Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 2 - Johanne T. G. Joan - Страница 11
Оглавление4. Kapitel
Einige Wochen später hatte Carlucci ein weiteres Evangelium, das Barnabas-Evangelium, aufgetrieben, an dem die Zeit, wie erwartet, auch nicht spurlos vorüber gegangen war. Dieses Evangelium wurde im 16. Jahrhundert ebenfalls aus den verschlossenen Geheimarchiven des Vatikans herausgebracht, also bis dato geheim gehalten. Bemerkenswert war die Tatsache, dass in diesem Evangelium, wie im Evangelium des unbekannten Lebens Jesu sowie im Evangelium der Essener die Rede von einem einzigen Gesetz und von einem einzigen Propheten ist und dass dieser Jesus, gleich Johannes der Täufer aus den kanonisierten Evangelien, seine Aufgabe darin sieht, das Kommen des Christus anzukündigen. Auch die Bezeichnungen „Herr“, „Gott“, „Meister“, die nach Belieben zusammengewürfelt wurden, sorgten, was die Identität des Propheten angeht, für Verwechslungen. Denn der Begriff „Gott“ steht für Gott. Die Bezeichnung „Herr“ steht ebenfalls für Gott, aber auch für Jesus, und „Meister“ für Jesus. In diesem Evangelium bezeichnet sich dieser Jesus als ein Prophet und Vorbote des Christus, beteuert seine Menschennatur, spricht seinen Mitmenschen mit „Bruder“ an und lehnt die Bezeichnung „Sohn Gottes“ kategorisch ab. Gleich den Essener Evangelien lehrt er die Vollkommenheit über das Beherrschen der Sinne und weissagt die bevorstehende Fälschung seines Evangeliums durch den Feind. In diesem Evangelium wird nicht Jesus, sondern Judas gekreuzigt, gleichwie in den Pilatusbriefen, die der Geistliche wenige Monate später entdeckte und die, auch wenn es sich um Briefe handelte, die angeblich zwischen 30 bis 37 nach Christus geschrieben wurden, ganz und gar den Charakter eines gefälschten vollständigen Evangeliums aufwiesen.
Nach all dem, was der Geistliche Carlucci über die Verschwörungstaktik wusste, stufte er die vermeintlichen Briefe des Pilatus als ein weiteres Manöver ein, den Leser durch Widersprüche zu den Evangelien zu verunsichern, die aber letztendlich dennoch aus der vermeintlichen Sicht von den damaligen römischen Zeitgenossen, u.a. Pilatus selbst, die Angaben aus dem Neuen Testament bestätigten. Der Verschwörer wusste, dass diese Briefe, denen er die Handschrift Pilatus und seinen Zeitgenossen gab, bei dem Leser den Verdacht wecken würden, dass die Angaben Pilatus nicht ganz der Wahrheit entsprachen und die ganze Sache mit der Kreuzigung Jesu beschönigte, um sich wegen der vermeintlichen Kreuzigung Jesu aus der Affäre zu ziehen. Der Verfälscher konnte es sich leisten, in diesem „Evangelium“ eine Unzahl von Widersprüchen einzuarbeiten, denn die Schriften aus den Apokryphen und den kanonisierten Evangelien würde ja Pilatus Ungereimtheiten ins rechte Licht rücken. Der Verfälscher gab sogar an, dass ausschließlich Judas aus Galiläa und Simon der Zeloten gekreuzigt wurden und Jesus verschont blieb. Dass ihm das natürlich niemand abnehmen würde, wusste er nur zu gut. Der Verschwörer sollte schlussfolgern, dass Pilatus nicht als der Mörder des heiligen Mannes betrachtet werden wollte und sich deshalb eine Lüge ausgedacht hatte, um sich aus der Affäre zu ziehen.
Die ganzen Briefe schreien nach einem Zurechtlegen von Geschehnissen, die aus der Sicht eines rational denkenden Römers, der Pilatus war, der mit spirituellen Dingen nichts am Hut hatte, geschrieben sind, dennoch aber die Strategie des Verschwörers in allen Punkten unterstützen, denn darin können wir unter anderem das bibelgemäße gute Einvernehmen zwischen Pilatus mit der jüdischen Obrigkeit erkennen, den Abgang Johannes des Täufers, der hier wörtlich sogar als Essener beschrieben ist; dass Paulus die Bildfläche betreten hat, zwar als ein Teppichhändler, der epileptische Anfälle und daher Stimmen von Jesus hörte, aber es spielt keine Rolle, in welcher Form die eine oder die andere Figur auftritt, denn der Verschwörer verlässt sich darauf, dass der Leser von einem nicht ganz ehrlichen Pilatus, der nicht richtig informiert wurde oder nicht die ganze Wahrheit sagt. ausgeht. Sogar die Jungfrauengeburt Marias aus der Sicht eines Ungläubigen konnte der Verfälscher geschickt thematisieren. Er brauchte nur das Geflunker weitergeben, dass Maria fremdgegangen sei.
Wie Levi Dowling bemühte sich der anonyme Entdecker und „Korrektor“ des Barnabas-Evangeliums, seine Schriften einigermaßen mit denen des Kanons übereinstimmend zu gestalten und die Juden als unheilvoll und minderwertig erscheinen zu lassen. Obwohl er Stellen aus dem Neuen Testament in das Evangelium einflocht, die die Juden diskriminierten, sah der Überschreiber des Barnabas-Evangeliums vermutlich aus Unkenntnis über die Hintergründe der kanonisierten gefälschten Schriften keinen Anlass, sowohl die römische Beteiligung an der Verfolgung des heiligen Mannes, als auch das Wohlwollen der jüdischen Obrigkeit gegenüber den Propheten zu unterschlagen. Dieser Sachverhalt wird wohl mit einer der Gründe gewesen sein, die zur Unterschlagung dieses Evangelium seitens der Kirche geführt haben.
