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Acht

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„Und? Wie geht es jetzt weiter?“, wollte ich wissen, während wir nebeneinander die Straßen von Redmont entlangliefen.

„Es ist wichtig, dass man uns viel miteinander sieht, sodass die Gerüchteküche ins Brodeln kommt. Ich hatte mir das so gedacht: Wir werden uns oft treffen, um uns auszutauschen. Es ist wichtig, dass ich so viel wie nur möglich über dich weiß und umgekehrt. Am besten ist es, wenn wir uns so begegnen, als würden wir uns in Wirklichkeit gerade kennenlernen, dann ist es am authentischsten. Du begleitest mich, wenn ich mit meinen Freunden losziehe und zu Familienveranstaltungen.“

Ich schluckte schwer, wenn ich nur daran dachte, dass ich jeden Menschen in meinem Umkreis belügen müsste – bis auf Lindsey. Vor meinen Eltern würde ich das gut geheim halten können, die sah ich ohnehin nur selten und am Telefon konnte ich das bestens verschweigen.

„Ich werde den Leuten nach und nach von dir erzählen“, fuhr er fort. „Dass ich dich kennengelernt habe und wir uns langsam näherkommen.“

Er hatte die Hände in die Taschen seiner Jacke gesteckt und plauderte, als würden wir uns lediglich über das Wetter oder über die Arbeit unterhalten. Nicht aber über ein Netz an Lügen, welches wir gemeinsam sponnen.

Wir schlenderten nebeneinander her und bogen in eine Einkaufsstraße ein, die sich allmählich mit Passanten füllte. „Das wird mir nicht sehr leicht fallen“, gab ich ehrlich zu. „Bisher habe ich meine Partner auf einer anderen Basis kennengelernt. Gut, das Ende der Beziehungen war vermutlich genauso auf Lügen gebettet, wie dieses Abkommen hier, aber immerhin war mal ein Funken von Ehrlichkeit darin vorhanden“, kritisierte ich weiter.

„Ehrlichkeit. Das ist genau das, was wir auf jeden Fall untereinander einhalten sollen. Je mehr du mir über dich erzählst und ich dir über mich und wir dabei ehrlich bleiben, wird das Ganze schon laufen.“ Er schaffte es immer wieder meine Bedenken zu ignorieren, so dass es mich zu nerven begann.

„Außerdem müssen wir uns eine gemeinsame Geschichte ausdenken, wie wir uns kennengelernt haben.“

„Ich wüsste da eine“, betonte ich und warf ihm einen herausfordernden Blick zu, den er mit einem Kopfschütteln abtat.

„Eine glaubhafte Geschichte“, ergänzte John. „Aber da finden wir noch was. In den nächsten Tagen werde ich meinem Dad erzählen, dass es da jemanden gibt und dass ich es langsam angehen lassen will, mir aber mehr vorstellen kann und so weiter. Was man halt seinen Eltern so erzählt.“

„Alles außer der Wahrheit“, murmelte ich leise und beobachtete ein Pärchen auf der anderen Seite der Straße, was schmusend aneinandergeschmiegt einen Spaziergang machte. Mein Mund wurde staubtrocken bei dem Gedanken, dass ich so etwas spielen musste. Wie sollte das funktionieren? Ich traute mich kaum an die die nächsten Tage zu denken. „Und als erstes werde ich dich meinen Freunden vorstellen. Viele von ihren Eltern sind auch gut mit meinem Vater befreundet und in denselben Golfclubs und so weiter. Die werden schon dafür sorgen, dass die Informationen weitergetragen werden. Das wird ein ziemlicher Selbstläufer und nur eine Frage der Zeit sein, bis mein Dad davon Wind bekommt, dass sein wilder Sohn endlich eine Freundin hat, die so reizend und liebevoll ist, wie du“, neckte er mich.

„Oh, ich kann sehr liebevoll und reizend sein“, versicherte ich ihm mit blinzelnden Augen. Er würde noch sehen wie reizend ich wirklich war. Dabei konnte ich mir kaum ein Lachen verkneifen.

Wir spazierten an einem Juweliergeschäft vorbei und ich blieb schlagartig stehen. Mit einem Kopfnicken deutete ich auf das Schaufenster. „Aber nicht nur ich muss eine gute Freundin sein, wenn du verstehst, was ich meine.“

Unbeeindruckt fasste John in seine Jackentasche und kramte einen weißen Briefumschlag hervor, den er mir in die Hand drückte. „Damit kannst du dir einige Schmuckträume erfüllen, wenn du möchtest.“

Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht, als ich diesen Batzen an Geld darin fühlen konnte. „Du kannst mir das doch nicht einfach so in die Hand drücken!“

„Ich mag es lieber bar auf die Hand“, sagte er, als würde das alles erklären.

„Aber doch nicht hier vor all den Menschen.“

„Niemand interessiert sich dafür, wenn ich dir einen Umschlag gebe. Es kann einfach nur ein Gutschein als Geburtstagsgeschenk sein oder eine harmlose Einladung. Mach dir mal keine Sorgen. Aber wenn du so aufdrehst, wirkt es in der Tat ziemlich auffällig.“

Mir flappte der Mund auf und zu, dann verstaute ich hektisch den Umschlag in meiner Handtasche. „Du bist ja wohl …“, murmelte ich und schüttelte den Kopf.

„Ist denn da wenigstens alles drin?“, fragte ich nach, und legte meine Hand fest auf die Tasche. Mit so viel Geld in meiner Tasche fühlte ich mich unwohl. Beinahe so, als würde es auf meiner Stirn stehen. Mein Ziel war es, nur noch das Geld zu Hause zu verstecken.

„10.000 Dollar. So wie es abgemacht war. Aber du kannst es natürlich noch einmal nachzählen.“

„Wenn dann mache ich das zu Hause und nicht hier auf offener Straße“, erklärte ich ihm schroff.

„Gut, wenn du dann fertig bist mit Rumzetern, würde ich sagen treffen wir uns morgen, um noch einmal in Ruhe alles zu bequatschen. Am besten ist, du kommst zu mir.“

Manchmal hätte ich ihm alleine für seinen bestimmenden Tonfall eine knallen können. Aber ich gab nur einen murrenden Laut von mir.

„Passt es dir gegen Mittag?“

„Ich muss abends arbeiten. Wenn wir so viel zu besprechen haben, dann bin ich lieber schon früher da. Ich komme um zehn“, sagte ich, nur um auch einmal so bestimmend zu klingen wie er und ihm nicht die Oberhand über mich zu überlassen.

Liebe kann man (nicht) kaufen

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