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Hilfe für Deutsche

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In der Konsulararbeit ging es aber nicht nur um die Ausstellung von Sichtvermerken, den Visa, zur Einreise nach Deutschland, sondern auch oft genug um das Schicksal von Familien, von deutschen Frauen und Kindern in Not bis schließlich hin zu Deutschen aus der DDR. Es gab damals Tausende von DDR-Deutschen, die in Algerien arbeiteten, von denen eine nicht unerhebliche Zahl in den Westen wollte und die nach Algerien gegangen waren, da sie sich von dort eine leichtere Ausreise erhofft hatten.

„Fluchthilfe“ oder Hilfe für Deutsche in der Not, wie damit in der Praxis umgehen, wie helfen – und inwieweit ohnmächtig zuschauen? „Nothilfe“, zuweilen mit Risiko, oder wegschauend resignieren – und sich dabei möglichst konform mit den Regeln der Diplomatie zu verhalten? Wir haben damals getan, was wir konnten, und gingen zuweilen an die Grenzen dessen, was diplomatisch noch vertretbar schien. Auf Seiten der Algerier, vor allem bei der Gründergeneration, bestand eher eine Tendenz, gegenüber uns doch im Zweifel ein Auge zuzudrücken. Hans Jürgen Wischnewski, dem legendären Ben Wisch sei gedankt!

Bei meinem Abschiedsbesuch beim Leiter der Konsularabteilung des algerischen Außenministeriums bedeutete mir dieser beim Spaziergang durch den Park, man hätte angesichts unserer Aktivitäten öfters unter Druck der DDR gestanden, der Botschaft wie auch mir persönlich habe man aber nichts nachweisen können – und ich sei ja als Freund des Landes erachtet worden.

Eine Beurteilung, die ich wohl den regelmäßigen Kontakten zu führenden Militärs und dem meiner Frau zu dem Bürgermeister des Vorortes von Algier, in dem wir wohnten, zu verdanken hatte. Sie hatte ihn bei der Suche nach einer gesicherten Wasser-Versorgung kennen gelernt, und er gehörte zur Mannschaft der ersten Stunde der Unabhängigkeit unter Ahmed Ben Bella! Er war politisch in Ungnade gefallen, verfügte aber aufgrund seiner Vergangenheit über eine gewisse „Narrenfreiheit“. Er gehörte zu dem Kreis von Persönlichkeiten, die mir das innere Gefüge Algeriens erklärten und Türen öffneten!

Dieser Schutz galt leider nicht für einen Mitarbeiter im Konsulat, der infolge von Vorhaltungen seitens der DDR als „persona non grata“ das Land verlassen musste – freilich mit einer Frist von einer Woche.

Schutz für Deutsche bedeutete immer wieder größte Flexibilität im Umgang auch mit unseren Gastgebern, die im Reflex deutsch-freundlich, aber in manchen Dingen knüppelhart sein konnten. So „verhafteten“ sie den – aus Österreich stammenden – Vorstandschef eines bekannten deutschen Unternehmens samt seinem Mitarbeiter. Es war aber nicht die Justiz, sondern die allseits gefürchtete „Sécurité militaire“. Anscheinend ging es um „Bestechung“, angeblich einer Gruppe, der dies nicht zustehen sollte. Erst als dies korrigiert worden war, wurde er frei gelassen. Und für seinen Mitarbeiter bildeten meine Frau und unser gerade einjähriger jüngster Sohn bis zur Ausreise den bestmöglichen Schutz: er wich völlig verängstigt im Hotel bis zu seiner Ausreise den beiden nicht von der Seite.

Hilfreich hatte sich damals ein Franzose, offiziell Mitglied der Botschaft, erwiesen. Er sprach mich an der französischen Schule auf dem Parkplatz beim Abholen unserer Kinder an und gab mir regelrecht Handlungsanweisungen, wie ich eingedenk von Erfahrungen der Franzosen schlimmeres verhindern und eine Lösung erreichen könnte. Eine davon war, meinen Botschafter auf schnellst möglichem Wege mit einer Botschaft von Hans Jürgen Wischnewski zu Außenminister Bouteflika zu schicken und ihn um Hilfestellung zu bitten, anders ausgedrückt, auf diese Weise der Führung des Staates klar zu machen: Wir sind an einer Lösung interessiert. Bouteflika gehörte ja als Mitglied des Politbüros der regierenden FLN zum inneren Führungskreis. Erst später erfuhr ich, dass dieser Franzose der Resident des französischen Geheimdienstes war – und es war er, der mir einen Kontakt zum militärischen Sicherheitsdienst, der „Sécurité militaire“, vermittelte, der sich in der Zukunft in schwierigen Lagen als besondere Hilfe erweisen sollte.

Grenzgänger: Deutsche Interessen und Verantwortung in und für Europa

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