Der Hohepriester wollte sich vor Jesus niederwerfen und ihn anbeten. Jesus rief:
„Hüte dich vor dem, was du tust, o Priester des lebendigen Gottes. Sündige nicht gegen unseren Gott.“ Der Priester antwortete:
„Judäa ist nun über deine Zeichen und deine Lehre sehr bewegt, dass sie ausrufen, du seist Gott; deshalb sind wir unter dem Druck der Masse hierhergekommen. Ich kam mit dem römischen Statthalter und mit dem König Herodes. Wir bitten dich von Herzen, dass du darin einwilligst, den Konflikt, der um deinetwillen entstanden ist, zu beruhigen, denn ein Teil sagt, du seist Gott und der andere Teil ist der Meinung, dass du Gottes Sohn bist und ein weiterer Teil sagt, dass du ein Prophet bist.“ […] Jesus antwortete:
„Ich bekenne vor dem Himmel und rufe alles was auf Erden weilt zum Zeugen an, dass ich ein Mann bin, geboren von einer sterblichen Frau, dem Urteil Gottes unterworfen; der die Härte des Essens und des Schlafens, der Kälte und der Hitze wie auch andere Menschen ertragen muss. “6
Aus Unwissenheit über die wirklichen Zusammenhänge, aus der Irrlehre, die uns das Neue Testament überliefert, begehen die „Korrektoren“, die diese außerbiblischen Evangelien gefunden haben, alle die gleichen Fehler. Sie hinterlassen ein Chaos, das die Absichten ihrer Fälschungen auffliegen lässt. Eine Vorgehensweise, die ihr Werk zu einer willkürlichen Vermengung von Texten macht, in dem der Überarbeiter aus seinem persönlichen Anliegen Schwerpunkte setzt.
Manchmal kam es sogar vor, dass die oder der Überarbeiter aus seiner Ignoranz heraus sowohl den Originaltext als auch die dazugehörige Fälschung in ein und dasselbe Evangelium vereinigen. All diese Besonderheiten über die Fälschung trug Carlucci feinsäuberlich in einem weiteren Werk mit einem Umfang von über tausend Seiten ein.
Im folgenden authentischen Text wie in dem Evangelium „Das unbekannte Leben Jesu“ ist ersichtlich, dass die Römer die eigentlichen Verfolger des Propheten waren und nicht die Juden:
Als Jesus in Jerusalem ankam und am Sabbath den Tempel betrat, kamen die Soldaten auf ihn zu, um ihn zu provozieren und um einen Grund zu haben, ihn zu ergreifen.
„Meister, ist es erlaubt zu kämpfen?“ Jesus antwortete:
„Unser Glaube sagt uns, dass unser Leben ein ständiger Kampf ist.“ Die Soldaten riefen:
„Du möchtest uns wohl zu seinem Glauben bekehren und hättest es gern, wenn wir unseren vielen Götter entsagten, denn allein Rom hat 28 000 Götter, die man sehen kann, und deinem einzigen Gott folgen, der nur einer ist, und da man ihn nicht sehen kann, auch nicht weiß, wo er überhaupt ist, und vermutlich nur eine Einbildung ist.“ Jesus antwortete:
„Wenn ich euch erschaffen hätte, wie Gott euch erschaffen hat, dann würde ich sicherlich euch zu bekehren suchen!“
Die Soldaten antworteten:
„Wie hat uns denn dein Gott erschaffen, da man nicht weiß, wo er ist. Zeige uns deinen Gott und wir werden Jude werden.“
Da entgegnete Jesus:
„Wenn ihr Augen hättet, um zu sehen, würde ich ihn euch zeigen, doch da ihr blind seid, kann ich ihn euch nicht zeigen.“
Die Soldaten erwiderten:
„Ohne Zweifel, die Ehre, die dir dein Volk erweist, hat dir den Verstand genommen, denn jeder von uns hat zwei Augen im Kopf und du sagst, wir wären blind.“ Jesus antwortete:
„Die fleischlichen Augen können nur materielle und grobe Dinge sehen; ihr könnt daher nur eure Götter aus Holz und Silber und Gold sehen, die nichts tun können. Aber wir von Judäa haben geistige Augen, welche die Ehrfurcht ist, und den Glauben an unseren Gott, weswegen wir an jedem Ort unseren Gott auch sehen können.“ Die Soldaten protestierten:
„Achte auf deine Worte, denn wenn du unsere Götter verachtest, werden wir dich den Händen von Herodes ausliefern, der sich für unsere Götter, welche allmächtig sind, rächen wird.“ Jesus antwortete:
„Wenn sie allmächtig sind, wie ihr behauptet, vergebt mir, denn ich will sie ebenfalls anbeten.“ Als die Soldaten diese Worte hörten, freuten sie sich und begannen ihre Götzenbilder zu lobpreisen. Jesus fuhr aber fort:
„In diesem Fall aber sind keine Worte, sondern Taten nötig. Bringt eure Götter dazu eine Fliege zu erschaffen, und ich werde sie anbeten. “
Die Soldaten waren verwirrt, als sie diese Worte vernahmen, und wussten nichts darüber zu sagen, darum sprach Jesus weiter:
„Da sie sicherlich keine Fliege erschaffen können, werde ich nicht um ihretwillen von jenem Gott ablassen, der alles durch ein einziges Wort erschuf und dessen Name allein Armeen in Schrecken versetzt. “ Die Soldaten erwiderten:
„So, dann zeig es uns, denn wir wollen dich jetzt festnehmen!“ Und sie wollten Jesus ergreifen, der aber sprach:
„Adonai Sabaot!“ Da wurden die Soldaten geradewegs aus dem Tempel befördert, so wie man Holzfässer in Bewegung bringt, wenn sie gewaschen werden, um sie mit neuem Wein aufzufüllen.“
Und sogar David hatte sich über deren Götzendienerei abfällig ausgesprochen:
Jesus sagte:
„Nun Brüder, ich, ein Mensch aus Staub und Schlamm, der auf Erde wandelt, sage euch: Tut Buße und erkennt eure Sünde! Ich weiß Brüder, dass unter dem Einfluss Satans das römische Militär euch getäuscht hat, als ihr sagtet, dass ich Gott sei. Hütet euch davor ihnen zu glauben, denn sie sind der Verwünschung Gottes anheimgefallen, indem sie falschen und lügnerischen Göttern dienen, gegen die unser Vater David einen Fluch aussprach:
„Die Götter der Heiden sind Silber und Gold, das Werk ihrer Hände; sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht, sie haben eine Nase und riechen nicht, einen Mund und essen nicht, eine Zunge und sprechen nicht; sie haben Hände und berühren nicht und haben Füße und gehen nicht.“
Darum sagte unser Vater David, als er zu unserem lebendigen Gott betete:
„Sie sollen so werden, wie jene, die sie machen und in denen sie ihr Vertrauen setzen. 118
Dieses Kapitel war in den Augen Carluccis ein weiterer Hinweis darauf, dass der Prophet noch lebte, als die Verschwörung um frühestens 70 nach Christus begann.
