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Ein Stimmungsbild aus dem Homeoffice in den ersten Corona-Wochen

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17. März 2020, Tag 2, 09:55 Uhr

Natürlich habe ich einen Zeitplan, wie fast alle habe ich eine Menge toller Vorbilder in den sozialen Medien gesehen, wirklich Spitze! Nun die Realität: Vier Kinder und die Eltern im Homeoffice sitzen alle zusammen im Wohnzimmer am Tisch. Man verschickt Sprachnachrichten als neue Art sich abzustimmen. Total nervig. Ältester Sohn meckert rum; hat keine Lust anzufangen und will sich nicht einloggen. Zweiter Sohn liest zoomend laut vor, Gruppe 3a, ist halt so. Dritter Sohn guckt Koekeloereb auf SchoolTV. Wissen Sie noch, mit ’nem Maulwurf und ’nem Regenwurm. Tochter spielt mit Bügelperlen. Ich? Ich brauche 20 Minuten, um mich »einfach nur« einzuloggen. Ich fange an, eine E-Mail zu schreiben. Tochter steckt sich Bügelperle in die Nase, streitet es ab. Koekeloere zu Ende. Dritter Sohn weiß nicht, was er machen soll. Tochter heult. Bügelperle sitzt fest, Panik kommt auf. Ältester Sohn doch bei der Arbeit, aber: »Maaaaaaammaaaaa, einloggen geht nicht.« Mama hat die Pinzette gefunden. […] Dritter Sohn singt/rennt durch das Haus: »Ich bin Corona Corona« auf die Melodie von »Gangnam Style« … Bleibt mir im Ohr. Sohn zwei liest stur laut vor. Ältester quengelt weiter, dass das Einloggen nicht geht. Mama schreit: »Hör auf!« […] Chef ruft Papa an: »Wie sieht es aus?« Kollegin ruft Mama an. Sohn zwei ruft: »Mama, auf dem Plan steht, dass jetzt Pause ist.« – Blog von Ferial Melssen. Mit Zustimmung übernommen aus Van huis uit, eine Publikation der Stadt Arnhem über die ersten Corona-Monate.

a.Anm. d. Übers.: Gruppe 3 der Grundschule entspricht der ersten Klasse in Deutschland, in der die Kinder anfangen, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_-den_Niederlanden.

b.Anm. d. Übers.: Hier kann man sich die erste Folge von Koekeloere anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=Ykwj50HD-dQ.


Tipps, um diesen ersten Kulturschock zu überstehen:

Etablieren Sie einen Rhythmus, passen Sie die Arbeits-, Schul- und Lebensplanung an die neue Situation an, versuchen Sie nicht, wie in der alten Normalität weiterzumachen. Finden Sie Halt in wiederkehrenden Aktivitäten. Bleiben Sie realistisch und strukturieren Sie Ihren Tag entlang kleiner erreichbarer Ziele. So haben Sie häufiger das tolle Gefühl, etwas geschafft zu haben. So ein Schuss Dopamin tut jetzt richtig gut. Halten Sie sich bei ungesundem Essen und Alkohol zurück, sorgen Sie für ausreichend Schlaf und finden Sie für sich eine Form von Sport oder Bewegung. Bringen Sie Ihr Haus auf Vordermann und lernen Sie die neue Online-Sprache, die Sie ab jetzt brauchen werden, um funktionieren und Menschen treffen zu können. Hören Sie Musik, lesen Sie Geschichten, suchen Sie Trost in der Kunst und vergessen Sie nicht, ab und zu über sich selbst zu lachen.


Alles läuft gut, doch nach einer Weile, nach ein paar Tagen, Wochen oder Monaten, das variiert von Mensch zu Mensch, beginnen die Emotionen erneut zu schwanken. Man fühlt die Opfer, die man bringt, und man hat Lust, sich heimlich mit jemandem zu verabreden. Vielleicht tut man es sogar, f*ck it! Das Durchhaltevermögen wird auf eine harte Probe gestellt und immer häufiger fragt man sich, was einem im Leben eigentlich wichtig ist.

Freundschaften zerbrechen, weil einige Menschen so gänzlich anders mit den Corona-Maßnahmen umgehen. Das macht traurig. Gelegentlich fühlt man sich ohne all die Menschen um sich herum einsam. Man hört oder erlebt, dass man sich von den Menschen, die an Corona sterben, nicht verabschieden kann. Abends wird man vielleicht von Ohnmacht überwältigt, wenn man sich das weltweite Ausmaß dieser Krise bewusst macht. Es wird spürbar, was Ronald Giphart kürzlich als »Zukunftsgram« beschrieb, den Gram über eine Zukunft, die es nicht geben wird. Verrückterweise findet man jedoch in der Akzeptanz der neuen Situation und der Erkenntnis, dass man nicht viel daran ändern kann, auch eine Art von Trost und Beruhigung. All diese Signale kündigen den zweiten Kulturschock an. Dieser trifft die Seele. Man wird mit seinen tieferen Werten und Überzeugungen im Leben konfrontiert, denen von heute, von morgen und generell.

Die Arbeit hat das Gebäude verlassen

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