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VORWORT ZUR 6. AUFLAGE

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Das Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches liegt inzwischen mehr als zehn Jahre zurück. Seither hat es fünf Auflagen und eine Übersetzung ins Englische erlebt.1 Dabei wurden Fehler beseitigt und gelegentlich Aktualisierungen vorgenommen. Nachdem auch die 5. Auflage ausverkauft war, erschien eine grundlegendere Überarbeitung sinnvoll und notwendig.

Die Jesusforschung hat sich seit dem ersten Erscheinen dieses Buches in mehrfacher Hinsicht weiterentwickelt. Neue Gesamtdarstellungen zur Person Jesu sind erschienen,2 Veröffentlichungen archäologischer Funde in Galiläa haben das Bild dieser Region des Wirkens Jesu weiter präzisiert,3 Handbücher geben weitgespannte Überblicke über die verschiedenen Bereiche der Jesusforschung.4 Alle diese Publikationen haben auf ihre Weise die Diskussion über den historischen Jesus und seine Bedeutung für den christlichen Glauben bereichert. Die vorliegende, neu bearbeitete Auflage hat von diesen Arbeiten dankbar profitiert.

Der Charakter des Buches ist der gleiche geblieben wie in den früheren Auflagen. Das Format der Reihe »Biblische Gestalten« ist darauf angelegt, die jeweilige biblische Figur so zu präsentieren, dass die Darstellung auch für Nicht-Fachleute zugänglich ist. Bei einer Jesusdarstellung ist das besonders wichtig, weil sich historische Begründung und gegenwärtige Verantwortung des christlichen Glaubens in Diskursen über die Person Jesu von Nazaret wie in einem Brennglas bündeln. Nicht zufällig ist die Jesusforschung deshalb ein Feld, das seit dem Entstehen von Aufklärung und historisch-kritischer Geschichtswissenschaft nicht nur die christliche Theologie intensiv beschäftigt, sondern auch darüber hinaus Interesse findet – in angrenzenden Disziplinen wie Geschichtswissenschaft, Archäologie und Philosophie, in den christlichen Kirchen und in der Öffentlichkeit. Die vorliegende Jesusdarstellung will deshalb nicht nur zum exegetischen und historischen Fachdiskurs beitragen, sondern auch zu einer methodischen und hermeneutischen Reflexion über die Aneignung von Wirken und Geschick Jesu in der Gegenwart.

Der Text des Buches wurde für die Neuauflage insgesamt durchgesehen. Dabei wurden an zahlreichen Stellen sprachliche und inhaltliche Veränderungen vorgenommen. Des Weiteren wurde neuere Literatur eingearbeitet, wodurch das Literaturverzeichnis gegenüber den früheren Auflagen noch einmal angewachsen ist. Dabei gilt nach wie vor, dass bei einem Thema wie dem hier behandelten nicht Vollständigkeit, sondern eine sinnvolle Auswahl von Sekundärliteratur das leitende Prinzip sein muss.

Grundlegender überarbeitet wurden die Teile A. 2 (»Ein Blick in die Forschungsgeschichte«) und A. 3 (»Das historische Material«). In der Darstellung der Forschungsgeschichte wurde der mit dem Begriff »Erinnerung« verbundene geschichtshermeneutische Zugang etwas eingehender erläutert. Dieser hat das Konzept des hier vorgelegten Jesusbuches von Beginn an geprägt. Angesichts der Diskussion über diesen Begriff in den zurückliegenden Jahren erschien es jedoch sinnvoll, einige grundlegende Bemerkungen zu dem damit verbundenen Konzept anzubringen. Auch der Abschnitt zum historischen Material wurde aktualisiert. Bei den »Überresten« wurden Ergänzungen angebracht, zudem wurden aktuelle Publikationen zu den apokryphen Texten eingearbeitet.

