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Walz ist, was du daraus machst

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Es geht in dieser Geschichte um Vertrauen und Ehrenwort. Unter Wandergesellen gilt der Spruch: Verlasse einen Ort nie so, dass nicht noch ein weiterer Reisender nach dir kommen kann. Und dieser Ehrenkodex gilt auch für eine Journalistin, die so viel von Wandergesellen lernen durfte wie ich. Unterwegs merkte ich: Die große Herausforderung des Reisens ist es, ein guter Gast zu sein. Meine Maxime als Schreibende lautet, nirgends verbrannte Erde zu hinterlassen. Es soll später niemand sagen, dass er oder sie nie wieder mit einer Journalistin reden wird. Das wäre mein Scheitern. Diese selbst gestellte Forderung ist schwer einzuhalten in Zeiten, in denen Texte – gerade in Lokalzeitungen – von zu wenigen Menschen in zu kurzer Zeit zusammengezimmert werden müssen. Aber dieser Anspruch ist mir ein Herzensanliegen.

Lange habe ich gehadert, dieses Buch zu schreiben. Letztlich waren es die vielen Rückmeldungen auf eben jenen Wort-walz-Blog, den ich gründete, aber auch die Briefe von Unbekannten, die Bitten von Kollegen, nun endlich »die ganze Geschichte zu erzählen«, und auch die Fragen von manchen Reisenden, die mich zurück an den Schreibtisch trieben.

Und deshalb wird dieses Buch eine Zumutung. Ein Hin- und Hertippeln zwischen Schweigen und Erzählen. Denn in den Monaten nach meinem Aufbruch sollte es mir nicht nur gelingen, einen besonderen Einblick in die Welt des Lokaljournalismus zu bekommen, sondern auch in die der reisenden Wandergesellen. Manche Handwerker nahmen mich mit, ließen mich bei Treffen zureisen, stritten sich mit mir und erzählten, warum die Walz etwas ganz Besonderes und ihnen so sehr schützenswert ist. Ich saß mit Wandergesellen am Lagerfeuer und trampte mit ihnen im Regen entlang der Autobahn. Ich durfte einen klitzekleinen Teil des Weges mitgehen. Dafür bin ich dankbar. Und deshalb gibt es viele Dinge, die ich in diesem Buch nicht erzählen kann, manche Namen habe ich geändert. Aus Respekt vor den Menschen und der Walz. Und weil ich verstanden habe, dass es manchmal besser ist, nicht zu berichten.

Okay, dann los jetzt. Es hat keiner gesagt, dass es nicht anstrengend werden würde. Dies ist kein Buch über die Walz. Oder über Wandergesellen. Es ist auch kein Lehrbuch über den Lokaljournalismus. Es ist ein Menschenbuch. Ich möchte hier von meiner knapp viermonatigen Wortwalz als reisende Reporterin durch Deutschland erzählen und von meinen Begegnungen am Wegesrand. Denn diese Reise hat etwas mit mir gemacht. Und ich habe immer noch den Spruch der Bäckergesellin Sarah im Kopf: »Walz ist das, was du daraus machst.«

Wortwalz

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