vergangenen Jahren mehr und mehr erkannt, dass es sich lohnt, sich gemeinsam für eine Sache zu engagieren und seiner Stimme Gehör zu verschaffen und die Bürgergesellschaft auf diese Weise als dritte starke Kraft neben Politik und Wirtschaft zu etablieren.

Und auch in Person seines Sohnes Boris lebt Helmut Palmers politisches Wirken nach: Was Helmut Palmer ein Leben lang verwehrt blieb, gelang seinem Sohn. Nach seiner erfolgreichen Wahl 2001 in den baden-württembergischen Landtag wurde er 2006 zum Oberbürgermeister der Stadt Tübingen gewählt. Boris Palmer profitiert in seinem Amt sicherlich vom rednerischen Talent, das ihm sein Vater hinterlassen hat, sowie den vielfältigen politischen Erfahrungen, die er in Begleitung seines Vaters von klein auf machen konnte. Man kann also sagen – und das würde sicherlich auch der Pomologe Helmut Palmer unterschreiben –, dass der Apfel nicht allzu weit vom Stamm fällt.

Winfried Kretschmann

Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

Helmut Palmer

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