Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 2 - Johanne T. G. Joan - Страница 16

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9. Kapitel

Die Suche nach weiteren authentischen Schriften entpuppte sich als eine endlose Odyssee. Carlucci entdeckte nach und nach sehr viele Evangelien, die er mit viel Zeitaufwand gründlich studierte, von allen Seiten durchleuchtete, um sie schließlich enttäuscht über den großen Zeitverlust, die ihm diese unechten Schriften eingebracht hatten, wieder zu verwerfen. Doch er war nicht müde in einem Meer von Lügen und Irrtümern die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Bald sollte sich seine Hartnäckigkeit lohnen, denn er entdeckte die Publikation eines amerikanischen Arztes und Priesters, der in der Universität Indianapolis Theologie studierte, ein gewisser Levi Dowling, der um 1900 ein Buch unter den Namen: „The Aquarian Gospel“ veröffentlicht hatte.

Plötzlich bekam für den Forscher Carlucci das anfänglich unbrauchbare Werk von Spencer Lewis, der „Das mystische Leben Jesu“ veröffentlicht hatte und dessen Quellen, aus der seine Angabe stammten, nämlich die „Rosenkreuzer-Urkunden“, die „Essener-Urkunden“ und solche von der „Großen Weißen Bruderschaft“, einen sehr hohen Wert für seine weitere Forschung zu bekommen. Denn die wenigen Zitate aus dem Buch von H. Spencer Lewis deckten sich praktisch haargenau mit denen von L. Dowling. Leider machte Spencer Lewis keine genauen Angaben über den genauen Fundort der Schriften, der Manuskripte, die er benützte, doch sicher war, dass sie sich irgendwo in Amerika befanden.

Die ganze Sache aber hatte einen Haken, denn L. Downling behauptete mediale Fähigkeiten zu besitzen und die Aufzeichnungen, die zu der Herausgabe des Buches „The Aquarian Gospel“ führten, in einem Zeitraum von vierzig Jahren auf mentalem Wege empfangen zu haben.

Wegen der Übereinstimmung mit den Aufzeichnungen von Spencer Lewis zweifelte Carlucci sehr an den medialen Fähigkeiten L. Downlings, denn die Abfassung von Spencer Lewis bewies letztendlich, dass diese Manuskripte bereits existierten und irgendwo in Amerika an einem Ort untergebracht waren, zu dem L. Downling offensichtlich ebenfalls Zugang hatte. Es existierten außerdem noch andere Parallelschriften, die ebenfalls darauf hinwiesen, dass die

Texte in dem „Aquarian Gospel“ nicht einzigartig waren und folglich erst recht nicht auf medialem Weg empfangen worden waren. Im Evangelium des Vollkommenen Lebens, das 1880 entdeckt wurde, hält Jesus eine Predigt über die Wahrheit, die eine Fortsetzung der Version ist, die Carlucci nun im Werk L. Downling vor sich sah. Carlucci las aufmerksam:

Was ist Wahrheit? Aus dem Evangelium des Vollkommenen Lebens:

Und wiederum waren die Zwölf versammelt im Schatten der Palmen, und einer von ihnen, Thomas, sprach zu den andern:

„ Was ist Wahrheit? Denn dieselben Dinge erscheinen den verschiedenen Gemütern und sogar dem gleichen Gemüte zu verschiedenen Zeiten verschieden. Was ist also Wahrheit?“

Und wie sie so sprachen, erschien Jesus mitten unter ihnen und sprach: „Die eine und die ewige Wahrheit ist in Gott allein, denn niemand weiß, was Gott allein weiß. Denn das All ist im All. Den Menschen kann die Wahrheit enthüllt werden nach ihrer Fähigkeit, zu verstehen und zu erfassen. Die eine Wahrheit hat viele Seiten, und einer sieht nur eine Seite, der andere eine andere, und etliche sehen mehr denn eine, so wie es ihnen gegeben ist. Sehet diesen Kristall: So wie das eine Licht offenbar ist in zwölf Flächen, ja, in viermal zwölf, und jede Fläche einen Strahl von dem Lichte zurückwirft und man eine Fläche und ein anderer eine andere anschaut, so ist es doch der eine Kristall und das eine Licht, das in allem scheinet.

Und siehe, wenn einer auf einen Berg steigt und er einen Gipfel erreicht hat, so spricht er: Dieses ist die Spitze des Berges, lasst sie uns ersteigen, und wenn sie diese Höhe erreicht haben, siehe, sie sehen eine andere darüber hinaus, bis sie zu der Höhe kommen, von der keine andere mehr zu sehen ist, wenn sie diese erreichen können.

