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Siebenundzwanzigster Brief.
Von Clara.

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Inhaltsverzeichnis

Mein Schmerz läßt mir kaum Kraft genug, Ihnen zu schreiben. Ihr Unglück und das meinige ist auf dem Gipfel. Die liebenswürdigs Julie ist in den letzten Zügen und hat vielleicht nur noch zwei Tage zu leben. Die Anstrengung, welche es sie kostete, Sie von sich zu entfernen, machte zuerst ihre Gesundheit wankend; die Unterredung mit ihrem Vater in Betreff Ihrer fügte neue Erschütterungen hinzu: anderer späterer Kummer hat ihre Aufregung gesteigert und Ihr letzter Brief hat das Uebrige gethan. Er hat sie so ergriffen, daß sie nach einer in fürchterlichem Kampfe hingebrachten Nacht gestern in ein hitziges Fieber verfiel, welches beständig im Wachsen blieb und sie endlich zum Phantasiren gebracht hat. In diesem Zustande nennt sie Sie jeden Augenblick und spricht von Ihnen mit einer Heftigkeit, welche zeigt, wie sehr sie mit Ihnen beschäftigt ist. Man hält ihren Vater so viel möglich fern; dieses beweist hinlänglich, daß meine Tante Verdacht geschöpft hat: sie hat mich sogar mit Unruhe gefragt, ob Sie noch nicht zurück wären, und ich sehe, daß da die Gefahr ihrer Tochter für den Augenblick jedes andere Bedenken ausschließt, sie Sie nicht ungern hier sehen würde.

Kommen Sie also ohne Verzug. Ich habe dieses Boot expreß gemiethet, um Ihnen diesen Brief zu bringen; es ist zu Ihrem Befehl, bedienen Sie sich desselben, um herüber zu kommen, und vor allen Dingen, verlieren Sie keinen Augenblick, wenn Sie die zärtlichste Geliebte, die je gelebt hat, noch sehen wollen.

Jean Jacques Rousseau: Romane, Philosophische Werke, Essays & Autobiografie (Deutsche Ausgabe)

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