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2 WIE ALLES ANFING …

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DIE GESCHICHTE DES VOLLEYBALLSPIELS

Ballspiele haben eine lange Tradition und der Ball ist das vermutlich älteste Sportgerät der Welt. Ob im Reich der Mitte, bei den Azteken oder den Mayas, Vorläufer von Ballsportspielen sind bis zu 4000 Jahre v. Chr. überliefert. Reine Hochballspiele, welche sich durch Schlagen des Balls, um ihn in der Luft zu halten, kennzeichnen, wurden zu Formen der Hin- und Rückschlagspiele weiterentwickelt. Das römische Trigon oder das aztekische Indiaka waren solche, bei welchen zwei Parteien versuchten, sich das Spielgerät so lange wie möglich hin und her zu spielen. Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder unterschiedliche Spielformen, welche sich jedoch nie längerfristig durchzusetzen schienen. Dies änderte sich Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. In Europa entwickelten sich Sportarten wie Fußball, Handball oder Hockey. In Amerika entstanden American Football, Baseball und auch Basketball.

William G. Morgan war ein Sportlehrer eines YMCA-Instituts im US-amerikanischen Holyoke im Staat Massachusetts. Dieser suchte für ältere und körperlich beeinträchtigte Männer eine Alternative für das nur wenige Jahre zuvor in Springfield von James Naismith entwickelte Basketballspiel, da er die Ansicht vertrat, dass sich Basketball vornehmlich für Jüngere eignet. Er wollte ein Spiel mit wenig Körperkontakt, sodass er Elemente von Tennis, Minton (eine Art Squash) und Handball in „Mintonette“ einfließen ließ, die Schläger entfernte und das Netz anhob.

Diese Spielform stellte Morgan 1896 seinen Kollegen des YMCA Colleges in Holyoke vor, indem zehn Spieler (in einem fünf gegen fünf Spieler) einen Ball aus Kalbsleder so lange wie möglich über ein Netz hin und her spielten. Ein Lehrer merkte an, dass es doch eher „Volley Ball“ heißen solle, da der Ball durchgängig in der Luft gehalten werde (im Englischen „volley“). Dies wurde von Morgan akzeptiert, sodass die Sportart Volleyball 1896 offiziell ins Leben gerufen wurde.

Die inoffiziell beschlossenen Regeln hatten 1896 noch wenig mit dem heutigen Regelwerk gemein, die Spielidee war jedoch geboren. Die Netzhöhe betrug beispielsweise 1,98 Meter, die Spielfeldgröße 7,62 x 15,24 Meter (25 x 50 feet) und die Spieleranzahl sowie Ballkontakte waren im Gegensatz zu heute unbegrenzt. Seit 1895 wurden zahlreiche Regeln angepasst, modifiziert und neu eingeführt. 1897 erfolgte eine erste Niederschrift der Regeln im Athletic Handbook, welche aber immer wieder grundlegend überarbeitet wurden.

Über die YMCA-Bewegung breitete sich das Spiel schnell aus. Deren Anhänger, insbesondere Studierende, brachten den Sport in die Welt. Bereits 1900 wurde „Volley Ball“ in Kanada gespielt, 1906 gelangte das Spiel nach Kuba. Ein Studierender der Bewegung führte die Regeln 1908 erstmals in Tokyo in Japan vor, von wo aus die Sportart 1910 nach China und auf die Philippinen gelangte.

Durch den Ersten Weltkrieg brachten amerikanische Soldaten den Sport auch nach Afrika und Europa. Besonders in Osteuropa fand „Volley Ball“ begeisterten Anklang, aber auch in Italien wurden die Leute von dem Spiel angesteckt, welches US-Luftstreitkräfte erstmals 1917 bei Ravenna vorführten.

Bis 1917 vergrößerte sich die Netzhöhe bis zu 2,43 Meter und die für einen Satzgewinn notwendigen Punkte wurden von 21 auf 15 reduziert. Zudem wurde festgelegt, dass zum Gewinn eines Matches ein Team zwei von drei Sätzen gewinnen muss. Seit 1920 besteht die Regel, dass ein Team maximal drei Kontakte haben darf, bevor der Ball das Netz überqueren muss.

