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4. ZU DIESEM BUCH

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Aus den Ausführungen dieses Teils ergeben sich einige Schlussfolgerungen für die folgende Darstellung. Teil B zeichnet Weg und Wirken Jesu nach. Dabei ist in Rechnung zu stellen, dass sich aus den zur Verfügung stehenden Quellen keine durchgehende Biographie Jesu erstellen lässt. Es sind z. B. keine Nachrichten über die Zeit vor seinem öffentlichen Auftreten vorhanden, auch die Geburtsgeschichten sind legendarische Erzählungen, wie sich noch genauer zeigen wird. Eine vor den Quellen verantwortete Darstellung wird sich deshalb – anders als es gelegentlich in den Medien geschieht – vor Spekulationen über die Kindheit und Jugend zurückhalten, die keinerlei Anhalt an zuverlässigen Überlieferungen haben.71 Aber auch für die Zeit danach stehen nur solche Zeugnisse zur Verfügung, die sein öffentliches Wirken darstellen. An seinem Aussehen, seinen Ess- oder Schlafgewohnheiten oder Auskünften über seine Herkunft und seine Familie waren die frühen Überlieferungen nur insoweit interessiert, wie sie sich in das jeweils gezeichnete Profil seines Wirkens als Repräsentant Gottes fruchtbar machen ließen. Die entsprechenden Aussagen – etwa das Wort über den Menschensohn, der keinen Ort hat, sein Haupt hinzulegen, die Charakterisierung Jesu als »Fresser und Weinsäufer« oder Worte über seine Eltern und Geschwister – sind stets programmatische Formulierungen, die sein Wirken und seine Lehre in bestimmter Weise darstellen. Nur aus dieser Perspektive waren solche Aspekte von Belang, niemals unabhängig davon.

Es stehen allerdings genügend Nachrichten zur Verfügung, die die Nachzeichnung seines Wirkens und Geschicks innerhalb eines konkreten historischen Kontextes ermöglichen. Dieser Kontext ist das galiläische Judentum des 1. Jahrhunderts. Der erste Hauptteil der folgenden Darstellung skizziert deshalb zunächst dieses Umfeld, innerhalb dessen die historische Person Jesu verstanden werden muss.

Der zweite Teil wendet sich den Charakteristika der Wirksamkeit Jesu zu. Dabei treten zunächst seine Anknüpfung an Johannes den Täufer, die von ihm begründete Gemeinschaft, die Verkündigung der anbrechenden Gottesherrschaft und das damit verbundene Ethos in den Blick. Anhand dieser Aspekte wird deutlich, dass das Wirken Jesu auf die Erneuerung Israels gerichtet war, dass er diese Erneuerung aber so verstand, dass auch Außenstehende – Sünder, Aussätzige, gelegentlich sogar Heiden – daran teilhaben konnten. Obwohl Israel im Zentrum seines Wirkens stand und Jesus keine aktive »Heidenmission« betrieb, waren die Grenzen des Gottesvolkes für ihn durchlässig.

Sodann wenden wir uns der Selbstbezeichnung Jesu als »Menschensohn« zu. Es wird deutlich werden, dass das hierin zum Ausdruck kommende Selbstverständnis Jesu, der von Gott zu seinem Volk gesandte Repräsentant zu sein, sowohl die Art seines Auftretens entscheidend prägte als auch zu den Konflikten führte, die um seine Person entstanden.

Jede Jesusdarstellung steht vor der Aufgabe, seinen Tod als Konsequenz seines Auftretens verständlich zu machen. Das bedeutet nicht nur, die Umstände, die zu seiner Hinrichtung geführt haben, in den Blick zu nehmen, sondern auch die Frage, wie Jesus selbst seinen Tod verstanden haben könnte. Dass Jesu Tod seinen Anspruch und den Sinn seines Gekommenseins radikal in Frage stellte, steht außer Frage. Ebenso deutlich aber ist, dass dieser Tod von seinen Anhängern sehr bald als das Ende nur seiner irdischen Existenz verstanden wurde, jedoch nicht das Ende des Handelns Gottes an ihm und durch ihn bedeutete. Das kommt in den Aussagen über seine Auferweckung und Erhöhung zum Ausdruck, die auch sein irdisches Wirken in einem neuen Licht erscheinen ließen. Diese Überzeugungen gehören deshalb zu einer Nachzeichnung des Weges Jesu hinzu.

Hiervon ausgehend hat sich eine Wirkungsgeschichte entfaltet, die die gesamte abendländische Religions-, Kultur- und Geistesgeschichte nachhaltig geprägt hat. Einige Streiflichter hiervon kommen in Teil C dieses Buches in den Blick.

Jesus von Nazaret

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