Leider hatte der Überarbeiter des Barnabas Evangeliums die Originaldokumente, die er vorgefunden hatte, nicht nur, aus was für Gründen auch immer, mit Kapiteln aus dem Neuen Testament ergänzt, wie zum Beispiel Barn 65 „Der Engel, der das Wasser bewegt“ oder Barn 126 „Die Rückkehr der siebzig Jünger“, oder „Die Verfluchung des Feigenbaums“. Diese Vorgehensweise deutet darauf hin, dass das Barnabas-Evangelium frühestens nach den Evangelien aus dem Neuen Testament verfasst worden war. Der Überarbeiter ergänzte und gestaltete es leider auch derart um, dass nur selten der typische Stil des Essener Jesus, den er mit eigennützigen Elementen unkenntlich machte, erkennbar blieb.
Der folgende Text aus dem Barnabas-Evangelium beschreibt die Trennung zwischen Jesus und seinen Jüngern und deren Rückkehr. Diese mussten nun allein zu dem Volk ziehen, um die Botschaft des Friedens zu offenbaren.
Danach rief er seine Jünger und entsandte sie jeweils zu zweit nach ganz Israel und sagte:
„Geht und lehrt, wie ihr von mir gehört habt!“
Sie setzten sich und er legte seine Hand auf das Haupt und sagte: „Im Namen Gottes, gebt den Kranken die Gesundheit zurück, treibt Satan aus und nehmt den Irrtum über mich von Israel hinweg, wie ich es auch dem Hohepriester gesagt habe. “
Also brachen sie auf. […] Sie zogen durch ganz Judäa, die Umkehr von den Sünden predigend, auf die Weise, wie Jesus es tat, und sie heilten jede Art von Gebrechen, sodass die Worte Jesu sich bewahrheiteten, dass Gott einer ist und Jesus der Prophet Gottes ist. Als das Volk sah, dass die Jünger das gleiche taten wie Jesus, nämlich, die Kranken heilen. […]
Und als die Jünger durch ganz Judäa gezogen waren, kehrten sie zu Jesus zurück. ER empfing sie wie ein Vater seine Kinder empfängt mit den Worten:
„Sagt mir, was hat unser Himmlischer Vater gewirkt? Ich sah Satan zu euren Füssen fallen und dass ihr ihn zertreten habt, wie ein Weinbauer die Trauben austritt. ”9
Die Formulierung der Satansaustreibung erinnert sehr an die Austreibung Satans aus „Heliand“, einem Evangelium, das bis auf geringfügige Abweichungen dem Friedensevangelium entspricht.
„Und die Teufel verließen die Eingeweide in Form unzähliger Würmer, die sich im Schlamm des inneren Schmutzes krümmten. Und sie wandten sich in ohnmächtiger Wut, da der Wasserengel sie aus den Leibern der Menschenkinder getrieben hatte. Und nun stießen die Kräfte des Sonnenengels auf sie hernieder, und bald lief unter dem zermalmenden Tritt des Todesengels das letzte Todeszucken durch sie. Und alle erzitterten vor Schrecken, wenn sie alle diese Satansgräuel erblickten von denen die Engel sie erlöst hatten“.10
Als der heilige Mann aus dem Ausland nach Jerusalem zurückkehrte, um seinem Volk, das unter dem Joch der Römer beinahe zusammenbrach, Mut zu machen, erkannte offensichtlich die priesterliche Obrigkeit in dem Neuankömmling den verheißenen Propheten. Deshalb baten die Pharisäer und Schriftgelehrten ihn, sich hoch oben gut sichtbar auf die Zinne des Tempels zu stellen, damit das Volk die heiligen Worte aus seinem Mund zu hören vermöge.
Diese Angaben über den verheißenen Propheten, der die Sympathie der jüdischen Priesterschaft genoss, durften im Rahmen der römischen Strategie nicht bekannt werden, denn die Verschwörung konnte nur aufgehen, wenn der heilige Mann von der jüdischen Obrigkeit gehasst würde. Eine konstruierte Feindseligkeit, die zu einer erbarmungslosen Verfolgung führte, die nicht nur in der vermeintlichen Kreuzigung des Propheten gipfelte und sie glaubwürdig machte, sondern die wahren römischen Verfolger entlastete.
Diese Worte bewegten die ganze Stadt Jerusalem und da Jesus im Tempel eingetreten war, um zu beten, kamen alle auf ihn zu, sodass sie mit viel Mühe einen Platz fanden. Der Priester erbat von Jesus:
‚Dieses Volk wünscht dich zu sehen und zu hören. Steige deshalb auf die höchste Stelle hinauf und sprich im Namen Gottes, wenn dir Gott das Wort gibt.‘
Jesus stieg hinauf, wo gewöhnlich die Schriftgelehrten sprachen, und nachdem er mit einer Geste das Zeichen zum Schweigen gegeben hatte, sprach er:
‚Gesegnet sei der Heilige Name Gottes, der in seiner Gnade und Barmherzigkeit Geschöpfe erschuf, um ihn zu verherrlichen. […]‘
Dann mit großer Kraft, kritisierte Jesus die Menge, weil sie das Wort Gottes vergessen hatte und sich dem Hochmut hingab. Er beanstandete die Nachlässigkeit des Gottesdienstes der Priester mit nichtssagenden Theorien, die dadurch das Gesetz Gottes schwächten. Er maßregelte die Doktoren, die mit ihren Traditionen das Gesetz Gottes zunichtemachten.“11
Elemente, die uns nicht nur zu seiner Fälschung im Neuen Testament im Kapitel der Versuchung Jesu führen, in der die „Zinne des Tempels“ in Lukas aus gutem Grund in einen Berg verwandelt werden…
Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus von Nazareth in Galiläa, und wurde von Johannes in dem {W. in den} Jordan getauft. Und alsbald, als er von dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herniederfahren.
