Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 2 - Johanne T. G. Joan - Страница 13
Оглавление6. Kapitel
Gilberto schloss die Türe zu seiner Praxis ab. Wegen der zeitaufwändigen Recherchen musste er seine Sprechstunde weitgehend auf den Vormittag beschränken. In wenigen
Stunden würde er sich erneut mit seinem Freund Giovanni Carlucci treffen, um weitere Einzelheiten zu ihrem Projekt zu diskutieren.
Es hatte sich herumgesprochen, dass die Behandlung des Arztes in erster Linie dahin ging, die Medikamentenabhängigkeit unter den neuen Patienten, die zu ihm kamen, zu beseitigen. Aus diesem Grund wollten viele ältere Menschen von ihm behandelt werden. Zufrieden über den Vormittag und über die erreichten Linderungen und Heilungen, steckte er den Praxisschlüssel in seine Tasche und überlegte, dass das Alter doch die schönste Zeit sei, die ein Mensch auf Erden verbringen sollte. Die lebenslangen Erfahrungen und Weisheiten sollten eine Bereicherung für die jüngere Generation sein. Wer kann besser als ein Mensch, der viele Erfahrungen gemacht hat, gute Ratschläge geben? Wo war der weise Mann mit langem, weißem Bart geblieben, sich auf einer Bank am Straßenrand sonnend, umkreist von vielen jungen Menschen, darunter auch Kindern, deren Fragen er beantwortete und die seinen Erzählungen und Ratschlägen aufmerksam lauschten? fragte sich Gilberto melancholisch. Den gibt es leider nicht mehr; irgendwann sind alle mit ihren Krankheiten und Gebrechen beschäftigt und sind durch das System zu einer Last der Gesellschaft geworden, obwohl sie eigentlich die Gesellschaft durch ihre Seelenstärke tragen sollten. Er seufzte und spielte mit den Schlüsseln in seiner Tasche. Und dann fiel ihm sein Freund und Lehrer Don Joseppe ein. Er war so ein Mensch!
Als Carlucci eintraf, kam er nach einer kurzen Begrüßung gleich zur Sache:
„Um die Präsenz und die Beliebtheit des wahren Propheten nach der vermeintlichen Kreuzigung Jesus zu verschleiern, betritt Jakobus der Gerechte‘, der vermeintliche Bruder Jesu, plötzlich, wie aus dem Nichts, die Bühne. Eine sehr verwirrende Situation, denn nach den Evangelien wollten ja die Geschwister Jesus nichts von ihm wissen“, erklärte Carlucci.
„Wir haben es hier mit einer raffinierten Irreführung zu tun, denn in Wirklichkeit heißt es:
„…dass Gott seinem Propheten, der seine ursprüngliche Reinheit neuerlangt und den Christus empfangen hat (die Taufe mit dem Heiligen Geist) mit dem Amt betraut hat, die Menschen über das göttliche Gesetz zu belehren. Da der Leser über den Verfälscher in einen personifizierten Christus (Jesus) eingeweiht ist, steht für ihn die Bezeichnung „der Herr“ für „Jesus“ und nicht für „Gott“, wie es tatsächlich der Fall ist.
Eusebios nennt Jakobus „der Bruder Chriti“, der der Erste war, der das Epistolat Jerusalems vom unserem Heiland selbst empfing, der Erste war, dem der Herr seinen Thron auf Erde anvertraute.39
Der Erste war, dem der Herr Seinen Thron auf Erden anvertraute40
Jakobus, er, wie die Heilige Schrift zeigt, allgemein der Bruder Christi genannt wurde, war der Erste, der das Episkopat Jerusamens [und zwar] von unserem Heiland selbst empfing.41
„Im folgenden Spruch geht es um die ‚Kirche des Herrn‘, die eigentlich sowohl den Tempel Gottes als auch die Täufer-Bruderschaft darstellt, die aufs Fruchtbarste gedieh.
Der Beiname ‚der Gerechte‘ war sicherlich niemand anderes als der wahre Prophet selbst, der noch lebte und dessen Existenz auf dem Papier vom Verschwörer vertuscht wurde: Johannes der Täufer oder der Essener Täufer?
In dem folgenden Fall ist die Verschmelzung zwischen den zwei Begriffen „Herr“ einmal auf „Jesus“ und einmal auf „Gott“ zu erkennen.
Die Kirche des Herrn, die in Jerusalem gestiftet worden war, gedieh aufs fruchtbarste und wuchs, das sie von den höchst Gerechten Weisungen des Jakobus regiert wurde, den der Herr zu deren Bischof geweiht hatte.42
Der Verfälscher hatte die Angaben, die auf den Propheten (Essener-Täufer) zutreffen, auf „Jakobus den Gerechten“ übertragen, dem er die gleichen Eigenschaften des wahren Propheten zusprach: Er hatte die gleiche Mutter, den gleichen Vater, er aß kein Fleisch, er trank keinen Alkohol, war heilig vom Leibe seiner Mutter, er war jungfräulich, er war der Einzige, der das Allerheilige betreten durfte (metaphorisch), sogar in seiner Tugend war er dem Propheten gleich, um die Gegenwart vom wahren Propheten, der aber auf dem Papier von den Juden gekreuzigt wurde, aber tatsächlich noch existierte, zu verschleiern und zu unterschlagen.