Also ist es auch mit der Wahrheit. Ich bringe die Wahrheit, den Weg und das Leben, und ich habe euch die Wahrheit gegeben, die ich von oben empfangen habe. Und was gesehen und empfangen wird von dem einen, wird nicht gesehen und empfangen werden von dem andern. Was wahr erscheint etlichen, erscheinet nicht

wahr den andern. Die im Tal unten sind, sehen nicht das, was die sehen, so sie auf dem Berge stehen.“65

In dieser Version der Wahrheit, die Carlucci im Evangelium des Vollkommen Lebens nachlas, begegnete er einer Äußerung Jesus, die er bereits aus dem Neuen Testament kannte und die auch dort offensichtlich von dem Verfälscher zweckdienlich verändert worden war, um Jesus aus dem Neuen Testament nicht als den Wahrheitsbringer erscheinen zu lassen, sondern ausschließlich als den Sohn Gottes, der selbst die Wahrheit und der Weg ist. Der Wahrheitsbringer ist und war Paulus, darüber lässt der Verschwörer nichts kommen, dachte Carlucci:

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich. (Joh 14,6)

Carlucci las parallel auch die Version im Aquarian Gospel:

Unter den Priestern des Tempels Jagannath gab es einen, der den jüdischen Jungen besonders liebte, Lamaas Bramas war sein Name. Eines Tages, als Jesus und Lamaas gemeinsam im Plaza Jagannath spazieren gingen, fragte Lamaas:

„Mein jüdischer Meister, was ist Wahrheit?“ Und Jesus antwortete:

„ Wahrheit ist das einzige, das sich nicht verändert. In der Welt kann man die Dinge in zwei Kategorien unterteilen, in die Dinge, die wahr sind und in die Dinge, die falsch sind.

Wahr sind die Dinge, die sind; Irrtum sind die Dinge, die zu sein scheinen. Die Wahrheit ist alles, ist ohne Ursache entstanden, dennoch ist die Wahrheit die Ursache aller Dinge.

Irrtum ist nichts und dennoch ist es das Erscheinungsbild aller Dinge.

Alle Dinge, die entstanden sind, werden vergehen; was beginnt wird enden.

Alle Dinge, die das Erdenauge sehen kann, sind das Erscheinungsbild des Nichts, sind nichts und müssen deshalb vergehen.

Die Dinge, die wir sehen, sind nur Spiegelbilder, die wir sehen können, weil sie sich im Bereich der für den Menschen sichtbaren Schwingungen bewegen, ändern sich die Schwingungen, sind sie nicht mehr sichtbar.

Der Heilige Odem {Syn. der Heilige Geist; Christus, etc.} ist die Wahrheit, denn er war, und ist, und wird immer sein, er kann sich nicht ändern und wird niemals vergehen.“ Lamaas sagte:

„Sag mir, was ist der Mensch?“ Und Jesus antwortete:

„Im Menschen ist die Wahrheit und der Irrtum in einer seltsamen Weise sehr eng vermischt. Der Mensch ist der fleischgewordene Odem Gottes; der Irrtum und die Wahrheit sind in ihm fest miteinander verbunden, die miteinander im Wettstreit stehen; weicht der Irrtum, dann wird der Mensch zur Wahrheit.“

Und wiederum fragte Lamaas:

„ Was kannst du über die Macht sagen?“ Und Jesus antwortete:

„Die Macht ist ein Spiegelbild der Kraft, sie ist nichts, sie ist Illusion und nichts weiter. Kraft verändert sich nicht, während die Macht sich mit ihrer Schwingungszahl verändert.

Die Kraft ist der Wille Gottes und allmächtig, die Macht ist die manifeste Form der Kraft, vom Odem beeinflusst.

Es gibt Macht im Wind, in den Meereswellen, im Blitz, im Arm des Mannes und es gibt Macht im Auge des Menschen.

Im Äther ist die Kraft enthalten und die Gedanken Gottes, der Engel, der Menschen und die von anderen denkenden Wesenheiten lenken diese Kraft; wenn das Werk vollendet ist, entschwindet die Macht.“

Erneut fragte Lamaas:

„Sag mir, was kannst du über die Verständigung sagen?“

Und Jesus antwortete:

„Sie ist der Felsen, auf dem der Mensch sich entwickelt; es ist die Geheimlehre von allem und nichts; die Allgegenwart und das Nichts, die Wahrheit und der Irrtum. Sie ist die Erkenntnis des Menschen niederer Natur, das Einfühlungsvermögen in die Kräfte, die im Menschen wirken.“ Erneutfragte Lamaas:

„Die Weisheit, was kannst du darüber sagen?“ Und Jesus antwortete:

„Das ist die Gewissheit der Gottessohnschaft des Menschen, dass Gott und der Mensch eins sind. Das ist das Bewusstsein, dass Nichts nichts ist, dass Macht nur eine Illusion ist, dass Himmel, Erde und Hölle, weder oben, ringsherum, noch unten, sondern innerhalb des Menschen ist. Im Licht der Allgegenwart zerschmelzen sie ins Nichts und Gott ist alles.“ Und Lamaas fragte weiter:

„Ich bitte dich, sag mir was Glaube ist?“ Und Jesus sagte:

„Glaube ist die persönliche Gewissheit der Allmacht Gottes und des Menschen, ist die sichere Gewissheit, dass der Mensch diese Göttlichkeit (das Ewige Leben) erreichen kann. Erlösung ist die Leiter, die vom Menschenherz zum Gottesherz führt. Drei Stufen hat diese Leiter:

Die erste Stufe ist die Meinung, die man für Wahrheit hält.

