Читать книгу Die Arbeit hat das Gebäude verlassen - Jitske Kramer - Страница 29

Und ja, irgendwann kommt der Moment, an dem sich die Welt wieder öffnet und wir die Anderthalbmeter-Gesellschaft hinter uns lassen, zumindest denke und hoffe ich das. Niemand weiß wann, aber es wird der Moment kommen, an dem wir uns wieder ohne Bedenken entschließen können, einander in den Arm zu nehmen oder uns dicht an dicht über einen belebten Markt oder ein ausverkauftes Festival zu drängen. Eines Tages werden wir unseren Eltern wieder ohne große Hemmungen um den Hals fallen, denn wir sind nicht zur Abstinenz geboren. Wir werden einander zurufen: Alles wird wieder normal! Große Party! Es wird »Willkommen daheim«-Partys geben, Befreiungsfestivals und Freudenfeuer. Euphorie! Endlich können wir uns wieder normal verhalten und alles wird, wie es war! Und dann … bleibt das Alte hinter den Erwartungen zurück. Wieder werden wir auf breiter Front mit einem Mix von Emotionen konfrontiert, von Verwirrung, Kummer, Glück, Erleichterung und Frustration.

Zudem hat man durch all das Heimweh die alte Situation in der Fantasie ungeheuer verklärt, und so ist die Realität nun vielleicht schrecklich enttäuschend. Nach den ersten paar Meetings sind die Kollegen vielleicht wieder genauso nervig wie früher. In einem Büroturm will man nun wirklich nicht mehr arbeiten. Keine Lust, wieder im Stau zu stehen, und schon gar nicht, sich »wieder daran zu gewöhnen«. Und auf keinen Fall will man wieder einsteigen in das hohe Tempo, die vielen Festivals und die neueste Mode. Kinder protestieren gegen fade Schulspeisung und fordern Homeschooling-Tage.