Hegesippus:
Er war heilig vom seiner Mutter Leibe an, er trank keinen Wein noch starkes Getränk, noch aß er Fleisch.“43
Epiphanos fügt noch hinzu:
Er starb jungfräulich im Alter vom sechsundneuzig Jahren.
Eigenschaften, die wir aus anderen Stellen bezogen auf Johannes (den Evangelisten) kennen, der als einziger Apostel mit 101 Jahren eines natürlichen Todes gestorben sein soll.
Eusebios:
Einzig er besaß das Vorrecht, das Allerheiligeste zu betreten[…] und ging allein in den Tempel und betete für das Volk, und zwar mit solcher Insbrunst, daß seine Knie, wie es heißt, so schwielig wie die Knie eines Kamels gworden waren.44
Der Geistliche rekapitulierte:
„Diese Stelle ist entmystifiziert worden, denn das „Allerheiligste betreten“ ist nichts anderes als die Taufe mit dem Heiligen Geist oder die Feuertaufe, die Auferstehung in dem Körper, die absolute meditative Versenkung. Um ja sicher zu gehen, dass der Leser die falsche Botschaft auch richtig verstehen würde, ergänzte der Bösewicht den Text mit der Aussage „so schwielig wie die Knie eines Kamels“, eine Bemerkung, die, wie wir bereits festgestellt haben, eher auf die schwieligen Hände des Propheten, der im Garten der Bruderschaft arbeitete, zutreffen würde.
Das inbrünstige „Beten für sein Volk“ gibt zu verstehen und impliziert, dass das [böse] jüdische Volk die Gebete des Propheten am nötigsten hatte.
Anschaulich ist die hohe Stellung, die der wahre Prophet beim jüdischen Volk und der Obrigkeit genoss, die in den authentischen Evangelien immer deutlich zu erkennen war. Der Verfälscher musste sich etwas einfallen lassen, um diese Gegebenheit zu erklären, und baute seine Strategie wie in vielen anderen Fällen auf Verwechslung auf und übertrug, wie bereits besprochen, das hohe Ansehen des wahren Propheten bei den Juden nach dem vermeintlichen Tod des „Jesus“ auf die Ersatzperson, auf „Jakobus den Gerechten“, um den wahren Stellenwert des Propheten bei den Juden zu verschleiern, die unmöglich dem Prophet gegenüber wohlwollend gesonnen sein durften, denn nach dem Komplott mussten sie Schuld an dem getürkten Tod des vermeintlichen Jesus haben, denn dieser Umstand ist ja die Basis der Religion der Gnade.
Nach dem Motto „so viel Informationen wie möglich auf wenig Platz unterbringen“ verfasste der Verschwörer den folgenden Text, der angeblich ein Hegesippus-Zitat aus Eusebios sein soll, das wir in ähnlicher Weise aus dem Barnabas Evangelium bereits kennen und die Quelle deutlich macht, aus der der Verschwörer geschöpft hat, um die Schriften der „Kirchenväter“ zu verfassen. Der Verfälscher spricht immer die gleiche Sprache: Erneut stellt er (Eusebios) nicht nur die Juden als die Scheusale dar, die den Christus verleugnen, sondern sie sollen auch noch einen gerechten Mann (Jakobus den Gerechten), der keiner Fliege etwas zu Leide getan hat, von der Zinne des Tempels hinabgestoßen haben, weil er sich weigerte, den Christus zu verleugnen, eine Formulierung, die sich im Bereich der zynischen versteckten Botschaft des Verschwörers bewegt und mehr nach einer Wunschvorstellung desselben aussieht.
