Читать книгу Die Arbeit hat das Gebäude verlassen - Jitske Kramer - Страница 27

Es ist noch immer eine unnormale Zeit

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Schritt für Schritt finden wir Wege, uns in einer Anderthalbmeter-Gesellschaft zu Hause zu fühlen. Vorsichtig hatten sich manche Bereiche des Lebens wieder geöffnet, die nun im Rahmen dieses zweiten Teil-Lockdowns im Oktober 2020 erneut geschlossen sind. Von Beginn der Startphase gerechnet, sind wir nun acht Monate unterwegs. An viele Dinge beginnt man sich zu gewöhnen, doch die Bedrohung durch Corona bleibt. Wir haben neue Routinen entwickelt und wir spüren, was wir vermissen: gute Freund:innen und Familienmitglieder in den Arm zu nehmen, spontane Treffen, Festivals, Reisen, mit seinem Team physisch zusammenzuarbeiten, sich in Gruppen unbefangen zu bewegen. Das führt zu einer Reihe innerer Konflikte: Wie folgsam will ich sein? Oder muss ich sein? Unterlasse ich Dinge wegen des Gesundheitsrisikos oder rein aus Angst vor Imageschäden oder gesetzlicher Haftung? Was glaube ich wirklich und was nicht? Wie stehe ich zum Umgang mit Risiken im Leben und wie ist das bei anderen? Akzeptieren wir, dass Krankheiten zum Leben dazugehören und wir so gesehen lernen müssen, mit dem Virus zu leben, das ein natürlicher Teil von Leben und Tod ist? Oder glauben wir, dass wir es bekämpfen, eindämmen und unter Kontrolle bringen müssen? Das sind typische moralische Dilemmas, die zu diesem zweiten Kulturschock gehören.

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Regeln sind Vorschriften?

Wissen Sie, ich finde es schwierig, dass wir manchmal vergessen, wofür die Corona-Regeln da sind. Ich war in einem Laden, in dem man am Eingang einen Einkaufswagen nehmen muss. Ich hatte ihn vergessen. Ich war allein im ganzen Laden, nahm schnell die Handschuhe, die ich brauchte, und ging damit zur Kasse. Ich wollte bezahlen, doch die Verkäuferin bestand darauf, dass ich zurückging, einen Wagen nahm, dort die Handschuhe hineinlegte, um dann wieder zurück zur Kasse zu kommen. Das machte mich wütend. Ja, ich hatte den Wagen vergessen, aber der Grund für diese ganze Einkaufswagen-Regel ist doch, die Anzahl der Menschen im Laden zu zählen? Und ich war allein! Wir sollten uns immer wieder ermuntern, weiter für uns selbst zu denken. – Erfahrung aus dem Feld

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Die Arbeit hat das Gebäude verlassen

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