Durch das immer höher werdende Netz mussten neue Lösungen gefunden werden, den Gegner unter Druck zu bringen, da der Ball bis dato als scharf gespielter Ball zum Gegner gespielt wurde. Auf den Philippinen wurde um 1920 der Angriffsschlag (Spike) entwickelt, wodurch, auch wenn es nicht in den Regeln stand, erste Blockversuche entstanden. Die höhere Bedeutung des Angriffsschlags für das Volleyballspiel gab dem Zuspiel einen höheren Stellenwert und es wurde zuehmend präzisiert.

Schon gewusst? Die erste Angriffstechnik im Volleyball wurde nach den Erfindern „Philippino-Bombe“ benannt.

Durch das hohe Netz werden neue Absprungtechniken ausgearbeitet, Trefffläche beim Schlag war nicht mehr die Faust, sondern die Handinnenfläche, um eine höhere Präzision in die Schläge zu bringen. Der hinteren Reihe, das heißt der netzfernen Reihe, war es seit 1922 nicht mehr gestattet, am Netz anzugreifen.

Im Jahr 1923 wurde die Spieleranzahl auf sechs Spieler pro Seite (plus zwölf Ersatzspieler) festgelegt, die feste Rotation der Aufschlagreihenfolge eingeführt, eine Mittellinie unterhalb des Netzes zur Feldabgrenzung beschlossen und zwei aufeinanderfolgende Ballkontakte eines Spielers verboten. Zudem musste der Aufschlag an der hinteren Linie rechts ausgeführt werden.

Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris wurden neben anderen amerikanischen Sportarten auch Volleyball als Demonstrationssportart vorgestellt. Ein Jahr darauf entstand in den Niederlanden die Zählweise, dass man für einen Satzgewinn beim Stand von 14:14 zwei Punkte Vorsprung haben muss und nicht wie bisher, nur zwei aufeinanderfolgende Punkte zu einem Satzgewinn führen. 1930 wurde der Block offiziell ins Regelbuch aufgenommen und der Doppelblock 1938, nachdem die Tschechoslowakei diese Techniken bereits fest in ihr Spiel integriert hatten.

Ab dem Jahr 1935 wurden Kreuze auf das Parkett gezeichnet, um die Spielerpositionen zu bestimmen. Die Netzberührung wurde als Foul betrachtet und eine weitere, wichtige Regel betraf die Angreifer: Es war verboten, das Spielfeld zu verlassen, solange der Ball auf der Angreiferseite im Spiel war. Bis dahin war es üblich, dass der Angreifer während des Satzes von außerhalb anlief und dann mit einem Bein absprang.

Erste Organisationsstrukturen entstanden in vielen Ländern bereits in den 20er- und 30er-Jahren. Erste nationale Verbände gründeten sich, nationale Ligen und Meisterschaften wurden erstmals abgehalten. 1947 war es schließlich soweit: 14 nationale Verbände gründeten den Weltdachverband „Fédération Internationale de Volleyball“, kurz FIVB (siehe Kapitel 8.5). Die Gründung brachte auch die Anpassung der offiziellen Regeln der einzelnen Kontinente und Regionen mit sich und führte zu einheitlichen Regelungen weltweit. Man einigte sich auf die festgeschriebene Feldgröße von 9 x 18 Metern und bei den Männern auf eine Netzhöhe von 2,43 Metern, bei den Frauen auf eine Höhe von 2,24 Metern. Ein Spiel war von nun an gewonnen, wenn ein Team drei Sätze für sich entschieden hat. Nur Asien behielt zunächst abweichende Regeln zum Dachverband. Das Feld war größer und man spielte beispielsweise statt einem sechs gegen sechs ein neun gegen neun in drei Dreierreihen.

Ägypten war ebenfalls im Jahr 1947 das erste arabische und afrikanische Land, das Volleyball-Aktivitäten entfaltete und einen nationalen Verband gründete.

Ein Jahr später fand die erste Europameisterschaft der Männer in Rom statt, welche von der Tschechoslowakei gewonnen wurde. Jetzt musste jeder Spieler während des Aufschlags auf „seiner Position“ sein und Punkte, die durch einen falschen Aufschlagspieler erzielt worden waren, wurden annulliert. 1949 fanden die ersten Weltmeisterschaften der Männer in Prag statt, parallel dazu die erste Europameisterschaft der Frauen. Am Ende durften sich jeweils die Teams der UdSSR zum Sieger krönen. Bei der Premieren-WM der Männer spielte die UdSSR erstmals mit einem Läufersystem im Sinne des 1:5. Dies bedeutet, dass ein Spieler fest als Zuspieler abgestellt wird, welcher die Bälle am Netz auf drei mögliche Angreifer verteilt. Auf seinem dritten Kongress im Jahr 1951 entschied die FIVB, dass die Hände der Spieler während des Blockens am Netz übergreifen dürfen, jedoch nur in der Schlussphase des Angriffs.