Und eine Stimme geschah aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden. Und alsbald treibt der Geist ihn hinaus in die Wüste. Und er war vierzig Tage in der Wüste und wurde von dem Satan versucht; und er war unter den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. (Mk 1,9–13)
Dann wurde Jesus von dem Geiste in die Wüste hinaufgeführt, um von dem Teufel versucht zu werden; und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn danach. Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht.“ Dann nimmt der Teufel ihn mit in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels {d.h. der Gebäude im allgemeinen; der Tempel selbst, das „Heiligtum“, wird im Griechischen durch ein anderes Wort bezeichnet} und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest.“ Jesus sprach zu ihm: Wiederum steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“
Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Alles dieses will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten {O. mir huldigen} willst.
Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und
ihm allein dienen.“ Dann verläßt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herzu und dienten ihm. (Mt 4,1–11)
Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch {W. in (in der Kraft des)} den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt, indem er von dem Teufel versucht wurde. Und er aß in jenen Tagen nichts; und als sie vollendet waren, hungerte ihn. Und der Teufel sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu diesem Steine, daß er Brot werde. Und Jesus antwortete ihm [und sprach]:
Es steht geschrieben: „Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte Gottes.“
Und [der Teufel] führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.
Und der Teufel sprach zu ihm: Ich will dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie. Wenn du nun vor mir anbeten {O. huldigen; so auch V.8} willst, soll sie alle dein sein. Und Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“
Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels {die Gebäude} und sprach zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln über dir befehlen, daß sie dich bewahren; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest.“ Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“
Und als der Teufel jede Versuchung vollendet hatte, wich er für eine Zeit {O. bis zu einer anderen Zeit} von ihm.
(Lk 4,1–13)
… sondern auch zu den Schriften Eusebios/Hegesippus, die das Wohlwollen der jüdischen Obrigkeit gegenüber den heiligen Propheten auf Jakobus „den Gerechten“, den vermeintlichen “Bruder des Herrn“, übertragen.
Ein Thema, das dem Verschwörer anscheinend sehr am Herzen lag, denn er hatte das Thema gleich vier Mal in seinem Werk der „Heiligen Schrift“ sehr ausführlich behandelt.
Eusebios/Hegesippus:
Die Pharisäer und Schriftgelehrten sprachen:
Stelle dich daher auf die Zinne des Tempels, auf dass du, hoch oben gut sichtbar seiest und deine Worte für alles Volk klar zu vernehmen, denn wegen des Passahfests haben sich alle Stämme und auch zahlreiche Heiden hier eingefunden. Und sie riefen: „oh Gerechter, dessen Worten wir alle Gehorsam schulden: Da die Menschen um des gekreuzigten Jesu in die Irre gehen, sage uns: „ was ist das Tor zu Jesu“?
Und er antwortete mit lauter Stimme: „Was fragt ihr mich nach des Menschensohn? Er sitzt jetzt im Himmel zur Rechten der Großen Macht und ist im Begriff zu kommen auf den Wolken des Himmels.
Und dann wurde es Carlucci klar, dass der Verfälscher der wahren Schriften aus dem Barnabas-Evangelium schöpfte, als er auf Jakobus, den vermeintlichen „Bruder des Herrn“, Szenarien übertrug, die „Jesus“ (dem Essener Täufer) wiederfahren waren, zu einer Zeit aber, als Jesus bibelgemäß längst die Bildfläche verlassen hatte und zum Himmel hochgefahren sein sollte. Diese Übertragung der Identität „Jesus“ auf „Jakobus den Gerechten“, der auch heilig war, sollte erklären, dass nicht der vermeintliche „Jesus“, also der wahre Prophet Johannes der Täufer, der noch lebte, auf dem Papier aber tot war, das Wohlwollen der Priesterschaft genoss, sondern „Jakobus“, sein vermeintlicher Bruder, der als Ersatz fungierte. Im Barnabas Evangelium erkennen wir die wahre Version des folgenden Textes aus Hegesippus.
Er salbte sich nicht mit Öl, und er ging nicht ins Bad. Einzig er durfte den Heiligen Ort betreten, denn er trug keine Wolle, sondern Leinen, und er pflegte den Tempel allen zu betreten und oft fand man ihn kniend vor, für das Volk um
Vergebung bittend, so daß seine Knie schwielig wurden wie die eines Kamels durch sein unentwegtes Knien vor Gott, mit dem er für das Volk um Vergebung bat.12
Einzig er besaß das Vorrecht, das Allerheiligste zu betreten […] und ging allein iin den Tempel und betete für das Volk, und zwar mit solcher Inbrunst, daß seine Knie, wie es heißt, so schwielig wie die Knie eines Kamels geworden waren.13
Der Feind griff Jakobus an und warf ihn vom oberen Treppenabsatz kopfüber hinunter, und in der Annahme, er sei nun tot, verzichtete er darauf, ihm weiter Gewalt anzutun. 14
Die Aussagen „Er salbte sich nicht mit Öl“ ist auf die Allegorie der Salbung zurückzuführen, ebenso verhält es sich mit der Aussage „Er trug keine Wolle, sondern Leinen“, das symbolisch für ein reines Kleid, die Reinheit des Körpers und der Seele steht. Die Metaphorik „Heiliger Ort“ oder „das Allerheilige betreten“, die den Zustand der Vollkommenheit eines Gerechten darstellt, in der er sich in eine meditative Versenkung zurückzieht, hat der Verfälscher entmystifiziert und in eine realen Ort – in einen Tempel – verwandelt. Die Schwielen an den Knien, die wie die eines Kamels wegen des vielen Betens ausgesehen haben sollten, waren erdichtet worden, um diese reale Aussage zu thematisieren und die tatsächlichen Schwielen, die der Prophet durch die Arbeit am Garten der Bruderschaft an den Händen hatte, ersatzweise zu verheimlichen. Auch die Tatsache, dass er „für das Volk um Vergebung bat“, sollte auf die Schuld hinweisen, die das/sein Volk auf sich geladen hatte oder würde.