Die zweite Stufe ist der Glaube, denn der Mensch weiß, was Wahrheit ist. Die Vollendung ist die letzte Stufe, in der der Mensch selbst zur Wahrheit geworden ist.

Die Meinung geht in Glauben über, der sich in der Vollendung auflöst. Der Mensch ist gerettet, wenn er das Ewige Leben erreicht hat; wenn Gott und der Mensch eins geworden sind. “66

Carlucci überlegte:

„Abgesehen davon, dass das Neue Testament uns mit der Frage Pilatus „Was ist Wahrheit?“ kommentarlos abfertigt,.

Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm. (Joh 18,38)

…ist die Quelle, aus der der Verfälscher geschöpft hat, um das Tischszenario aus dem Neuen Testament mit der Ankündigung seines Todes durch Verrat zu konstruieren, kaum zu übersehen:

Als Jesus dies gesagt hatte, ward er im Geiste erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern.

Da blickten die Jünger einander an, zweifelnd, von wem er rede. Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tische in dem Schoße Jesu. Diesem nun winkt Simon Petrus, damit er forschen möchte, wer es wohl wäre, von welchem er rede. Jener aber, sich an die Brust Jesu lehnend, spricht zu ihm: Herr, wer ist es? (Joh 13,21–25)

Ebenso verhält es sich mit den folgenden Angaben über den Christus, (Synonym für Christus: eiliger Odem; Heiliger Geist; Sohn Gottes; der Gesandten Gottes; der Messias), den Johannes der Täufer aus dem Neuen Testament macht. Der Christus, der war, ist und immer sein wird, für den Gott alles erschaffen hat und mit Feuer taufen wird (=Geburt Christi im Menschen), dem der Verschwörer „Sandalen angezogen“ hat, um seine Personifizierung ganz raffiniert zu verdeutlichen.

Und er predigte und sagte: Es kommt nach mir, der stärker ist als ich, dessen ich nicht würdig {Eig. genugsam, tüchtig} bin, ihm gebückt den Riemen seiner Sandalen zu lösen. Ich zwar habe euch mit {W. in} Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geiste taufen. (Mk 1,7–8)

Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir Kommende ist mir vor, {W. vor geworden} denn er war vor mir {O. eher als ich})

(Joh 1,15)

Außerdem entdeckte Carlucci dank des Buches von Spencer Lewis Stellen aus dem Buch „Das mystische Leben Jesu“, die den Aufzeichnungen L. Dowling praktisch exakt entsprachen. Zum Beispiel der Brief Jesu an seine Mutter wegen des Heimgangs seines Vaters. Verwirrend ist bei diesem Brief der Name „Johannes“, der am Ende des Briefes aus dem „Aquarian Gospel“ zu lesen ist und ein enger Freund der Familie oder gar ein Bruder Jesu zu sein scheint. L. Downling ersetzte den Namen „Johannes“ mit „Brüder“.

Der Autor desselben Briefes in Spencer Lewis heißt „Josef‘, der Name von Jesus Vater, der Autor des Briefes bei L. Downling heißt

„Jesus“, sodass man davon ausgehen kann, dass auch in diesem Fall L. Downling nachgeholfen hat.

Unverkennbar sind die authentischen Elemente aus diesem Schriftstück, die Carlucci aus dem Neuen Testament immer demselben Motiv vom Verfälscher verfolgend in einem ganz anderen Zusammenhang kannte, so wie:

• Und wenn du dein Leben verlierst… → Verherrlichung des Martyriums

• Eine kleine Weile noch und … → Jesus kündigt seinen bevorstehenden Tod an.

• Ich bin mit dir alle Zeit…→ Jesus versichert seinen Beistand nach seiner Kreuzigung.(Apostelgeschichte)

Ein weiteres Beispiel für die unterschiedliche Quellenangabe fiel Carlucci plötzlich auf. Er markierte folgenden Brief, der nach Spencer Lewis aus den Essener-Urkunden stammt, nach L. Dowlings Angaben aber ihm auf medialer Ebene offenbart worden sei.

Jesusbrief aus dem „Aquarian Gospel“

Als Jesus eines Tages in Benares predigte, näherte sich eine Karawane, die aus dem Westen zurückkehrte. Ein Mann trat an Jesus heran und sagte:

„Ich komme aus deiner Heimat und bringe schlechte Nachricht. Dein Vater weilt nicht mehr unter uns und deine Mutter beweint ihn sehr und niemand kann sie trösten. Sie sehnt sich sehr danach, dich wieder zu sehen, nicht wissend, ob du überhaupt noch am Leben bist.