1952 wurde schließlich auch die erste Weltmeisterschaft der Frauen in Moskau ausgetragen, bei welcher sich auch hier das Heimteam den Titel holte. 1955 führte auch der japanische Volleyballverband die internationalen Spielregeln ein und schrieb sich auf die Fahne, dies auch für die mitasiatischen Länder durchzusetzen.

Bei der Europameisterschaft der Männer 1958 in Prag überraschte das Team der Tschechoslowakei mit einer neuen Technik, dem Annahme- und Abwehrbagger. Diese neue revolutionäre Technik war vermutlich mit ausschlaggebend für den Titelgewinn der Tschechen. Nun waren alle Volleyball-Grundtechniken, welche sich seither nicht grundlegend verändert haben, komplett.

Schon gewusst? Die Technik des Baggers wurde erst im Jahr 1958 erfunden, lange nach der ersten Weltmeisterschaft und sogar erst nach der Einführung des Läufersystems.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschloss 1961 die Aufnahme der Sportart Volleyball für die Olympischen Spiele 1964 in Tokio. Bei diesen ersten Spielen gewannen die UdSSR bei den Männern, der Gastgeber bei den Frauen. Dabei war Volleyball die erste olympische Mannschaftssportart für weibliche Athletinnen.

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen wurde der europäische Volleyballverband CEV (Confédération Européenne de Volleyball, siehe Kapitel 8.4) ins Leben gerufen. Dieser war von nun an für die Organisation, Leitung und Durchführung aller länderübergreifenden, innereuropäischen Wettbewerbe zuständig.

1974 wurde Polen erstmals Weltmeister. Neu war, dass diese Mannschaft mit Hinterfeldangriffen beeindruckte und so variabel über mehr Positionen als vorher üblich angreifen konnte, welches noch im selben Jahr auch im Regelbuch verfestigt wurde.

Aus erster Hand … „Bis weit in die 70er-Jahre gab es praktisch kein (gewolltes) Zuspiel im Sprung. Heute muss das neben den Zuspielern jeder Libero beherrschen.“

Wolfgang Schütz, ehemaliger Sportdirektor des WVV und langjähriger Ex-Spieler und -Trainer

Im Jahr 1980 wurde kurzzeitig der „Block gegen den Aufschlag“ erfunden: Ein oder mehrere Netzspieler standen am Netz, um den gegnerischen Aufschlag direkt und aktiv zu blocken oder sogar direkt (ohne Übergreifen) zurückzuschlagen. Nach den Olympischen Spielen 1984 wurde die Regel aber bereits wieder abgeschafft – damit war sie wohl eine der kurzlebigsten Regeln in der Volleyballgeschichte.

Aus erster Hand … „Die Entwicklung von Volleyball lässt sich gut am zeitlichen Aufwand erkennen. Anfang der 70er-Jahre wurde ca. dreimal zwei Stunden pro Woche trainiert – also sechs Stunden pro Woche. Heute kommt man an einem einzigen trainingsintensiven Tag schon auf diese Stundenzahl. Das spiegelt sich auch in der athletischen Entwicklung der Spieler wider. Heute gehört das Krafttraining ‚zum täglichen Brot‘. Als ich in den 80er-Jahren anfing, auch während der Wettkampfphase mit hohen Gewichten zu trainieren, erntete ich großes Kopfschütteln – ‚jetzt dreht der Sude völlig durch!‘ Höchstens zur Saisonvorbereitung wurden damals Hanteln aufgelegt.“

Burkhard Sude, 203-facher Ex-Nationalspieler in den 80er-Jahren

Bei den Olympischen Spielen 1984 erreichte der Silbermedaillengewinner Brasilien eine große Beachtung durch die Fähigkeit, Sprungaufschläge auszuführen. Die Idee war nicht neu – Argentinien hatte sie schon 1982 bei der Weltmeisterschaft versucht, aber noch nie hatte jemand sie zuvor so effektiv eingesetzt wie die Brasilianer.

Die Weltliga der Männer stellte 1990 eine Neuerung dar, welche die Vermarktung der Sportart auf ein anderes Level hob. Dieses Reiseturnier mit einem Preisgeld von einer Millionen US-Dollar lenkte eine große Aufmerksamkeit auf sich. Vor 10.000 Zuschauern gewann Italien vor Japan.