„Wobei mich das Einfügen des Begriffs Kamel an die geheime zynische Botschaft des Verschwörers erinnert, die er hin und wieder in seinen Texten arrangierte.“
Er war heilig von seiner Mutter Leib an, er trank keinen Wein, noch starkes Getränk, noch aß er Fleisch, kein Schermesser berührte sein Haupt, noch salbte er sich mit Öl.15
Das Zeugnis „kein Schermesser berührte sein Haupt“ lässt darauf schließen, dass Jakobus seine Haare niemals schnitt. Dies ist aber nicht der Fall, denn diese Aussage bedeutet, dass Jakobus sich niemals den Kopf kahl scheren ließ.
Jesus stieg vom Berg herab und überquerte in der Nacht den Jordan. Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte, ohne etwas zu essen, weder bei Tag noch bei Nacht, und betete inbrünstig ohne Unterlass für die Rettung seines Volkes, zu dem ihn Gott entsandt hatte.16
Ebenso musste das hohe Ansehen des wahren Propheten (der Essener-Täufer) bei seinem Volk und der jüdischen Obrigkeit, das aus dem folgenden Kapitel aus Barnabas-Evangelium klar zu erkennen ist, verschleiert werden. Denn damit die Religion der Gnade nachvollziehbar ist, musste „Jesus“ durch die Juden gekreuzigt werden. Dazu wandte der Verfälscher die Verwechslungsmethodik an nach dem Motto: „Es war nicht Jesus, sondern es war sein Bruder, Jakobus der Gerechte.“
Der Hohepriester wollte sich vor Jesus niederwerfen und ihn anbeten. Jesus rief:
„Hüte dich vor dem, was du tust, o Priester des lebendigen Gottes. Sündige nicht gegen unseren Gott. “ Der Priester antwortete:
„Judäa ist nun über deine Zeichen und deine Lehre sehr bewegt, dass sie ausrufen, du seist Gott; deshalb sind wir unter dem Druck der Masse hierhergekommen. Ich kam mit dem römischen Statthalter und mit dem König Herodes. Wir bitten dich von Herzen, dass du darin einwilligst, den Konflikt, der um deinetwillen entstanden ist, zu beruhigen, denn ein Teil sagt, du seist Gott und
der andere Teil ist der Meinung, dass du Gottes Sohn bist und ein weiterer Teil sagt, dass du ein Prophet bist.“ Jesus antwortete:
„Ich bekenne vor dem Himmel und rufe alles, was auf Erden weilt als Zeuge an, dass ich ein Mann bin, geboren von einer sterblichen Frau, dem Urteil Gottes unterworfen; der die Härte des Essens und des Schlafens, der Kälte und der Hitze wie auch andere Menschen ertragen muss. “17
Und hier die dazugehörigen gefälschten Hegesippus-Zitate in Eusebius.
Es entstanden Unruhen unter den Juden und Schriftgelehrten und Pharisäern, die meinten, das ganze Volk laufe Gefahr, auf Jesus als den Christus zu warten. Also versammelten sie sich und sprachen zu Jakobus:
„Wir flehen dich an, dass Volk zu zügeln, das um Jesu willen vom Weg abirrt, als sei er der Christus. Wir flehen dich an, überzeuge alle, die sich zum Passachfest her einfinden, von der Wahrheit über Jesus, denn alle gehorchen dir. Denn wir und das ganze Volk bezeugen, daß du der Gerechte bist und die Person nicht ansiehst. Überzeuge daher das Volk und wir vertrauen [oder Gehorschen] dir, Stelle dich daher auf einen Flügel [oder ‚die Zinne’] des Tempels, auf daß du gut sichtbar seist und deine Worte für alle Mensch klar zu vernehmen.“18
Wir flehen dich an, zügle das Volk, denn es wird hinsichtlich Jesus irregeführt, als sei er der Christus.19
Wir flehen dich an, überzeuge all die Menschen, die um Jesu willen zum Pessachfest kommen, denn wir setzen all unser Vertrauen in dich. Denn wir und das ganze Volk bestätigen
dir, daß du der Gerechte bist und das Ansehen der Menschen nicht achtest. Überzeuge daher das Volk, daß es sich nicht bezüglich Jesus irreführen lasse, denn wir und das ganze Volk schulden dir Gehorsam.20
Und hier die Originalversion aus dem Barnabas-Evangelium:
Als alle den Tempel verlassen hatten, schlossen die Priester den Tempel ab und gingen weg. Abraham aber ergriff die Axt und schlug allen Götzenbildern die Füße ab, außer denen des großen Gottes Baal, dem er die Axt zu den Füßen legte. Da die Statuen alt und aus mehreren Teilen zusammengebaut waren, fielen sie zusammen. Beim Verlassen des Tempels wurde er von einigen beobachtet, die ihn verdächtigten etwas aus dem Tempel gestohlen zu haben. Sie ergriffen ihn und als sie den Tempel betraten und die Götter in Trümmern da liegen sahen, schrien und wehklagten sie: „Kommt Männer und lasst uns denjenigen töten, der unsere Götter getötet hat!“
Tausende Männer und mit ihnen die Priester liefen zusammen und fragten Abraham, aus welchem Grund er ihre Götter zerstört habe. Abraham gab zur Antwort.21
Wir wollen den Gerechten aus unserer Mitte stoßen, weil er uns lästig ist, darum werden sie die Frucht seiner Werke genießen. Sie stiegen sie also hinauf, und stürzten ihn herab, und weil er von dem Sturz nicht gleich tot blieb, sondern noch auf die Knie aufrichtete.22
Also gingen sie hinauf und stützten den Gerechten hinunter und sagten untereinander: „Laßt uns Jakobus den Gerechten steinigen.“ Und da der Sturz ihn nicht getötet hatte, begannen sie ihn zu steinigen.23
Also hatten sie begonnen, ihn zu steinigen, als einer der Priester der Söhne Rechabs, der Sohn jener Rechabiter ausrief und sagte: „Haltet ein, der Gerechte betet um euretwillen!“ Und einer von ihnen nahm die Keule, mit der er die Wäsche zu walken pflegte und schlug damit dem Gerechten auf den Kopf […] So erlitt er das Martyrium […] und unmittelbar darauf begann Verspasian, zu belagern.24
Was die Weise von Jakobus‘ Tod anbelangt, haben wir bereits mit Clemens‘ Worten gesagt, dass er „von einem Flügel des Tempels hinabgestoßen und mit einer Keule erschlagen wurde“25
Die Textvergleiche zeigten, dass dies ein Phänomen aus dem Barnabas-Evangelium war, das sich in den Schriften von Hegesippus und Eusebios mehrmals wiederholte und nicht nur die Vermutung stützte, dass ein einzelner Heiliger Mann im 1. Jahrhundert nach Christus von sich reden machte, sondern dass Jakobus „der Gerechte“, „Jakobus der Ältere“ oder „der Bruder des Herrn“, wie er in den Apostelbriefen bezeichnet wurde, niemand anderes war als der Essener Täufer selbst.