Jesus neigte sein Haupt in stiller Andacht und schrieb diesen Brief: „Meine Mutter, edelstes Geschlecht aller Frauen; aus der Heimat überbrachte man mir die Kunde von Vaters Heimgang und von deinem großen Kummer.

Meine Mutter, alles ist gut; es ist gut für Vater und es ist gut für dich. Sein Werk auf dieser Erde hat er auf edelste Art vollendet. In allen Bereichen seines Lebens konnte niemand ihm je Falschheit, Unehrlichkeit oder schlechte Absichten vorwerfen. Er löste viele schwere

Aufgabe und nun ist er von uns gegangen, gut vorbereitet die Aufgaben in der Seelen welt, die sich ihm stellen werden, zu lösen. Unser Himmlischer Vater ist mit ihm dort, so wie er auch hier mit ihm war. Seine Engel werden seine Schritte leiten, damit er nicht vom Weg abkommt. Warum weinen? Tränen können keine Trauer besiegen. Trauer birgt nicht die Kraft, ein leidvolles Herz zu heilen. Der Gefährte der Trauer ist die Untätigkeit. Eine Seele, die ihre Aufgabe kennt, kann niemals trauern, denn dazu hat sie keine Zeit. Droht dennoch die Schwermut dich zu erdrücken, dann wende dich von dir selbst ab; tauch tief in den Dienst der Liebe ein, dort gibt es keine Trauer. Deine Aufgabe nun ist die Nächstenliebe, denn Liebe ist es, die die Menschheit an nötigsten braucht.

Überlass Vergangenes der Vergangenheit. Erhebe dich über das Sterbliche hinaus und stelle dein Leben in die Dienste der Lebenden. Und wenn du dein Leben verlierst, wirst du es sicher in der Morgenröte, im Abendtau, im Gesang der Vögel, in den Blumen und in den Sternen der Nacht wiederfinden.

Eine kleine Weile noch und deine Probleme in diesem Leben werden sich lösen und wenn deine Arbeit getan ist, wird es für dich ein ungetrübtes Vergnügen sein in weit größeren Gefilden, um gewichtigere Aufgaben in der Seelen welt anzugehen.

Bemühe dich zufrieden zu sein und eines Tage werde ich zurückkehren und dir größere Schätze, die wertvoller sind als Gold und Edelsteine, überreichen. Ich bin sicher, dass Johannes auf dich Acht geben wird und für alle deine Bedürfnisse aufkommen wird. Ich bin mit dir alle Zeit. Joshua“

Aus der Hand eines Händlers, der sich auf dem Weg nach Jerusalem befand, nahm der Brief seinen Weg.67

Zum Vergleich desselben Jesusbriefs an seine Mutter aus dem Buch: „Das Mystische Leben Jesu“ von Spencer Lewis:

Brief von Jesus-Josef an seiner Mutter

„Liebe Mutter, sei nicht betrübt, denn alles ist gut für Vater und auch für Dich. Er hat sein Werk auf Erden erfüllt und immer edel gehandelt. Niemand kann ihn in irgendeiner Unternehmung seines Lebens der Falschheit, Unehrenhaftigkeit oder ungerechten Absicht bezichtigen. In seiner Lebenszeit hat er viele bedeutende Aufgaben erfüllt und ist wahrhaft vorbereitet aus unserer Mitte gegangen, um seine in der Zukunft wartenden Aufgaben zu lösen. Unser Gott, der Vater unser aller, ist jetzt mit ihm, wie er mit ihm zuvor gewesen war. Und gerade jetzt bewahren himmlische Heerscharen seine Schritte und beschützen ihn auf seinem Wege. Warum solltest Du deshalb leiden und weinen? Tränen werden Deinen Kummer nicht besiegen, und Deine Sorge kann durch Erregungen des Herzens und der Seele nicht überwunden werden. Versenke Dich oft in stiller Betrachtung und verbinde Dich mit ihm, der gegangen ist. Wenn du nicht untätig bist, wird für Kummer kein Raum sein. Wenn Kummer Dein Herz füllt und Angst Schmerz hervorruft, erhebe Dich in höheren Sphären und ergebe Dich dem Dienste der Liebe. Dein Dienst ist stets der Liebe gewesen und in der Bruderschaft kannst Du viel Gelegenheit finden, den Ruf der Welt nach mehr Liebe zu erwidern. Deshalb lass das Vergangene ruhn. Sei über die irdischen Sorgen erhaben und widme Dein Leben denen, die noch auf Erden leben. Wenn Dein Leben vorüber ist, wirst Du es wiederfinden in der Sonne des Morgens oder in der Dämmerung des Abends, in dem Gesange der Vögel, dem Wohlgeruche der Blumen und in dem geheimnisvollen Licht der Sterne der Nacht. Denn es wird nicht lange währen, bis auch Deine Aufgabe und Mühe hernieder beendet sein werden. Und wenn alles gezählt und geordnet ist, wirst Du für einen höheren Bereich des Strebens bereit sein und vorbereitet, die höheren Aufgaben der Seele zu lösen. Versuche deshalb zufrieden zu sein, bis ich in Kürze zu Dir komme und reichere Gaben Dir bringe, als Du jemals gesehen, bedeutendere, als jene von Gold und kostbaren Steinen. Ich bin überzeugt, dass meine Brüder für Dich sorgen werden und dich mit dem Nötigen versehen. Ich werde immer in Gedanken und im Geiste bei Dir sein.

