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Ebersberg: wo ein besonderer Wein wächst

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Auf das kleine Dörfchen Ebersberg, heute ein Teil der Gemeinde Auenwald, stößt man als WaldEntdecker eher zufällig. Seine schmale Hauptstraße schraubt sich, flankiert von historischen Häusern, einen steilen Berg empor. Am höchsten Punkt stehen wie Torwächter zum Schwäbischen Wald die ehemalige Burg und das Schloss Ebersberg.

Ein Teil der Burg ist nach 1550 zu einem Schloss umgebaut worden und steht wie ein Leuchtturm über dem Tal. Behält man es im Blick, kann man Ebersberg eigentlich nicht verfehlen. Der Ort war im protestantischen Württemberg ein so genanntes freies Gut. Die Besitzer konnten ihre Religion und die ihrer Untertanen frei wählen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg entschied die Herrschaft sich für den katholischen Glauben. Für die Ebersberger bedeutete das Steuern und Abgaben an gleich zwei Herrschaften: die württembergischen Herzöge und die katholischen Grundherren. Das machte die Ebersberger zu bitterarmen Leuten. 1786 wurde Ebersberg an das Herzogtum Württemberg verkauft und im Schloss eine Schafzuchtanstalt eingerichtet. Das Fleisch und die Wolle aus der Schafhaltung sollten in Gegenden mit armen Böden und armen Menschen das Überleben sichern.

Am Burgberg fand sich eine weitere Möglichkeit, Erträge zu erwirtschaften: Weinbau. Die Westhänge des Schwäbischen Walds haben nur wenige Lagen mit geeigneten Böden und ausreichend Sonne – eine davon liegt am Ebersberg. Beziehungsweise lag: Um 1900 hat man den Weinbau aufgegeben, obwohl die Gewächse wohl durchaus ihre Qualität hatten. 1867 wurde ein Dessertwein vom Ebersberg auf der Pariser Weltausstellung prämiert. Seit einigen Jahren reifen wieder Trauben am Burgberg. Drei Freizeit-Winzer, die sich »Vinöre vom Ebersberg« nennen, haben den Weinberg gerodet und neu bepflanzt. Heute bewirtschaften sie etwa 75 Ar, bauen pilzresistente Rebsorten an, kommen ohne Herbizide und Pestizide aus. Was sie ernten und keltern, nennt man klassisch »gemischten Satz«: Mehrere Sorten roter und weißer Trauben werden zu je einer weißen und roten Cuvée komponiert – so wie der Weinberg sie hergibt. Verkauft werden die besonderen Tropfen unter Freunden und Bekannten.

Wer Ebersberg und seine Weinparzellen, die Natur und Geschichte des Ortes entdecken möchte, folgt einfach dem Kulturlandschaftsweg Auenwald. Drei schöne Rundwanderwege in Längen zwischen 3,6 und 6,8 Kilometern erzählen die Ebersberger Lokalgeschichte auf informativen Tafeln. Für den Schlussaufstieg über steile Staffeln vom Dorf zum Schloss sollte man sich etwas Kondition aufsparen. Das Schloss, zu dessen Kirche die Treppe einst führte, ist seit etwa 50 Jahren (wieder) im Besitz der katholischen Kirche. Es ist eine Freizeiteinrichtung und nicht öffentlich zugänglich.

»www.auenwald.de/de/kultur-freizeit/kulturlandschaftsweg-auenwald


55 Gründe, den Schwäbischen Wald zu lieben

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