Eusebios war in der römischen Verschwörungsstrategie gegen die authentische Lehre eingeweiht, die sich offensichtlich in den darauffolgenden Jahrhunderten fortsetzte, und gibt an, in seinen Schriften, von dem Zeitgenossen Hegesippus aus dem 1. Jahrhundert nach Christus abgeschrieben zu haben.
Wenn man die Vergangenheit unauffällig im Nachhinein fälschen will, dann zitiert man einfach vermeintliche damalige Zeitgenossen und behauptet, dass die Originalschriften verschollen sind.
Auch hier schließen sich die Kreise, denn Eusebios war der persönliche Berater von Kaiser Konstantin (325 nach Christus), der, obwohl er nicht Christ war, in dem (vermeintlichen) Konzil von Nizäa, die – fragliche – Aufnahme der Evangelien und christlichen Schriften in den Kanon anordnete, die die Schriften aus dem Neuen Testamenten ausmachten und alle anderen Religionen aus gutem Grund verbot. Ein Sachverhalt, der sogar dafür sprechen würde, dass der Beginn der Verschwörung möglicherweise sogar um diese Zeit stattgefunden haben könnte.
Was aber die Umstände von Jakobus ‘Tod anbelangt[…], so berichtet Clemens: „Er wurde von der Zinne hinuntergeworfen und mit einer Keule totgeschlagen.26
Ein Walker schlug ihm mit einer Keule den Schädel ein, nachdem man ihm kopfüber von der Zinne des Tempels gestoßen und hinabgestürzt hatte. Und er, der nichts Unrechtes getan hatte, fiel auf die Knie und betete für jene, die ihn hinuntergestürzt hatten, und flehte Gott mit den Worten an: „Vergib ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun“.27
Simeon bar Kleophas aber, sein Vetter, der nicht weit davon entfernt stand sagte: „Haltet ein, warum steinigt ihr den
Gerechten? Seht, er betet für euch die wunderbarsten Gebete.“28
Denn sie alle schrien einmütig: „Kommt, laßt uns den Gerechten steinigen!“ Und sie erhoben sich und sagten: „Ja, laßt uns diesen Mann töten, daß er aus unserer Mitter hinweggenommen sei, denn er ist uns ein Gräuel.“29
Gilberto fiel plötzlich das XP-Symbol ein, das im Zusammenhang mit dem Kaiser Konstantin stand und wollte wissen: “Übrigens, ist das XP-Symbol nicht auf eine Vision Konstantins zurückzuführen? Was bedeutet XP eigentlich?“
Carlucci winkte ab und sagte:
Chi-Rho-Symbol. Bildnachweis Nr. 64
„Die ganzen Visionen, die angeblich von Kaisern empfangen wurden, muss man sehr mit Vorsicht genießen, denn antike Kaiser hatten gerne Visionen und begründeten ihre Entscheidungen damit. Wenngleich sie natürlich nur solche bekannt gaben, die sich bewahrheiteten und für politische Zwecke eingesetzt werden konnten.“
„Trotzdem würde es mich interessieren, was es mit dem Zeichen auf sich hat!“, insistierte Gilberto.
„Konstantin der Große soll eine Erscheinung am Himmel, deren Bedeutung sich der Kaiser zunächst nicht habe erklären können, empfangen haben. Auch das ganze Heer, das ihn begleitete, sei Zeuge dieser Erscheinung gewesen.