Dein Sohn Josef.“68

Carlucci stellte zudem fest, dass die Beschreibungen der Prüfungen, die der Prophet in Ägypten durchmachte, sich mit den Aufzeichnungen L. Dowlings deckten. Ein Kuriosum, das den Verdacht, dass sowohl L. Dowling als auch H. Spencer Lewis aus der gleichen oder aus einer ähnlichen Quelle schöpften, immer mehr erhärtete. Aufgrund dieser Parallelen argwöhnte Carlucci, dass L. Downling die entdeckten Dokumente nach massiven Korrekturen, die wie die seiner anderen Kollegen von Evangelium-Entdeckern, hauptsächlich den Zweck hatten, das „Aquarian Gospel“ mit den Schriften aus dem Neuen Testament in Einklang zu bringen, als das Ergebnis einer vierzig Jahre langen medialen Tätigkeit ausgegeben hatte.

Nach intensiver Analyse entlarvte sich das „Aquarian Gospel“ als eine Konstruktion aus den „Rosenkreuzer-Urkunden“ und denen der „Großen Weißen Bruderschaft“, aus dem Evangelium „Das Evangelium des Vollkommenen Lebens“, aus kanonisierten Evangelien, bestückt mit eigenen Beiträgen, Interpretationen und Auslegungen des Herausgebers.

Merkwürdig war, dass der Forscher Carlucci das geheuchelte Wohlwollen der Priester aus den Schriften L. Dowlings, die Jesus bei seinen Prüfungen in Ägypten zur Flucht verhelfen wollten, deformiert im Barnabas-Evangelium auf einen mitfühlenden Pilatus wiederfand, der den vermeintlichen Jesus vor seiner Kreuzigung ebenso zur Flucht verhelfen wollte, um ihn vor den Juden zu retten. Eine Besonderheit, die Carlucci ein weiteres Mal bestätigte, dass die meisten entdeckten Evangelien neben Korrekturen aller Art, die je nach Absicht des Finders stattgefunden hatten, ein aus authentischen Manuskripten kunterbuntes zusammengewürfeltes, gemischtes, mit eigenen Beiträgen verunstaltetes und mit Angaben aus dem Neuen Testament ergänztes Konstrukt darstellten.

Der Grund dafür, dass der Begriff „Christus“, den Carlucci vermisste, in einigen authentischen Schriften nicht vorkam, würde sich ebenfalls klären. Doch in diesem Fall dauerte es wiederum Jahre, bis es ihm auch aus diesem Evangelium gelang, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Carlucci versuchte weiter Zusammenhänge herzustellen und der Entstehungsgeschichte der Schriften auf den Grund zu gehen. Zunächst musste er herausfinden, in welchem Verhältnis die Schriften von L. Dowling und H. Spencer Lewis zu einander standen. Im Gegensatz zu H. Spencer Lewis hatte L. Dowling vermutlich den ganzen Schriftnachlass, den er vorgefunden hatte, nach eigenen Korrekturen veröffentlicht, denn seine Veröffentlichung ist bei weitem umfangreicher als das Werk von H. Spencer Lewis.

Die Vermutung, dass L. Dowling ein unverfälschtes Originaldokument aus demselben Ort wie auch H. Spencer Lewis entnommen hatte, wurde immer wahrscheinlicher, je mehr Carlucci sich mit dem Manuskript beschäftigte. Obwohl das Evangelium von L. Dowling viele Parallelen mit den kanonisierten Evangelien aufwies, entsprach der Heiland aus seinem Fund nicht dem, den uns die Kirche lehrte, sondern einem Jesus, der ebenfalls die Vollkommenheit einschärfte und der sehr große Ähnlichkeit mit dem Essener-Täufer aufwies. Vor allem zeigten aber alle Sinn-Abweichungen aus den Originaltexten des „Aquarian Gospels“ gegenüber den Schriften aus dem Neuen Testament ausnahmslos die Handschrift des Verschwörers, der ein einziges Ziel anstrebte: Die Zerstörung des Bewusstseins einer Welt-Bruderschaft in der Art, wie der Essener Täufer sie lehrte. Noch eine Eigentümlichkeit, die den Verdacht ein weiteres Mal festigte, dass L. Dowling wie auch Spencer Lewis aus einer „irdischen“ Quelle geschöpft hatte.

