Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 2 - Johanne T. G. Joan - Страница 15
Оглавление8. Kapitel
Gilberto notierte sich die Erfahrungen, die seine Probanden unmittelbar nach dem Fasten und in der Zeit danach gemacht hatten:
„Eine junge Probandin, die im Anschluss an eine Fastenkur schwanger wurde, hatte sich entschieden, sich auch während der Schwangerschaft fleischlos und von roher Nahrung, Rohmilch, Käse, Nüssen, Samen, Vollkornprodukten und Honig zu ernähren.
Als das Kind geboren wurde, berichtete sie, sah das kleine Mädchen nicht wie die anderen Säuglinge aus, die lethargisch und pummelig in ihren Wiegen lagen. Sie sah aus wie eine schlanke Puppe, die man auf dem Rummel gewinnen kann oder wie der kleine Jesus auf Bildern von Ikonen. Das kleine Mädchen hatte kein Gramm Fett an sich und war viel lebendiger als die anderen Babys, die gerade geboren worden waren. Ihre Augen waren weit offen und sie war richtig munter. Auffällig war der kleine Kopf ihrer Tochter, der in Proportion zum Körper stand und für eine schmerzfreie Geburt gesorgt hatte. Sie berichtete weiter, dass sie es sehr merkwürdig fand, dass der Kopfumfang des Jungen, den die Nachbarin zwei Monate davor entbunden hatte, zwar nach dessen Geburt wesentlich größer war als der Kopf ihrer Tochter, zwei Monate später aber hätte der Kopf ihrer Tochter einen wesentlich größeren Umfang aufgewiesen als der des kleinen Jungen.
Die Eintragungen des Kopfumfangs ihrer Tochter im Heft formten eine steile Kurve nach oben, die sich nach mehreren Monaten normalisierte und abflachte. Vor allem die geistige und körperliche Entwicklung der Tochter meiner Patientin war ihrem Alter weit voraus.
Gilberto war erstaunt und reimte sich zusammen:
„Ich habe noch keine Erfahrung auf diesem Gebiet, doch es wurde mir klar, dass die Frau nicht erschaffen war, um bei der Geburt ihres Kindes unsägliche Schmerzen ertragen zu müssen. Dass der Kopf des Babys zur Zeit der Geburt nicht so groß sein durfte, dass es den Mutterschoß verletzen könnte. Der Kopf des Säuglings sollte nicht im Mutterleib, sondern außerhalb des Mutterleibes wachsen. Die Natur hatte es anscheinend so eingerichtet, dass der Mensch durch das Einhalten der göttlichen Gebote mit Glück und
Gesundheit ausgezeichnet wird und die Frau mit einer schmerzlosen Geburt belohnt werden würde.“
Gilberto dachte nach. Er erinnerte sich, dass sich die Bibel auch zu dem Thema der schmerzhaften Geburt äußert und uns glauben lassen will, dass der Schmerz der Frau bei der Entbindung eine Art Fluch ist gegen die Frau, weil sich Eva schließlich von der Schlange verführen ließ und den Apfel (die verbotene Frucht!) vor ihrem Mann Adam gegessen hatte. Natürlich hatte sich der Verschwörer diese Angaben nicht aus den Fingern gezogen, denn sie entspräche bis auf den „Adam“-Einschub der Wahrheit, wenn der wahre Sinn der „verbotenen Frucht“ nicht sabotiert worden wäre, nämlich die im Sinne des Essener Propheten, die ungesunde gekochte Nahrung, Alkohol, Rauchen und das Fleisch von Tieren umfasst. Anhand dieses Kapitels von Moses ist ein weiteres Mal klar zu erkennen – so schlussfolgerte Gilberto – , wie tief im Auge des Verschwörers das intellektuelle Niveau seiner Leser herabgesunken sein musste, der sie an der Nase herum führte und von ihnen gar erwartete, die Absurdität der schmerzhaften Geburt als eine Strafe Gottes für den Ungehorsam der Frau hinzunehmen. Ganz der Absicht des Verfälschers entsprechend lässt er sich nicht die Gelegenheit entgehen, die Rangordnung der Frau unter dem Manne aus dem Mund Gottes zu festigen. Wobei der Zweifel auch in diesem Fall bekämpft werden muss; denn wer zweifelt, ist ja nicht gerettet.
Zu dem Weibe sprach er: Ich werde sehr mehren die Mühsal deiner Schwangerschaft, {Eig. ich werde groß machen deine Mühsal und deine Schwangerschaft} mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen. (1Mo 3,16)
Als Gilberto abends in seinem Erfahrungsbuch Notizen eintrug, war er sehr verwundert über die Aussage eines glücklich verheirateten Familienvaters, dessen bisexuelle Neigung, die sich im Laufe der Jahre eingestellt hatte und unter der er in seiner Ehe mächtig litt, nach der Fastenkur so gut wie ganz verschwunden war. Der Arzt wusste nicht, was es mit den Angaben des Patienten auf sich hatte; die Sache schien anscheinend immer komplizierter zu werden. Er schüttelte erstaunt den Kopf und trug vollständigkeitshalber den Patientenbericht ebenfalls in sein Erfahrungsbuch ein.