Eine gründlichere Revision hat auch der Exkurs zu Synagogen und Wohnhäusern in Galiläa (B. 1.2) erfahren. Dies wurde notwendig, weil sich die Forschungslage gegenüber der ersten Auflage dieses Buches maßgeblich verändert hat. Im Jahr 2009 wurde die Synagoge in Magdala entdeckt, wodurch erstmals eine Synagoge aus dem 1. Jahrhundert in Galiläa archäologisch bezeugt ist. Die Bedeutung Magdalas für das Galiläa der Zeit Jesu ist insgesamt deutlicher ans Licht getreten, was das Bild vom Profil dieser Region wesentlich bereichert und modifiziert. Kürzlich wurde zudem eine weitere, bislang noch nicht öffentlich zugängliche Synagoge in Tel Rekhesh (ca. 30 km östlich von Nazaret) entdeckt, die sich vermutlich ebenfalls ins 1. Jahrhundert datieren lässt. Damit wäre eine weitere Synagoge für das Galiläa der Zeit Jesu und des Antipas bezeugt. Für die Möglichkeit, die betreffende Ausgrabungsstätte zu besuchen, danke ich herzlich meinem Kollegen und Freund Mordechai Aviam vom Kinneret College on the Sea of Galilee, Israel.

Gründlich überarbeitet wurde auch der Abschnitt zu den Exorzismen und Heilungen Jesu (B. 2.2.2). Er hat von einer nun schon mehrere Jahre währenden, sehr fruchtbaren Kooperation mit Philip van der Eijk, Alexander von Humboldt Professor of Classics and History of Science an der Humboldt-Universität, einem herausragenden Spezialisten für die antike Medizingeschichte, profitiert. Mit Philip van der Eijk habe ich in den zurückliegenden Jahren mehrfach Seminare durchgeführt und auch in anderer Weise zusammengearbeitet. Dabei stand immer wieder das Verhältnis von religiöser und medizinisch-wissenschaftlicher Perspektive auf Heil und Heilung im Mittelpunkt. Von diesen Unternehmungen habe ich viel mehr profitiert, als es im Rahmen der knappen Darstellung des genannten Abschnitts zur Geltung kommen kann.

Neu hinzugekommen ist der Abschnitt über die Gleichnisse (B. 2.3.2.3). In den vorangegangenen Auflagen waren die Gleichnisse bereits innerhalb der verschiedenen thematischen Teile über das Wirken Jesu behandelt worden. Das ist auch so geblieben. Es erschien jedoch sinnvoll, auf diesen Bereich der Wirksamkeit Jesu in einem eigenen Abschnitt einzugehen.

Während der verschiedenen Auflagen, die das Buch seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 2006 erlebt hat, hatte ich vielfach Gelegenheit, die hier entwickelte Sicht mit Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren und das hermeneutische Vorgehen sowie Ergebnisse der Einzelanalysen auf Pastoralkollegs, in Pfarrkonventen, Akademien und Gemeinden vorzustellen. Dabei haben sich oft spannende Diskussionen ergeben, von denen ich stets profitiert habe. Es war und ist eine sehr erfreuliche Erfahrung, dass sich Menschen aus dem akademischen und kirchlichen Bereich, auch solche, die keine nähere Beziehung zum christlichen Glauben haben, mit ernsthaftem Interesse auf Fragen nach den historischen Anfängen und inhaltlichen Grundlagen des christlichen Glaubens im Wirken und Geschick Jesu sowie nach der Bedeutung seiner Person für unsere Gegenwart einlassen.

Nicht zuletzt habe ich seit dem ersten Erscheinen dieses Buches – und bereits davor – in Lehrveranstaltungen und Vorträgen, zunächst in Leipzig, seit 2009 dann in Berlin, aber auch in Rom und Jerusalem sowie an anderen Orten, immer wieder über den historischen Kontext Jesu, Konturen seines Wirkens und Inhalte seiner Lehre sowie über den Zusammenhang von historischem Jesus und christlichem Glauben referieren und diskutieren können. Den vielen Studierenden, die an Lehrveranstaltungen und Vorträgen zu diesem Thema teilgenommen haben, bin ich dankbar für engagierte Diskussionen und kritische Rückfragen.

Das Buch ist seit seiner ersten Auflage dem Andenken meines Vaters gewidmet. Er war für mich immer ein wichtiger Gesprächspartner: akademisch gebildet, theologisch interessiert, kirchlich engagiert. Seiner sei auch im Vorwort dieser Neubearbeitung gedacht.

Ich danke der Evangelischen Verlagsanstalt: Frau Dr. Annette Weidhas, Frau Christina Wollesky und Frau Mandy Bänder für freundliche Begleitung und sachkundige Betreuung des Manuskripts. Ich danke meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Berlin für stets interessante und inspirierende Gespräche in guter Atmosphäre. Ich danke Katharina Simunovic und Florian Lengle für die Korrekturen des Manuskripts.

Berlin, im März 2017 Jens Schröter
Jesus von Nazaret

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