Sicherlich waren die Abweichungen zu den Evangelien des Neuen Testaments für L. Dowling, der ein Christ war und den Essener Täufer nicht kannte, ein Dorn im Auge. Carlucci war sich mittlerweile sicher, dass L. Dowling nicht in einem Zeitraum von vierzig Jahren das Evangelium auf medialem Weg empfangen hatte, sondern vierzig Jahre benötigt hatte, um das wahre Evangelium mit den Evangelien aus dem Kanon kompatibel zu gestalten, mit anderen Worten, um es zu sabotieren. L. Dowling widerfuhren die gleichen Fehler, wie auch dem Autor des Barnabas-Evangeliums, der aus der Unwissenheit über die Hintergründe der römischen Verschwörung in seinem Werk sowohl Originale als auch deren dazugehörige Fälschungen in ein und das gleiche Evangelium zusammenführte.

Im Gegensatz zu H. Spencer Lewis hatte der Kollege L. Dowling offensichtlich die Hintergründe seines Glaubens nicht ganz verstanden. Dass zum Beispiel sein neuer „Jesus“ ein Gelehrter war und kein Analphabet; dem gelehrte Jünger folgten, und der ein Herz für

Tiere hatte; der das Opfern von Tieren verabscheute, der behauptete, dass niemand für die Schuld eines anderen sühnen kann; dass jeder Mensch seine eigene Schuld begleichen muss; ein Jesus, der die Reinkarnation lehrte und nicht zuletzt den Christus als den unsichtbaren Geist Gottes offenbarte, den Jesus selbst lehrte – kurz, dass er im Widerspruch stand zu dem Jesus aus dem Neuen Testament.

Ebenso war die Tatsache, dass der heilige Mann bereits zu seinen Lebzeiten seine Apostel zu den Heiden sandte nicht mit den Evangelien aus dem Neuen Testament in Einklang zu bringen, denn dadurch wäre ersichtlich gewesen, dass die Jesus-Apostel das Evangelium für die Heiden, das erst durch die Darbietung Paulus, der es im Auftrag des Geist des verstorbenen Jesus predigte, ja bereits kannten, eine Tatsache, die den Auftritt von Paulus ganz und gar überflüssig machte und wodurch man mutmaßen könnte, dass der 13. Apostel oder der Apostel schlechthin sich offensichtlich sein Evangelium der Gnade völlig aus den Fingern gesogen hatte.

Ein Jesus, der das Kommen des unsichtbaren Christus lehrte, der im Herzen eines jeden Menschenkindes schlummert, und darauf wartet, erweckt zu werden; ein Jesus, der im Ausland lehrte, stellte die „Heilige Schrift“ auf den Kopf, denn die Evangelisten behaupteten, dass Jesus nur zu den Juden gesandt war und nicht zu den Heiden – dafür war ja Paulus zuständig. Und noch weniger durfte er die Vollkommenheit lehren, denn für die Gnade war er schließlich gekreuzigt worden.

Carlucci vergegenwärtigte sich nochmals, dass der Jesus aus dem Aquarian Gospel den Christus nicht als einen Menschen darstellt, sondern als ein Bewusstsein, als den auferstandenen Geist Gottes im Menschen, nachdem der Sünder sein niederes Selbst überwunden hat.

Wenn aber der Christus kein Mensch war, wer war dann Jesus?

Warum war in den wichtigsten Evangelien der Essener und auch im dem Buch „Das unbekannte Leben Jesu“ überhaupt nicht von Christus die Rede?

„Weil der Name Christus viele Synonyme hat“, beantwortete sich Carlucci die Frage.

„Im Friedensevangelium heißt der Christus „Geist Gottes“; in dem Evangelium „Das unbekannte Leben Jesu“ wird Christus mit dem „Reich des Himmels“ bezeichnet; im „Barnabas-Evangelium“ mit dem „Gesandten Gottes“. Die vielen Bezeichnungen und Namen des Propheten, der Logo, der das Gesetz Gottes in Worte fasste; der Bote, der Vorbote, der Lehrer, der Meister sorgten ebenfalls für Verwirrung, denn auch diese Begriffe wurden teilweise falsch eingesetzt. In der ganzen Vermischung von Begriffen wie Gott, der Herr, der Meister, der Christus, der Vorbote, der Lehrer, der Messias oder der Gesandte kannte sich schließlich niemand mehr aus.“

Erst dann aber verstand Carlucci, wer dieser Christus war, nämlich der Christus, an dessen Existenz die Menschen nicht glaubten, weil sie ihn nicht sehen konnten, dieser Christus, der göttliche väterliche Teil im Menschen, der vergebens darauf wartete, vom Menschen wahrgenommen zu werden, der durch die Sünde der Menschen gepeinigt und begraben wurde und durch die Wiedergeburt der Taufe und durch das Erlangen der ursprünglichen Reinheit in einem Leben im Einklang mit den Geboten Gottes die Auferstehung aus seinem Grabe erfährt.