Das Preisgeld und das Prestige des Turniers wurden in den folgenden Jahren immer weiter gesteigert, drei weitere Siege Italiens später lag das Preisgeld 1994 bereits bei sechs Millionen US-Dollar. 1993 fand erstmals die Frauen-Weltliga statt, Sieger wurde Kuba.

Zum Jahr 1996 sorgte die neue Ganzkörperkontaktregel für Aufsehen: War bislang nur der Ball-Körper-Kontakt bis zum Knie erlaubt, so darf seitdem der Ball mit jedem Körperteil – auch mit dem Fuß – nicht nur passiv, sondern auch aktiv gespielt werden. Zudem wird der Aufschlagraum auf die gesamte 9m-Feldlinie verbreitert. Auch war nun die Doppelberührung beim ersten Ballkontakt möglich: Der Ball darf nacheinander Kontakt mit verschiedenen Körperteilen haben, vorausgesetzt sie erfolgen innerhalb derselben Aktion. Die schließt auch die Doppelberührung beim oberen Zuspiel mit ein – damit war seitdem die Annahme im Pritschen erlaubt.

1999 geschahen die letzten größeren Regeländerungen der FIVB. Der Trainer musste nicht mehr auf der Bank sitzen, sondern er durfte nunmehr auch innerhalb der Freizone vor der Mannschaftsbank bis hin zur Aufwärmfläche stehen oder sich dort bewegen.

Aus erster Hand … „Früher mussten die Coaches auf der Bank sitzen und durften ausschließlich in den Auszeiten und nach dem Seitenwechsel etwas sagen – ansonsten gab es Strafen! Dann wurde ‚aktives Coachen‘ erlaubt und einige nutzten das, um als ‚Rumpelstilzchen‘ am Spielfeldrand ihre Emotionen auszuleben. Heute wird wieder (fast) jede emotionale Reaktion geahndet – dann können sich die Coaches doch auch wieder setzen, oder?!“

Wolfgang Schütz, ehemaliger Sportdirektor des WVV und langjähriger Ex-Spieler und -Trainer

Weitaus einschneidender war jedoch die Einführung einer neuen Zählweise: Statt nur Punkte nach eigenem Aufschlag erzielen zu können, führte von nun an nach dem Rally-Point-System jeder Spielzug zu einem Punkt. Die Satzlänge wurde mit diesem System angepasst, sodass ein Satz bis 25 Punkte geht, der fünfte Satz, der sogenannte Tie-Break, bis 15 Punkte. Jeder Satz muss mit zwei Punkten Vorsprung beendet werden. Zudem wurde der weiße durch einen bunten Ball abgelöst.

Eine weitere, große Veränderung war die Einführung des Liberos als reinem Annahme- und Abwehrspezialisten, welcher für einen Spieler in der Hinterzone eingetauscht werden kann, um eben jene Elemente zu verstärken. Diese Änderung führte zu einer noch stärkeren Spezialisierung auf den jeweiligen Positionen und zu einem noch höheren Größendurchschnitt und der Sport wurde noch schneller und athletischer.

Aus erster Hand … „Die Einführung des Liberos trägt seit längerem einerseits zur Rückentwicklung und fast Verarmung im taktischen und strategischen Bereich bei, aber anderseits hat sie die Entwicklung zu mehr Dynamik beeinflusst. Das Spiel ist sehr kraftvoll, sehr schnell und viel abhängiger von den physischen Voraussetzungen geworden.“

Athanasios Papageorgiou, langjähriger FIVB- und World Para Volley-Ausbilder

Nachdem 2009 kurzzeitig für sechs Jahre eine Netzberührung mit Ausnahme des weißen, oberen Netzbändchens erlaubt war, kehrte man im Jahr 2015 zur alten Netzregel zurück, dass das Netz während einer Spielaktion nicht berührt werden darf.

Aus erster Hand … „Volleyball hat sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren unglaublich entwickelt. Das Spiel, das wir jetzt sehen, ist schneller, dynamischer, aufregender als je zuvor geworden. In der Tat ist Volleyball so schnell geworden, dass unabhängige Zuschauer es im Männerbereich kaum noch mit bloßem Auge verfolgen können.“

Mark Lebedew, dreifacher Meistertrainer mit den BR Volleys und Ex-Trainer von Polens Spitzenklub Jastrzębski Węgiel

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