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Kapitel 5
ОглавлениеDas Trennungsjahr war vorüber und der Scheidungstermin stand unmittelbar bevor. Sven war wie ausgewechselt, als er von dem bevorstehenden Termin erfuhr. Seine Laune war hervorragend. Er nahm sie in die Arme, küsste sie leidenschaftlich und stürmisch. Er wirbelte sie im Raum herum und strahlte vor Glück.
Leider war sein Stimmungshoch nicht von langer Dauer. Die Scheidung ging verhältnismäßig zügig über die Bühne, da sich Sven und seine Frau Michaela im Vorfeld über die Hausratsteilung einig gewesen waren. Das Gericht verfügte darüber, dass er seine Töchter alle vierzehn Tage sehen konnte. In der ersten Zeit, aber nur unter Beaufsichtigung seiner Ex-Frau, da der übermäßige Alkoholgenuss von Sven in der Vergangenheit eine Kindeswohlgefährdung dargestellt hatte. Sven war außer sich vor Wut und übelster Laune. Doch er hatte keine andere Wahl, als sich dem Gericht zu beugen, wenn er die Kinder regelmäßig sehen wollte.
Die anberaumten Treffen mit seinen Töchtern waren ein einzigartiges Desaster, denn seine Exfrau Michaela hielt es für unnötig, die verabredeten Termine einzuhalten. Das schäbige Verhalten kannte Sven bereits aus der Vergangenheit. Michaela war zum vereinbarten Zeitpunkt nie vor Ort oder ließ durch ihre Mutter ausrichten, die Kinder seien erkrankt. Sven lief jedes Mal ins Leere, wenn er seine Töchter Sabrina und Gina sehen wollte. Kochend vor Wut trat er den weiten Heimweg an, ohne die Kinder überhaupt zu Gesicht bekommen zu haben. Svens Laune verschlechterte sich zusehends von Woche zu Woche. Pia litt fast ebenso unter der Situation wie Sven. Sie riet ihm dringend dazu, einen Anwalt einzuschalten, der sich der Angelegenheit annehmen sollte. Sie musste hilflos mit ansehen, wie Sven jeden Tag ein Stück mehr an diesem ausweglosen Zustand zerbrach.
Sven hatte nach der Scheidung endlich eine Arbeitsstelle als freier Mitarbeiter bei einem großen Ingenieurunternehmen im Bereich der Planung und Bau von Chemie-, Raffinerie- und anderen Industrieanlagen als Konstrukteur für Maschinen- und Rohrleitungsbau gefunden. Die Bezahlung war überdurchschnittlich. Den Computerkurs, den er beim Arbeitsamt zuvor belegt hatte, war ihm jetzt von großem Nutzen und letztendlich gab der Kurs den Ausschlag dafür, dass Sven den Posten erhalten hatte.
Da er jetzt wieder auf eigenen Füßen stand, hatte er die Hoffnung, dass das Umgangsrecht für seine Kinder in Zukunft gelockert wurde.
Das musste erst einmal gefeiert werden. Pia gönnte Sven von ganzem Herzen den Erfolg. Er arbeitete sich schnell in sein neues Aufgabengebiet ein und wurde nach kurzer Zeit für die Firma unentbehrlich. Darüber freute Pia sich riesig. Aufgrund des außerordentlich gut bezahlten Jobs von Sven änderte sich auch ihr Lebensstandard. Ab diesem Zeitpunkt konnten sie sich auch des Öfteren Dinge leisten, auf die sie vorher verzichten mussten. Jetzt waren sie nicht mehr gezwungen, jeden Cent zweimal umzudrehen. Jedoch blieben beide bodenständig. Oftmals brachte Sven Arbeit mit nach Hause, die noch zu erledigen war. Dann saß er stundenlang bis spät in die Nacht vor dem Computer. Alles hatte seinen Preis!
Durch die neue Arbeitsstelle war Sven so sehr beansprucht, dass er nur noch zeitweilig an seine Töchter dachte. Dennoch litt er sehr darunter, dass er Sabrina und Gina nur alle vierzehn Tage sehen konnte.