Anschließend soll ihm Christus im Traum befohlen haben, dieses Zeichen auf die Schilder seiner Krieger und auf das neu als Feldzeichen eingeführte Labarum als Abwehrzeichen im Kampf mit den Feinden einzusetzen mit den Worten: „In diesem Zeichen wirst du siegen“, das tat er dann und siegte. Aus diesem Grund wird dieses Symbol auch als das Konstantinische Kreuz bezeichnet.“
„Irgendwie erinnert mich die Melodie des Satzes „In diesem Zeichen wirst du siegen“ an den Satz: „Auf diesen Stein wirst du meine Kirche bauen?“
„Ja, da ist was dran!“ wunderte sich Carlucci und referierte weiter:
„Unklar ist, ob Konstantin die Vision vor der entscheidenden Schlacht bei der Milvischen Brücke gegen Maxentius 312 oder vor der entscheidenden Schlacht gegen Licinius bei Chrysopolis empfangen hat. Man vermutet, dass es sich um die Schlacht auf die Milvischen Brücke handelte, die einstürzte und bei der das feindliche Heer ertrank.“
„Und die Vision war einerseits das Zeichen XP, andererseits die Stimme, die Konstantin aufforderte das Zeichen für seinen Kampf zu nutzen?“
„Nicht ganz, denn es sind zwei verschiedene Visionen überliefert.“ Gilberto wurde plötzlich hellhörig und machte sich sogleich Notizen:
„In der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober soll Konstantin in einem Traum von Jesus aufgefordert worden sein, «das Zeichen Gottes am Himmel», ein sogenanntes Staurogramm, auf den Schilden seiner Soldaten anbringen zu lassen und so in den Kampf zu ziehen. Er tat angeblich, wie ihm befohlen wurde. So berichtet es der christlich-lateinische Rhetor Laktanz um 315 in seiner Schrift“
„Also das Zeichen XP.“
„Ja, aber 337 nach Christus, also 22 Jahre später will Eusebius von Cäsarea von Konstantin selbst eine andere Version seiner Vision gehört haben: Konstantin habe Gott in Gebeten um ein wunderbares Zeichen angefleht und in der Tat ein solches von ihm erhalten; er habe einmal zur Mittagsstunde am Himmel ein Kreuz ganz aus Licht und die Sonne überlagern, gesehen – zusammen mit dem Schriftzug «Durch dieses siege!».
„Soso! Eusebius von Cäsarea!?“, wiederholte Gilberto ein wenig spöttisch.
„Um seine Aussage zu untermauern, leistete Eusebius auch noch einen Eid darüber.“
„Einen Eid auch noch! Es erinnert mich an etwas!“, entsann sich Gilberto. Er betrachtete seine Notizen und setzte seine Überlegung fort:
„Es gibt also zwei verschiedene Versionen der Erscheinung, über die zwei verschiedene Personen berichten und zwar in einem Abstand von 22 Jahren. Man weiß nicht, um was für eine Schlacht es sich handelt und vermutet, es ging um die Schlacht auf die Milvischen Brücke, bei der die feindlichen Soldaten und vermutlich deren Anführer ertranken, als die Brücke einstürzte?“
Carlucci nickte zustimmend und erklärte:
„Eigentlich weiß niemand wirklich, was dieses Zeichen bedeutet, denn die Beschreibung der Vision, von der Lactantius berichtet, ist nicht ganz klar, es soll einem Chi-Rho ähneln, dem Christuszeichen, denn soviel ich weiß hat Konstantin von einem Zeichen gesprochen und nicht von zwei verschiedenen Buchstaben. Einerseits ergeben die Buchstaben XP die ersten zwei Buchstaben des Wortes Christus auf Griechisch, also Χριστός, andererseits ist das X ein Kreuz und steht für die Kreuzigung Christi. Neben dem Zeichen rechts und links sind oft die griechischen Buchstaben Alpha und Omega abgebildet.
Die Ähnlichkeit der griechischen Buchstaben X (Chi) und P (Rho) mit den lateinischen Buchstaben X und P veranlasste in späterer Zeit die Interpretation des Symbols als Kurzform des lateinischen Pax (Frieden) oder Pax Christi, das ist die dritte Deutung.“
„Ja, es scheint wirklich niemand wirklich zu wissen, was dieses Zeichen bedeutet“, stimmte Gilberto zu.
„Es gibt aber noch eine Deutung“, sprach Carlucci weiter. „Nämlich für die ägyptische Bezeichnung Maa k Heru, die übersetzt das „wahre Wort“ oder das „Wort der Wahrheit“ heißt. Der ägyptische Doppellaut kH wird bei den Griechen mit dem Buchstaben X dargestellt.“
Gilberto versuchte, sich aus den Angaben Carluccis einen Reim zu machen, und sagte:
„Gesetzt den Fall Konstantin hätte wirklich eine Vision empfangen, dann wäre er wohl der einzige, der die Buchstaben hätte deuten können. Tat er aber nicht, er sprach lediglich von einem Zeichen. Sämtliche Deutungen des Symbols, die bisher gemacht wurden, sind demnach nur Mutmaßungen.“
Gilberto sah noch einmal auf seine Notizen und sagte:
„Durch das Ergebnis unserer bisherigen Forschungsarbeit haben wir Grund zur Annahme, dass die ganze Sache sich völlig anders abgespielt hat, als sie überliefert wurde. Wann immer die Verschwörung seine Anfänge gehabt hat, Konstantin war im Bilde über die Vorteile, die ihm das Christentum bringen würde. Wir haben gesehen, dass überhaupt kein Konzil zu Nizäa stattgefunden haben kann, und so verhält es sich auch mit dieser Angelegenheit. Konstantin selbst berichtete von einem leuchtenden Zeichen, das einem Chi-Rho ähnelte, er sagte lediglich, dass es sich um das Christuszeichen handelte. Wir haben gleich vier Deutungen und ich denke, dass auch in diesem Fall der Verfälscher die Finger im Spiel hat, denn der ganze Hergang trägt ein weiteres Mal die Fingerabdrücke des Verschwörers und vereint fragliche Elemente, die wir sowohl aus dem Neuen als auch aus dem Alten Testament kennen.“
Gilberto legte eine Pause ein, während Carlucci gespannt auf die Fortsetzung der Überlegungen seines Freundes wartete.
„Alles deutet daraufhin, dass auch in diesem Fall der Verfälscher über den Hergang der ganzen Sache auf unbewusster Ebene einen Zusammenhang zu anderen überlieferten Szenarien herstellen wollte.“
„Ja, Moment mal! Wir befinden uns hier um 300 nach Christus!“, unterbrach Carlucci.
