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5. Über elf Jahre im Bundeskanzleramt an der Seite Kohls, 1987–98

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Und so begannen im Mai 1987 über elf höchst intensive, spannende Jahre, die wie keine andere Zeit mein Berufsleben und die Zukunft prägen sollten – Jahre, die mich einem Politiker näher bringen sollten, der für mich bis dahin weitgehend fremd, dessen Haltung und Vorgehensweise im Grunde „terra incognita“ waren.

Ich war Helmut Kohl seit Herbst 1982 einige Male bei Europäischen Räten begegnet, im Gegensatz zu Hans-Dietrich Genscher hatte er bei mir kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich erinnerte mich an einen Bundeskanzler, der eher aus der Defensive operierte, der zuhörte, abwartete – im Rückblick würde ich sagen, der, sich ein Bild verschaffen, der die Akteure zunächst einmal besser kennen lernen wollte.

Ich brauchte Zeit, um sein Vertrauen zu gewinnen – und zugleich musste ich ihn kennen lernen, um mit ihm, seinem Stil, seiner Arbeitsweise zurecht zu kommen. Er war zunächst misstrauisch, abwartend, aber doch einladend und zugleich testend, zudem fordernd. Die „Probezeit“ dauerte rund ein halbes Jahr, bis erste echte Herausforderungen auf mich zukamen.

Daraus wurden über elf faszinierende Jahre, mitunter harte Lehrjahre, zunächst sechs Jahre Europapolitik, dann fünf Jahre die Herausforderung – aus meiner Sicht das höchste, schönste und herausforderndste Amt für einen Beamten des Auswärtigen Amtes, die Leitung der Abteilung für Außen-, Sicherheits- sowie Entwicklungspolitik im Bundeskanzleramt – kurz gesagt, der europapolitische, diplomatische und sicherheitspolitische Berater des Bundeskanzlers, für die Amerikaner der „national security advisor“ – eine im Geflecht der europäischen Länder einzigartige Position.

Über elf Jahre intensiver, spannender Arbeit, Arbeitszeiten waren ein Fremdwort. Es waren Jahre epochaler Ereignisse sei es die deutsche Wiedervereinigung oder die Verhandlungen um Maastricht oder Amsterdam oder der Weg hin zur europäischen Währungsunion.

Grenzgänger: Deutsche Interessen und Verantwortung in und für Europa

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