„Wenn man genau hinsah“, so grübelte Carlucci „dann erkennt man in dem Aquarian Gospel“, dass der Auftrag Johannes des Täufers, den Christus anzukündigen, seine Wege zu ebnen, dem Auftrag des Aquarian Gospel-Jesus entspricht, der selbst von der Existenz des Christus zeugt. Der Prophet ist der Überbringer der göttlichen Botschaft, der Bote Gottes. Der Gesandte Gottes ist der Christus selbst. Ein Christus der viele Namen hat, wie:

• das Reich Gottes

• der Prinz des Friedens

• das Königreich der Himmel

• der Gesandte Gottes

• der König

• der Geist Gottes

• der Heilige Geist

• Messias

• der Sohn Gottes, wobei diese Bezeichnung auch auf Wiedergeborenen im Geiste zutrifft.

Ein Mischmasch an Terminologie, die in jedem Evangelium für Verwirrung und Verdrehung der wahren Botschaft gesorgt hatte.

Auf einen Nenner gebracht vermitteln alle authentischen Evangelien das Bestreben nach Vollkommenheit und das Überwinden des niederen Selbst.

Carlucci notierte seine Überlegungen erneut:

1. Im „Friedensevangelium“ und „Heliand“ ist die Rede der Wiedergeburt über die Taufe und das Einhalten der Gebote, die aus dem Tempel des Geistes den Tempel Gottes macht.

2. Im „Evangelium des vollkommenen Lebens“ spricht der Prophet von ursprünglicher Reinheit.

3. Der Verfasser des „Barnabas-Evangeliums“ übernimmt die Begriffe Christus, Gesandter, Messias, die er zusammenwürfelt und wie die Evangelisten personifiziert, doch die Botschaft des Propheten ist stets klar erkennbar: „die Beherrschung der Sinne.“

4. In dem Evangelium „Das unbekannte Leben Jesu“ ist ebenfalls die Rede von Vollkommenheit und ursprünglicher Reinheit.

5. Im „Aquarian Gospel“ ist die Rede von der Kreuzigung des niederen Selbst.

Carlucci überlegte weiter. Neben der Tatsache, dass im Aquarian Gospel Jesus die gleiche Mission wie Johannes der Täufer aufweist, nämlich das Wesen des unsichtbaren Christus zu verkünden, der Christus, an den der Mensch nicht aufrichtig glauben kann, weil er ihn nicht mit den Augen des irdischen Körpers sehen kann, gewinnt man den Eindruck, als hätte man mit Gewalt diese Botschaft, die nur eine ist, auf zwei Personen übertragen wollen, auf Johannes den Täufer und auf Jesus. Eine Erkenntnis, die die Vermutung Carluccis erhärtete, dass im 1. Jahrhundert nach Christus nicht zwei Männer von sich sprechen machten, sondern nur einer und zwar „der Täufer“

Im Barnabas Evangelium und in dem Evangelium „Das Unbekannte Leben Jesu“ bezeichnet sich der Prophet als der Vorbote, im Aquarian Gospel aber ist zwar die Rede von Johannes dem Täufer, doch er kündet von der Reinheit und dem Kommen des Christus. Auffällig und merkwürdig ist überdies die Tatsache, dass die zwei Männer nur nebeneinander auftreten und praktisch nie aufeinandertreffen, aber am Jordan lehren, beide begradigen die Wege des Christus.

Im Anschluss an die Reisen, die der Prophet im Osten getätigt hat, berichtet das Aquarian Gospel von einer Reise des Propheten nach Griechenland, nach der er sich für kurze Zeit in Jerusalem aufgehalten habe. Auffallend ist, dass, ganz im Stil des Verschwörers, die Berichte über den Aufenthalt des Heiligen Mannes in Griechenland mit sehr vielen Elementen aus der Reise Paulus übereinstimmen, wie sich im Nachhinein herausstellen würde.

Auch die Begriffe Grab, Gruft, Felsengrab, Grube und die Begriffe Meister, Gott, Jehova , der Herr, die eine Verwirrung zwischen dem Namen Gott und Jesus darstellen, hatten nicht nur L. Downling große Schwierigkeiten bereitet, sondern auch den Übersetzern des Evangeliums in andere Sprachen, von denen man eine gewisse Objektivität erwarten dürfte, die nicht nur ihre religiöse Überzeugung in die Übersetzung des Aquarian Gospels eingliederten, sondern sich im Zweifelsfall immer für die Version des Neuen Testamentes entschieden.

Die Bibel setzt den Begriff „irdisch“ mit dem Begriff „weltlich“ gleich und bringt so den Ausdruck „irdisch“ in Verruf. Der Übersetzer des „Aquarian Gospel“ übernimmt diese verachtende Einstellung über das „Irdische“, die uns der Verschwörer aufdrängt und übersetzt, beispielsweise den Begriff „niederes Selbst“ oder „fleischlich“ aus dem Aquarian Gospel in „Erden-Selbst“.

Teilweise werden vom Übersetzer Propheten-Zitate, die ebenfalls in der Bibel vorkommen, wörtlich von der Bibel übernommen, obwohl die genaue Übersetzung des Zitats im Aquarian Gospel einen ganz anderen Sinn ergibt.

