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Wiederholung

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Selbst wenn es nicht einmal ein Ding oder ein Zeichen änderte, selbst dann trägt die reine Wiederholung ein unbegrenztes Pervertierungs- und Subversionsvermögen in sich. (Jaçques Derrida)73

Folgende Reflexion im Siebenkäs korrespondiert nicht nur zur Auslöschung, sondern zum gesamten Œuvre Thomas Bernhards:

[...] vor niemand aber in der Welt wiederholt man sich öfter als vor dem eigenen Ich, ohne sich das Wiederholen nur abzumerken, geschweige nachzuzählen. Letztes beides hingegen tut die Ehefrau, welche, gewohnt, täglich von ihrem Ehemann die scharfsinnigsten und unverständlichsten Aussprüche zu vernehmen, solche ja nicht vergessen kann, sondern behalten muß, wenn sie sich wiederholen! (Jean Paul 163)

Eines der wichtigsten Strukturelemente im Bernhardschen Werk ist zweifelsohne das der Wiederholung. Bernhard berührt ein Thema, schiebt andere Gedanken ein, kommt wieder auf das erste Thema zurück, das dann gedanklich eingekreist wird, indem verschiedene Variationen des gleichen Themas durchgespielt werden. Dann wählt er ein neues Thema, das in gleicher Weise behandelt wird, wobei er später wieder auf schon durchgeführte Themen zurückkommt, die dann nur kurz angespielt werden müssen, um das Thema dem Leser wieder ins Gedächnis zu rufen. Diese der Musik entlehnte Struktur basiert im wesentlichen auf der Wiederholung: "Der wahre Künstler/ ist immerfort Schöpfer einundderselben Kunst/ Denken Sie nur an Mozart" (DB 520).

Das gesamte Œuvre Bernhards beruht auf dem Prinzip der Wiederholung wie Oliver Jahraus in seiner Arbeit deutlich macht, auf den Ebenen der Erzählweise, der dargestellten Welt, des Stils und des Zitats.74 In Die Berühmten (1976) sagt der Verleger zum Regisseur:

Diese Beobachtung machen Sie/ an allen bedeutenden Künstlern/ sie schaffen alle immer nur ein einziges Werk/ und verändern es immer in sich ununterbrochen unmerklich. (DB 521)

Bernhard erteilt sich mittels seiner Figuren selbst die Absolution, wie die Antwort des Regisseurs bekräftigt: "Genau das ist ihre Größe" (DB 521).

Diese intertextuelle Untersuchung der Auslöschung dechiffriert auf inhaltlicher Ebene das Wiederholungsprinzip, denn die Kardinalthemen Kindheit, Atheismus, Anarchie, Norden/Süden, Utopie, Poetikreflexion u.a. werden durch die jeweiligen Variationen in den genannten Werken wiederholt und damit verstärkt. Die Auslöschung wirkt mit dieser Kompositionstechnik wie ein entfernter Abkömmling der barocken Pasticcio-Oper des 17. Jahrhunderts, in der Versatzstücke aus früheren Werken zu einem neuen zusammengeschmiedet wurden, um mittels des Zitats die eigenen Themen zu belegen oder zu parodieren.

Der literarische Realitätenvermittler

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