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VERWECHSELUNGSGEFAHR!

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SCHAM ODER SCHULD?

Es ist wichtig, dass wir an dieser Stelle den Unterschied begreifen zwischen Scham und Schuld. Deshalb zurück ins Labor zu Tangney und ihrem Team von der George Mason University, die diesem Unterschied nachgingen. Früher wurde Scham als Gefühl eingeordnet, das sich nur einstellt, wenn die Bewertung anderer beteiligt ist. Scham brauchte also Publikum. Heute weiß man, dass sich die Differenzierung zwischen Scham und Schuld anders gestaltet. Wir müssen unsere Nase jetzt tief in den Dreck stecken, denn wir können viel Leid auflösen, wenn wir allein den Unterschied zwischen Scham und Schuld begreifen.

Schuld bezieht sich auf ein konkretes Fehlverhalten.

Scham bezieht sich auf das gesamte Selbst.

Tangney führt aus: »Die Leute fühlen sich schuldig oder beschämt aus allen möglichen Gründen. Allerdings gibt es einen großen Unterschied: Schuld korreliert mit einer Handlung, Scham betrifft das gesamte Ich. Darauf folgt ein Gefühl von Ohnmacht, fehlendem Selbstwert, einem ›Sich-klein-Fühlen‹.«19

Wer sich schuldig fühlt, versucht zu handeln, es besser zu machen, es »wieder gut« zu machen.

Wer sich schämt, blockiert sich, sinkt in sich zusammen und zweifelt an sich.

Schuld: Ich habe etwas Falsches getan.

Scham: Ich bin falsch.

Schuldgefühle wirken sogar noch konstruktiv: Diejenigen aus Tangneys Forschungen mit Schuldneigung studierten später mit höherer Wahrscheinlichkeit und gingen verantwortungsvoll mit sich selbst und ihren Mitmenschen um. Die Jugendlichen hingegen, die zu Schamgefühlen neigten, tendierten zu sozialem Rückzug und einem ausgeprägten Risikoverhalten. Bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie von der Schule flogen, Drogen nahmen oder kriminell wurden.

Scham geht also viel weiter in der Ablehnung des eigenen Ichs, es ist die totale Ablehnung des Selbst! Diese Ablehnung geschieht aus dem Unterbewusstsein heraus und bereitet so permanente Schmerzen. Außerdem blockiert sie jeden Verbesserungsprozess. Schuld lässt die Betroffenen oft aktiv werden, es gibt ja schließlich auch die Möglichkeit der »Ent-Schuldigung«. Wir können uns frei machen von Schuld, manchmal sogar freikaufen, wir können eine »fehlerhafte« Handlung wiedergutmachen. Aber haben Sie schon mal etwas vom »Entschämen« gehört? Ganz sicher nicht. Deshalb brauchen wir andere Strategien, die uns vor dieser Art der Entwertung schützen.

»Scham ist die totale Ablehnung des Selbst!«

No Shame

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