Durch die Umschreibungen des Übersetzers sind viele wertvolle Informationen über die Weisheit Gottes verloren gegangen, von dem der Übersetzer keine Kenntnis hatte, auch weil heilige Texte ein Gemisch von Metaphorik und reellen Begriffen beinhalten, die der Leser je nach Stufe seiner spirituellen Entwicklung entwirren muss. Ein Umstand, der ebenfalls im Barnabas-Evangelium vorzufinden war.

Carlucci überflog seine bisherigen Notizen und schriftlichen Ausführungen. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als die Übersetzungen der Originaltexte selbst vorzunehmen. Zuvor schrieb er aber seine soeben getätigten Überlegungen weiter nieder.

„In dem Brief, den der Heilige Mann an seine Mutter schrieb, unterschreibt der Prophet im Aquarian Gospel mit „Jesus“; in dem Buch Spencer Lewis aber mit Josef, dem Namen seines Vaters. Ein Kuriosum, das ein weiteres Mal darauf hinweist, das L. Downling eigenmächtig Änderungen im gesamten Aquarian Gospel vorgenommen hat, die im Einklang mit seiner religiösen Überzeugung standen und die uns darüber hinaus über den wahren Namen des Propheten im gesamten Aquarian Gospel im Dunkeln tappen lassen.

Der Prophet ist der Logo, was so viel heißt wie das lebendige Wort oder die Weisheit Gottes in Worte gefasst. Der Logo ist also der Prophet, der die Weisheit Gottes, um sie verständlich zu machen, in Form von Gleichnissen lehrt. Eine Eigenschaft, die man sicherlich dem Essener Täufer zusprechen könnte. Also nicht das geschriebene Gesetz auf Bücherseite ist mit Gesetz gemeint, sondern das göttliche Gesetz, das in den Heiligen Schriftrollen (die Natur) geschrieben steht. Im Aquarian Gospel ist ebenfalls die Rede von einem einzigen Gesetz und nicht von den von Menschen geschriebenen Gesetzen.

Aufgrund der vielen Irrtümer, die durch falsche Übersetzungen der Originaltexte, entstanden waren, sah sich Carlucci gezwungen, diese Übersetzungen selbst zu tätigen. Und so kam es, dass im Zuge der Übersetzung des Aquarian Gospels Carlucci einige Begriffe verzeichnen konnte, die ein wenig Klarheit zu der Identität des Propheten, dessen Name er noch nicht genau kannte, bringen würde. Wie im Friedensevangelium ist in dem Aquarian Gospel der Begriff „Menschensöhne“ auf den Menschen bezogen, auf den potentiell Gerechten, der im Dunkel weilt, weil er noch unwissend ist. Einige Male kommt der Begriff „Söhne des Lichtes“ ebenfalls vor – die der Übersetzer zusammen mit der auf den Menschen bezogenen Bezeichnung „Menschensohn“ unterschlagen hat – sodass wir dadurch weitere Hinweise für die Annahme haben, dass der heilige Mann aus dem Aquarian Gospel niemand anderer sein kann als der EssenerTäufer selbst. Ein Faktum, das die Personen Johannes der Täufer und Jesus immer mehr zu einer einzigen Person verschmelzen lassen.

Gleich wie im Barnabas-Evangelium tadelt zwar der heilige Mann seine Landsmänner, die er als „Brüder“ bezeichnet, doch er steht voll und ganz hinter ihnen, verehrt die Priester Israels und bezeichnet sie als die potentiellen Gerechten, weil sie seine Lehre angenommen haben.

Im Aquarian Gospel begegnen wir einer weiteren Eigentümlichkeit, die der Übersetzer nicht übersetzt hat, denn zusammen mit seinen Jüngern wurde Jesus vom Volk als die „Christine“ bezeichnet, also als solche, die das Wesen des Christus verkündet.

Mit dem Aquarian Gospel verfuhr Carlucci sowie mit allen anderen Evangelien, die er gefunden hatte: Als authentisch übernahm er zum größten Teil die Texte, die nach entsprechender Fälschung im Neuen Testament nach den Motiven des Verschwörers manipuliert wurden, was nicht heißen soll, dass in dem Aquarian Gospel nicht weitere authentische Texte enthalten sind. Vorsicht ist dennoch geboten, denn sowohl L. Downling als auch der „Überarbeiter“ und die Übersetzer haben sich – wie Carlucci bereits festgestellt hatte – hin und wieder zugunsten des Neuen Testaments die Texte zurechtgeschustert.

65 Evangelium des Vollkommenen Lebens, Kap. 90,1–6.

66 Aquarian Gospel: Eigene Übersetzung, Kap. 22,1–31.

67 Aquarian Gospel: Eigene Übersetzung, Kap. 30,1–20.

68 Das mystische Leben Jesu, S. 142.

Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 2

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