„Es ist mir schon klar!“, erwiderte Gilberto, „wenn die Verschwörung viel früher stattgefunden hat, dann hat der Verfälscher offensichtlich die, die nach ihm kamen, in seine Strategie eingeweiht, denn diese Motive, die wir bereits als Fälschung entlarvt haben, wiederholen sich auch hier erneut:
1. Die Schlacht an der Milvischen Brücke, die zusammenbrach, und der Feind, der samt Anführer im Fluss ertrank, erinnern an Moses und an die Verfolgung der Israeliten durch die Soldaten des Pharaos, die allesamt mit dem Pharao im Roten Meer ertranken.
2. Das Feldzeichen mit dem Christuszeichen, das vor dem Feind schützt, führt uns zu Moses in die Wüste zurück, wo Moses auf einem Feldzeichen eine Schlange, die Christus symbolisiert, als Schutz gegen die Krankheit anbringen ließ.
3. Der Eid erinnert an Herodes-Eid, der versprach, Johannes den Täufer enthaupten zu lassen.
4. Das immer wiederkehrende Kriegsszenario und der Sieg über den Feind, um von der wahren Bedeutung des Kampfes abzulenken.
5. „In diesem Zeichen wirst du siegen“ erinnert an: „Auf diesen Stein wirst du meine Kirche aufbauen“.
Aber das Wichtigste für den Verfälscher war, einen Zusammenhang zu Paulus herzustellen:
1. Das Lichtzeichen am Himmel, das dem Kaiser erscheint, von dem die Soldaten, die Konstantin begleiteten, Zeuge sind, erinnert sehr an die Bekehrung Paulus auf dem Weg nach Damaskus, der ebenfalls ein Licht sah. In einer Version hören die Soldaten die Stimme Jesu und sehen das Licht nicht, in einer anderen Version ist es umgekehrt.
2. Die Zwiesprache Konstantins mit Jesus, wie auch Paulus.
3. Nicht zuletzt die Widersprüche, die vorsätzlichen Irreführungen und Unklarheiten, mit denen wir entlang der Verschwörung immer wieder konfrontiert werden, und die den Zweck haben, eine Diskussion zu entfachen, nicht ob überhaupt eine Vision stattgefunden hat, sondern, welche von den beiden die echte ist.“
„Ah! Jetzt sehe ich klarer! “, dämmerte es Carlucci, und griff sich an die Schläfen, als ob es ihm dadurch gelänge, seine Gedanken zu ordnen.
„Der Verschwörer wusste, dass ausgelöst durch das rätselumwobene Zeichen XP die Menschen anfangen würden, hinter diesem Zeichen auch andere Auslegungen in Erwägung zu ziehen, was sie auch getan haben, denn es stehen uns gleich vier Deutungen zur Auswahl.
Im Rahmen unserer gewonnenen Erkenntnisse ist es am wahrscheinlichsten, dass der Verfälscher bei seinen Anhängern auf diese Weise den Namen Paulus, den Vater des Christentums, festigen wollte, und über dieses Zeichen, das von nun an überall anzutreffen war, dem Apostel für die Heiden eine wegweisende und wichtige Bedeutung einräumte“.
„Du könntest Recht haben“, bestätigte Carlucci, „denn jeder Christ, der den Buchstaben P liest, denkt zwangsläufig an Paulus.“
„Ganz richtig, ich bezweifle außerdem, dass das Zeichen XP für Christus steht, denn es ist sehr ungewöhnlich und überhaupt nicht üblich, dass aus den zwei ersten Buchstaben eines Wortes ein Symbol entsteht. Der Grund dafür, dass die Buchstaben für das Symbol Christus in Griechisch und nicht in Hebräisch abgebildet sind, ist ebenfalls schwer nachzuvollziehen. Es ist auch kein Zufall, dass im Zeichen XP das Rho, das griechische P, das im Grunde hier nichts zu suchen hat, eine zentrale Bedeutung annimmt.
Das Chi-Rho-Symbol
Wir wissen mittlerweile, wie der Verfälscher tickt, dass er fähig ist, uns mit einem Wort, einer Aussage oder hier mit einem Symbol, viele Informationen zuzuspielen: in dem Fall XP die Assoziationen mit dem Wort „Christus“, mit „Schutz gegen das Böse“, mit „Kreuzigung Christi,“, mit dem Wort „Frieden (Pax)“, mit der Aussage: „wahres Wort“, und nicht zuletzt über den Buchstaben P mit dem Namen „Paulus“, insbesondere weil zu dem „Chi-Rho-Symbol“30 das A für Alpha und O für Omega rechts und links des mittigen Buchstabens P hinzugefügt wurden, die als einziger Selbstlaut in dem Namen Paulus vorkommen, wenn man bedenkt, dass Omega wie ein umgedrehtes U aussieht. Außerdem ist im Christentum Paulus tatsächlich derjenige, der die Wahrheit Gottes übermittelt.“
6 Évangile de Barnabé: Eigene Übersetzung, Kap. 93.
7 Ebenda, Kap. 152.
8 Ébenda, Kap. 128.
9 Ebenda, Kap. 126.
10 „Heliand“, Evangelium des Vollkommenen Lebens, S. 29.
11 Évangile de Barnabé: Eigene Übersetzung, Kap. 12.
12 Eusebios zitiert Hegesippus.
13 Epiphanios, S. 602.
14 Rufinus, S. 735.
15 Hegesippus.
16 Évangile de Barnabé: Eigene Übersetzung, Kap. 14.
17 Ebenda, Kap. 93.
18 Hegesippus-Zitat bei Eusebios.
19 Eusebios/Hegesippus, S. 530.
20 Hegesippus, S. 532.
21 Évangile de Barnabé: Eigene Übersetzung, Kap. 28.
22 Martergeschichte des heil. Jakob, des ersten Bischofes von Jerusalem. Aus Hegesippus, bei Eusebios Kirchengeschichte.
23 Eusebios zitiert Hegesippus
24 Eusebios
25 Ebenda.
26 Hieronymus, S. 587.
27 Epiphanios, S. 588.
28 Ebenda.
29 Eusebios zitiert Hegesippus, S. 598.
30 http://commons.wikimedia.org/wiki/File: Ichthys.svg?uselang=deChi Rho.