Hegesippus-Zitat lautet bei Eusebios:
Es entstanden Unruhen unter den Juden und Schriftgelehrten und Pharisäern, die meinten, das ganze Volk laufe Gefahr, auf Jesus als den Christus zu warten. Also versammelten sie sich und sprachen zu Jakobus:
„Wir flehen dich an, dass Volk zu zügeln, das um Jesu willen vom Weg abirrt, als sei er der Christus. Wir flehen dich an, überzeuge alle, die sich zum Passachfest her einfinden, von der Wahrheit über Jesus, denn alle gehorchen dir. Denn wir und das ganze Volk bezeugen, daß du der Gerechte bist und die Person nicht ansiehst. Überzeuge daher das Volk und wir vertrauen [oder Gehorschen] dir, Stelle dich daher auf einen Flügel [oder „die Zinne“] des Tempels, auf daß du gut sichtbar seist und deine Worte für alle Mensch klar zu vernehmen.“45
Wir flehen dich an, zügle das Volk, denn es wird hinsichtlich Jesus irregeführt, als sei er der Christu.“46
Wir flehen dich an, überzeuge all die Menschen, die um Jesu willen zum Pessachfest kommen, denn wir setzen all unser Vertrauen in dich. Denn wir und das ganze Volk bestätigen dir, daß du der Gerechte bist und das Ansehen der Menschen nicht achtest. Überzeuge daher das Volk, daß es sich nicht bezüglich Jesus irreführen lasse, denn wir und das ganze Volk schulden dir Gehorsam.47
Und hier der Text aus Eusebius von Cäsarea:
Da Paulus an den Kaiser appelliert hatte und von Festus nach Rom geschickt worden war, sahen sich die Juden um das Ziel, das sie durch ihr Vorgehen gegen Paulus zu erreichen hofften, betrogen. Sie wandten sich [S. 92] daher gegen Jakobus, den Bruder des Herrn, welchem von den Aposteln der bischöfliche Stuhl in Jerusalem zugewiesen worden war. Sie gingen also gegen ihn vor. Sie zitierten ihn und verlangten von ihm, daß er vor dem ganzen Volke den Glauben an Christus abschwöre […] Sie stiegen nun hinauf und warfen den Gerechten hinunter. Und sie schrien zueinander: ‚Lasset uns Jakobus, den Gerechten, steinigen!’ Und sie begannen, ihn zu steinigen; denn trotzdem er hinabgestürzt worden war, war er noch nicht tot. Vielmehr richtete er sich auf und betete auf den Knien: ‚Ich bitte dich, Herr, Gott und Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!‘48
Folgend der Text aus dem Barnabas-Evangelium:
Der Hohepriester wollte sich vor Jesus niederwerfen und ihn anbeten. Jesus rief: „Hüte dich vor dem, was du tust, o Priester des lebendigen Gottes. Sündige nicht gegen unseren Gott. “ Der Priester antwortete:
„Judäa ist nun über deine Zeichen und deine Lehre sehr bewegt, dass sie ausrufen, du seist Gott; deshalb sind wir unter dem Druck der Masse hierhergekommen. Ich kam mit dem römischen Statthalter und mit dem König Herodes. Wir bitten dich vom Herzen, dass du darin einwilligst, den Konflikt, der um deinetwillen entstanden ist, zu beruhigen, denn ein Teil sagt, du seist Gott und der andere Teil ist der Meinung, dass du Gottes Sohn bist und ein weiterer Teil sagt, dass du ein Prophet bist. „[…]Jesus antwortete:
„Ich bekenne vor dem Himmel und rufe alles was auf Erden weilt zum Zeuge an, dass ich ein Mann bin, geboren von einer sterblichen Frau, dem Urteil Gottes unterworfen; der die Härte des Essens und
des Schlafens, der Kälte und der Hitze wie auch andere Menschen ertragen muss.“ 49
Die Stelle aus Barnabas-Evangelium, in der der heilige Mann von dem wahren Diebstahl an Gott predigt, lautet:
„Deshalb sage ich euch: Es lebe Gott, in dessen Gegenwart meine Seele steht, wenn ihr sagt: ‚Morgen werde ich dies tun, morgen werde ich dies sagen, ich werde dorhin gehen und nicht gleichzeitig betont: „ Wenn Gott will‘, dann seid ihr Diebe. Und ihr seid noch größere Diebe, wenn ihr den besseren Teil eurer Zeit zu eurem Vergnügen verbringt und nicht in Diensten Gottes. Wahrhaftige Diebe seid ihr, wenn ihr den schlechten Teil euer Zeit im Dienste Gottes verbringt. “50
Darin erkennen wir den ersten Brief Jakobus, der die gleiche Predigt hält:
Wohlan denn, die ihr saget: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und daselbst ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen; (die ihr nicht wisset, was der morgende Tag bringen wird; [denn] was ist euer Leben? Ein Dampf ist es {O. nach and. Les.: seid ihr} ja, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet;) statt daß ihr saget: Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun. (Jak 4,13–15)
Wobei der Text ganz und gar nach den Motiven, die wir bereits kennen, verändert wurde: keine Reichtümer zu sammeln.
39 Hegesippus.
40 Epiphanios.
41 Eusebios.
42 Hegesippus.
43 Ebenda.
44 Eusebios.
45 Hegesippus-Zitat lautet bei Eusebios.
46 Eusebios/Hegesippus, S. 530.
47 Hegesippus, S. 532.
48 Eusebius von Cäsarea (f um 340) – Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica) Zweites Buch, 23. Kap. Der Martertod Jakobus’, des sog. Bruders des Herrn.
49 Évangile de Barnabé, Kap. 93, eigene Übersetzung.
50 Évangile de Barnabé, Kap. 153, eigene Übersetzung.